Vielleicht ist es nur reiner Zufall. Gemäss einem Bericht der «Financial Times» haben sehr bekannte Tech-Unternehmer wie Mark Zuckerberg (Meta), Jeff Bezos (Amazon) und Peter Thiel (Investor unter anderem beim Datenanalyseunternehmen Palantir) in den vergangenen Wochen Aktienbestände im Wert von Hunderten von Millionen Dollar verkauft. «Das könnte ein Signal dafür sein, dass die kürzlichen Höchststände vorbei sind», folgern Experten und Expertinnen. Ganz besonders exponiert ist Nvidia, die KI-Super-Aktie der zurückliegenden zwölf Monate. Ihr Preis hatte sich von 270 auf 880 Dollar verdreifacht.

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Von der Innovation zum Feature

Laut den Analysten und Analystinnen der Zürcher Kantonalbank (ZKB) müssten sich Investoren und Investorinnen drei Fragen stellen: Wie weit wird sich die KI durchsetzen? Wie werden Technologieunternehmen die KI-Vorteile in der Wirtschaft selber gewinnbringend verwerten? Wer wird letztlich davon profitieren – und wird die KI die etablierten Tech-Firmen stärken?

Gegenwärtig lassen sich die Einnahmen aus KI-Anwendungen kaum beziffern – lediglich Microsoft profitiert von seinen Anwendungen mit «Copilot». Derzeit testet man überall den möglichen Return on Investment mit solchen Tools, bevor man dazu übergehen kann, die Umsätze aus dem Verkauf von KI-Anwendungen zu maximieren. Erste gesicherte Erfolge gibt es bei der Softwareentwicklung: Hier liess sich die Effizienz um 20 bis 40 Prozent verbessern – mit einem Zusatzfeature, das man für 230 Dollar pro Jahr als Enterprise-User buchen kann.

Dann könnte sich bei KI eine Wiederholung bisheriger Nutzungsvarianten ergeben: Zusätzliche Funktionen und Programme wurden in grosse Software- und Office-Suiten integriert – und sie endeten dort fast alle als Features. Weil alle Softwarefirmen hier mitziehen müssen, gibt es für kein Unternehmen einen grösseren zeitlichen Vorsprung, womit nur wenig Spielraum für zusätzliche Einnahmen besteht. Und die grossen KI-Investitionen können nur von den etablierten grossen Tech-Unternehmen gestemmt werden – kleinere Startups müssen sich fast immer grössere Partnerunternehmen suchen. Die ZKB hält deshalb die Aktien von Microsoft, Nvidia und Synopsys (spezialisiert auf Chip-Design) im Rahmen ihrer aktiven ESG-integrierten Fundamentalstrategie.

1 Kauf einer Aktie von Amazon steht 120 Verkäufen gegenüber.

 

Bei der UBS richten die Analysten und Analystinnen ihre Blicke bereits auf das Jahr 2025 – denn man geht davon aus, dass sich das solide Gewinnwachstum bis auf Weiteres fortsetzen wird. Grundlage für das weitere Wachstum bei Nvidia ist die neue Blackwell-GPU-Variante. Der KI-Boom weitet sich in benachbarte Bereiche wie Speicherchips aus. Besonderes Augenmerk legt man auf die Trends bei der Monetarisierung der KI und hier auf die Cloud-Umsatzzahlen sowie die KI-Investments sowohl der grossen Tech-Firmen als auch der grossen Firmenkunden. Laut den Analystinnen von Pictet begünstigt der KI-Boom eher die bestehenden Tech-Firmen – aber es gibt hier auch die Auffassung, dass man sich beim Anlagethema KI «am Gipfelpunkt der überzogenen Erwartungen» befinde. Es werde deshalb zu einer Auslese zwischen den Aktien von Unternehmen kommen, die sich mit KI im Wettbewerb ausdifferenzieren können, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist.

Bezüglich Insiderverkäufen fällt Nvidia übrigens nicht auf, wenn man auf die Marktzahlen der Nasdaq abstellt: Das Kauf-zu-Verkaufen-Verhältnis in den letzten drei Monaten ist ähnlich wie bei Microsoft. Extrem ist nur Amazon: Hier stehen in den vergangenen zwölf Monaten einem Kauf gleich 120 Verkaufstransaktionen gegenüber.