Die St. Galler SVP-Nationalrätin Esther Friedli will nicht für den freien Sitz im Bundesrat kandidieren. Dies erklärte sie am Freitagvormittag an einer Medienorientierung der SVP in Mels SG. Ihr Ziel ist nun einen der beiden St. Galler Ständeratssitze.

Für den Bundesrat? Für den Ständerat? Lange hatte sich Esther Friedli Zeit gelassen, ihre Pläne bekannt zu geben. Eine erste Gelegenheit, sich zu erklären, liess sie vor einer Woche bei der Jubiläumsausgabe von «Tele Blocher» in Ebnat-Kappel in ihrem Restaurant «Haus zur Freiheit» mit viel SVP-Prominenz verstreichen.

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Den Satz, «ich will St. Galler Ständerätin werden», sagte sie schliesslich am Freitagvormittag in Mels SG. Die Medienkonferenz fand dort im Festzelt der Viehschau statt. Vorne liessen sich die Besucherinnen und Besucher bewirten, im hinteren Teil wurde über eine allfällige Bundesratskandidatur informiert.

Nicht mit vollem Herzen

Der Lärmpegel war entsprechend hoch. Der St. Galler SVP-Kantonalpräsident Walter Gartmann bat eher vergeblich um etwas Ruhe. Danach schuf Friedli Klarheit: «Für eine Bundesratskandidatur muss man mit voller Überzeugung und mit vollem Herzen dabei sein. Das wäre bei mir nicht der Fall», stellte sie fest.

Sie freue sich nun auf den Wahlkampf für den Ständerat. Es sei nach 13 Jahren Zeit, für eine rein bürgerliche Vertretung des Kantons St. Gallen. Die Voraussetzungen, die es für eine Ständerätin brauche, bringe sie mit, erklärte die 45-jährige Politologin. Den Politbetrieb in Bern kenne sie inzwischen bestens. Sie nehme eigenständige Positionen ein und könne auch Kompromisse schliessen.

Planungen durcheinandergewirbelt

Den Wahlkampf um den Sitz im Stöckli hatte Ständerat Paul Rechsteiner am letzten Freitag lanciert, als er überraschend seinen Rücktritt auf Ende Dezember bekanntgab und damit die Planungen der bürgerlichen Parteien durcheinanderwirbelte. Gestern Donnerstag erklärte bereits SP-Nationalrätin Barbara Gysi, dass sie für die Nachfolge kandidieren will. Die 58-Jährige ist seit 2011 Nationalrätin.

Nun folgt mit Esther Friedli, die seit 2019 im Nationalrat sitzt, eine zweite Kandidatur. Erwartet wird, dass sich auch die FDP am Rennen um den freien Sitz beteiligen wird. Dort könnte die 55-jährige Susanne Vincenz-Stauffacher antreten - ebenfalls seit 2019 im Nationalrat. Möglicherweise werden auch die Grünen mitmischen. Nicht beteiligen wird sich die Mitte, die mit Benedikt Würth bereits den zweiten Sitz besetzt.

Toni Brunners Kandidatur scheiterte

Ein St. Galler Ständeratssitz ist schon länger ein erklärtes Ziel der SVP. Bisher waren aber alle Versuche - auch derjenige von Toni Brunner - gescheitert. Die SVP-Kandidaten unterlagen jeweils im zweiten Wahlgang gegen Paul Rechsteiner. Den Ausschlag gaben stets die Stimmen aus den städtischen Gebieten.

Ob sich nun die Ausgangslage anders präsentiert, dürfte sich erst bei der Auszählung der Stimmen zeigen - wahrscheinlich erneut nach dem zweiten Wahlgang.

(sda/mbü)

Die SVP-Nationalraetin Esther Friedli, aufgenommen nach einer Medienkonferenz der St. Galler SVP zu ihrer Kandidatur als Staenderaetin, am Freitag, 14. Oktober 2022, an der Viehschau in Mels. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Die St. Gallerin Esther Friedli will für die SVP in den Ständerat.

Quelle: keystone-sda.ch