Die Vietnamesin Nguyen Thi Phuong Thao machte ihre erste Million im Alter von 21 Jahren, indem sie mit Fax-Geräten und Latex handelte. Knapp 25 Jahre später könnte sie nun dank ihrer Fluggesellschaft VietJet Aviation Joint Stock Co. und freizügiger Werbung zur ersten Frau in Südostasien werden, die aus eigener Kraft ein Milliardenvermögen anhäuft.
Nach dem Börsengang von Vietnams einziger privater Fluglinie wird Thao wohl mehr als eine Milliarde Dollar besitzen, wie aus dem Bloomberg Billionaires Index hervorgeht. Ein Grossteil ihres Reichtums geht auf das Konto von VietJet und ihrer Beteiligung an Dragon City, einem Immobilienprojekt in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Fokus auf Wachstum
«Ich habe mich niemals an den Tisch gesetzt und mein Vermögen berechnet», erklärt die 45-Jährige in einem Interview mit Bloomberg. «Mein Fokus liegt allein darauf, wie sich das Wachstum des Unternehmens und die Durchschnittsgehälter meiner Mitarbeiter steigern lassen. Und wie die Fluggesellschaft mehr Marktanteile erobern und zur Nummer eins werden kann.»
Thao plant nach eigenen Angaben den Börsengang von VietJet möglicherweise schon innerhalb der nächsten drei Monate. Bis zu 30 Prozent der Anteile könnten dabei auf den Markt kommen. Das Unternehmen ist bekannt für seine Werbung mit Frauen in Bikinis.
Börsenbewertung von mehr als einer Milliarde
Die Fluglinie strebt eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar an, wie Bloomberg aus informierten Kreisen erfuhr. Thao, die die Airline gegründet hatte, besitzt den Angaben zufolge 95 Prozent des Unternehmens.
«Sie ist nicht wie andere reiche Leute - sie ist ziemlich leise in Vietnam», sagt Vo Phuc Nguyen von CIMB Group Holdings Bhd. in Ho Chi Minh City. «Sie ist mit VietJet wirklich erfolgreich. Aus dem Nichts heraus hat die Airline nun einen Marktanteil von mehr als 30 Prozent in Vietnam, in nur ein paar Jahren.»
Wertvolle Fluglinie
Die offenbar angestrebte Bewertung würde VietJet wertvoller machen als beispielsweise die südkoreanische Asiana Airlines Inc. oder die finnische Finnair Oyj.
Unternehmensangaben zufolge hatte VietJet im vergangenen Jahr den Umsatz auf 10,9 Billionen Dong (471 Millionen Franken) verdreifacht, während der Nettogewinn auf fast eine Billion Dong anschwoll.
Thaos Billigflieger steuert 47 Ziele im In- und Ausland an, darunter Seoul, Bangkok und Singapur. Sie will das Unternehmen zur «Emirates von Asien» ausbauen - also den Erfolg der in Dubai beheimateten Fluggesellschaft kopieren.
Viele weitere geschäftliche Aktivitäten
Neben der Airline und dem Immobilien-Projekt verfolgt Thao offenbar noch viele weitere geschäftliche Aktivitäten. Kreisen zufolge ist sie beispielsweise mehrheitlich an drei Resorts in Vietnam beteiligt: Furama Resort Danang, Evason Ana Mandara Nha Trang und An Lam Ninh Van Bay Villas.
Thao und ihre Holdinggesellschaft besitzen darüber hinaus etwa 20 Prozent an der Ho Chi Minh City Development JS Commercial Bank, oder HDBank, wie es von informierten Personen heisst. Die Bank hat 225 Filialen und beschäftigt fast 10'000 Menschen.
Grösste Inlands-Fluggesellschaft des Landes
VietJet wird in diesem Jahr wahrscheinlich die Staatslinie Vietnam Airlines als grösste Inlands-Fluggesellschaft des Landes überholen, zeigen Schätzungen des CAPA Centre for Aviation. Die International Air Transport Association geht davon aus, dass Vietnam in den nächsten zwei Jahrzehnten zu den zehn Flugmärkten der Welt zählen wird, die am schnellsten wachsen.
«Man muss die Führung übernehmen und kalkulierte Risiken eingehen», sagt Thao. «Als Geschäftsfrau habe ich die Verantwortung, zur Wirtschaft beizutragen und positive Veränderungen im Land und der Gesellschaft voranzutreiben, angesichts der internationalen Integration, die derzeit zu beobachten ist.»
(bloomberg/ccr)
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