Der Zuger Regierungsrat geht davon aus, dass die Folgen des Ukrainekriegs auf die Weltkonjunktur die lokale Wirtschaft stärker treffen werden als die Sanktionen gegen Russland. Der Wegfall der Steuereinnahmen von russischen Unternehmen und Staatsangehörigen sei für Zug verkraftbar.

Zug sei mit seiner internationalen Wirtschaft und Bevölkerung besonders von dem Krieg betroffen, sagte Landammann Martin Pfister (Mitte).

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Dies zeigte sich schon wenige Tage, nachdem die Sanktionen gegen Russland in Kraft getreten sind: Ende letzte Woche wurde bekannt, dass der in Zug ansässige russische Gaspipelinebauer Nord Stream 2 seine Belegschaft entlassen hat.

20 Firmen mit direktem Bezug zu Russland

Prognosen über die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs für den Kanton Zug seien schwierig, weil eine allgemein anerkannte Definition des «russischen Unternehmens» fehle, erklärte der Regierungsrat am Freitag gegenüber den Medien. Dazu komme, dass die Wirkung der Sanktionen auf direkt oder indirekt betroffene Personen oder Unternehmen derzeit schwer fassbar sei.

Basierend auf den Zahlen 2020 hat die Zuger Finanzdirektion rund 20 Gesellschaften mit direktem Bezug zu Russland identifiziert. Zudem weist das Steuerregister etwa deren 300 mit Staatsangehörigkeit Russland aus. Diese Unternehmen und Personen bezahlten dem Kanton rund 21 Millionen Franken Steuern. Dies sei ein substanzieller Beitrag, der Wegfall werde Zug aber nicht in finanzielle Bedrängnis bringen.

Diskussionen um Nord Stream 2 AG

In den letzten Tagen sorgte insbesondere die in Zug beheimatete Nord Stream 2 AG für Diskussionen. Das Unternehmen, das die Ostsee-Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland realisiert, ist konkurs, wie die Zuger Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut (Mitte) am Dienstag sagte. Bereits am Montagabend hatte Bundesrat Guy Parmelin erklärt, dass dem ganzen Personal von Nord Stream 2 in Zug gekündigt worden sei. Über 100 Personen sind betroffen.

Die Firma reagierte am Donnerstag. Sie sei nach eigenen Angaben nicht konkurs, habe aber Personal entlassen müssen. Auf ihrer Homepage erklärte die Pipelinebauerin, sie habe die lokalen Behörden nur darüber informiert, dass das Unternehmen Verträge mit Angestellten habe beenden müssen. Dies sei eine Folge der jüngsten geopolitischen Entwicklungen, welche zu Sanktionen der USA gegenüber Nord Stream 2 geführt hätten.

Das Unternehmen Nord Stream 2 gehört dem russischen Gazprom-Konzern. Die 1230 Kilometer lange Pipeline ist fertig gebaut, Deutschland hat das Genehmigungsverfahren aber wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine aufs Eis gelegt.

(sda/gku/ise)