Wenn Russland zahlungsunfähig würde, hätten Inhaber russischer Staatsanleihen praktisch keine Chance, an ihr Geld zu kommen. Das meint einer der weltweit führenden Anwälte für Staatsschuldenprozesse.

Jay Auslander, der 2016 für die Gläubiger von Argentinien tätig war, ist der Ansicht, dass es im Falle eines Zahlungsausfalls kaum Möglichkeiten gäbe, Russland vor Gericht zu ziehen, zumindest nicht bis zum Ende des Konflikts in der Ukraine.

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«Die Auszahlung der Anleihegläubiger hängt ausschliesslich davon ab, dass dieser Konflikt beigelegt wird und Russland auf die Weltbühne zurückkehrt», sagte er in einem Interview mit Bloomberg News.

Allen Verpflichtungen nachgekommen

Russland ist in den letzten Wochen trotz der Embargos von USA, Grossbritannien und Europa allen seinen Verpflichtungen nachgekommen. Das Risiko eines Zahlungsausfalls besteht jedoch weiterhin, da das Land durch die Sanktionen vom Rest der Finanzwelt weitgehend abgeschnitten ist.

Der New Yorker Anwalt erreichte im Streit der Gläubiger mit Argentinien etwa, dass Hubschraubermotoren der argentinischen Armee in den USA beschlagnahmt wurden. Der russische Fall sei jedoch schwieriger, sagte er.

«Im Fall Argentiniens änderte sich nichts, egal was vor den Gerichten passierte, egal welche einstweiligen Verfügungen erlassen wurden, bis Cristina Fernandez de Kirchner abgewählt wurde und Mauricio Macri an die Macht kam», sagte der Anwalt, ein Partner der New Yorker Kanzlei Wilk Auslander.

Investoren könnten Russland verklagen und etwa eine sofortige Rückzahlung der Anleihen verlangen. US-Gerichte würden ihnen wohl recht geben, aber das Geld tatsächlich zurückzubekommen könnte dennoch kompliziert werden, meint Auslander. 

Russland muss normal funktionieren können

«Dieser Krieg muss auf eine Weise beendet werden, die für die Weltmärkte akzeptabel ist, damit Russland wieder einigermassen normal funktionieren kann», so Auslander. «Solange das nicht der Fall ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand im Falle eines Zahlungsausfalls an sein Geld kommt.»

(bloomberg/gku)