«Die Schweiz braucht mehr China-Kompetenz – aber welche?»: Das der Titel einer der sieben Nachmittags-Breakout-Sessions im Rahmen des Europa Forum Luzern Annual Meetings 2021. Basis der Diskussion – die von Nico Luchsinger, Direktor der Asia Society Switzerland geleitet wurde – war die im März publizierte China-Strategie des Bundesrats.

Kernbotschaft dieser Strategie ist es, die «China-Kompetenz» der Schweiz zu stärken. Was genau diese China-Kompetenz bedeutet, ob es hierbei um Sprache, um kulturelles Verständnis oder um bessere Kontakte geht und wie Firmen und Institutionen in der Schweiz ihre China-Kompetenz erhöhen und ausbauen können beantworteten David Braun, Regionalkoordinator Ostasien beim Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) und Martina Fuchs, Journalistin mit langjähriger China-Erfahrung.

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Land und Sprache verstehen, Wissen poolen

«Was hat Ihnen am meisten geholfen, sich China-Kompetenzen anzueignen?», wollte Nico Luchsinger von seinen Gästen wissen. «Es braucht lange, bis man mit der Sprache und der Kultur Chinas vertraut wird», antwortete Martina Fuchs. Da habe mehrere Monate gedauert. Wichtig sei, dass man Verständnis für das Land entwickelt. «Man muss nicht alles akzeptieren. Aber man muss es verstehen», hält die Korrespondentin fest.

Chinesisch habe man nie fertig gelernt. Umso wichtiger sei es, dass man möglichst früh mit dem Lernen beginne. «Ich finde, wir sollten nicht nur Früh-Englisch, sondern auch Früh-Chinesisch in den Schulen einführen.» Genauso sollten Chinesen aber auch mehr Englisch lernen. «Aber die Propagandamaschinerie in China ist gigantisch», weiss die Expertin. Und im Moment stehe Englisch-Lernen nicht zuoberst auf der Agenda der Regierung. 

David Braun erläuterte die Hintergründe der China-Strategie des Bundes. Diese bestehe einerseits, weil China wichtig sei. «Aber auch wegen der grossen Unterschiede zur Schweiz bezüglich der Werte und dem gesellschaftlichen Bild.» Darum sei der Ruf gekommen, dass die Schweiz einheitlicher auftreten müsse gegenüber China.

Braun: «Ein Schwerpunkt ist die Schaffung von mehr Kohärenz, um ein gemeinsames Verständnis zu erreichen.» Beim Erarbeiten der Strategie seien den Zuständigen die verschiedenen Kompetenz-Pools bewusst geworden. «Das Institut für geistiges Eigentum ist zum Beispiel auf ihrem Bereich sehr stark.» Bislang habe die Kommunikation zwischen den einzelnen Stellen gefehlt, obwohl die Herausforderungen teilweise dieselben seien. «Da muss ein Austausch stattfinden. Wir müssen diese Synergien nutzen.»

Vernetzung wichtig

«In der Schweiz gibt es ein sehr breites, journalistisches Wissen zu China», betonte ein Gast aus dem Publikum. Das spezifische Wissen fehle aber. «Wir müssen uns tiefer in der Fachebene austauschen.»

Auf die Frage von Nico Luchsinger, mit welcher Strategie dies zu bewerkstelligen sei, antwortete der Gast: «Vernetzung – am besten über digitale Medien.» Martina Fuchs ergänzte: «Der Person-to-Person Austausch ist der wichtigste.» Das sei im Moment aber nicht möglich, weil China die Schotten dicht gemacht habe. Zudem herrsche in der chinesischen Bevölkerung grosses Misstrauen gegenüber Ausländern. «Es gibt so viele Missverständnisse.» Die Grenzen zu öffnen sei deshalb das ultimative Ziel im Moment.

Gleichzeitig werde aber die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung auch immer frostiger. «Seit Covid-19 herrscht eine grosse Sinophobie», betont Fuchs. Die Meinung über China habe sich seit der Pandemie rapide verschlechtert. Vorher sei man eher positiv eingestellt gewesen. Unter solchen Bedingungen sei es schwierig, Brücken zu bauen.