Geht es um alternative Antriebe beziehungsweise Treibstoffe für die Zukunft, stehen die Elektromobilität, der Wasserstoff (Brennstoffzelle) sowie Gasmotoren (LPG) und E-Fuels im Zentrum. Jede dieser Antriebsarten hat ihre Vor- und Nachteile und ist abhängig von einem leistungsfähigen Versorgungsnetz.
An der diesjährigen IAA Transportation in Hannover wurde von verschiedenen Herstellern eine fünfte Alternative vorgestellt, nämlich der Wasserstoffmotor. Quasi ein Dieselmotor, der nach verschiedenen Modifikationen Wasserstoff direkt als Treibstoff nutzen kann, also ohne den Umweg über die Brennstoffzelle.
Vielversprechende Tests
Eine frappante Idee, die den konstruktiven Aufwand des Antriebes reduziert und dazu auch die Kosten. Der deutsche Motorenhersteller Deutz hat bereits erste Tests mit einem Wasserstoffmotor bestanden und geht davon aus, mit der Serienproduktion des Motors TCG 7.8 H2 im Jahr 2024 starten zu können. Der neue Motor erfüllt nach Deutz-Angaben den von der EU vorgegebenen CO₂-Grenzwert für «Zero Emission» und ist damit Elektromotoren gleichgestellt.
Der sechszylin drige TCG 7.8 H2 baut auf einem bestehenden Motorkonzept auf. Er läuft nicht nur CO₂-neutral, sondern auch sehr leise und liefert rund 200 kW Leistung. Der Motor soll sich grundsätzlich für alle Anwendungen eignen, die Deutz mit seinem konventionellen Antrieb auch schon bisher bedient.
Also beispielsweise Traktoren, Baumaschinen, Nutz- und Schienenfahrzeuge. Deutz geht allerdings davon aus, dass der neue Wasserstoffmotor aufgrund der erforderlichen Wasserstoffinfrastruktur zunächst für stationäre Anlagen und Generatoren sowie im Schienenverkehr eingesetzt wird.
Wasserstoff direkt als Treibstoff zu nutzen, hat viele Vorteile.
Der US-Motorenhersteller Cummins entwickelte mit der X-Serie eine treibstoffunabhängige Plattform zur Verwendung von kohlenstofffreiem Wasserstoff (H₂) oder zur Verwendung von Biogas. Die treibstoffunabhängige Architektur der 15-Liter-X-Serie nutzt einen gemeinsamen Basismotor mit Zylinderköpfen für den Einsatz von H₂ als Treibstoff oder zur Verwendung von Biogas mit einer bis zu 90-prozentigen CO₂-Reduktion.
«Ein weiterer Vorteil des X15- und des X10-Motors ist ihre modulare Architektur für die Anpassung an unterschiedliche Fahrzeugkonfigurationen beziehungsweise unterschiedliche Emissionsvorschriften und Kundenpräferenzen», unterstreicht Alison Trueblood, Executive Director von Cummins. Ebenfalls an einem Wasserstoffmotor arbeitet der niederländische Fahrzeughersteller DAF.
Der Hersteller weist darauf hin, dass der Was-serstoffverbrennungsmotor im Vergleich zur Brennstoffzellenlösung gute transiente Eigenschaften bietet und damit keine grossen Energiespeichersysteme erfordert. Weitere Vorteile seien eine geringere erforderliche Kühlleistung und geringere Anforderungen bei der Wasserstoffreinheit. Kürzlich wurde DAF für den neuen DAF XF H2 Innovation Truck mit Wasserstoffverbrennungsmotor mit dem Truck Innovation Award 2022 ausgezeichnet.
Der Truck Innovation Award ist eine Initiative der Jury von International Truck of the Year (IToY) und würdigt neue, vielversprechende technologische Entwicklungen, die für eine nachhaltige Zukunft im Nutzfahrzeugbereich eine entscheidende Rolle spielen können.
Insgesamt fünf verschiedene Antriebe
Es kann davon ausgegangen werden, dass einige weitere Nutzfahrzeughersteller an der Entwicklung eines Wasserstoffmotors arbeiten. Noch besteht eine gewisse Skepsis gegenüber der Direktverbrennung von H₂.
Doch bei den verschiedenen Gesprächen an der IAA Transportation konnte man doch eine steigende Zustimmung zu diesem Antriebsprinzip heraushören.
Welcher alternative Antrieb das Rennen machen wird, ist derzeit ungewiss. Durchaus möglich ist, dass alle fünf Varianten zum Einsatz gelangen, denn dies hängt in erster Linie von den Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeuge und von der Wasserstoffinfrastruktur ab.
1 Kommentar
Das ist der richtige Krieg, den es zu führen gilt, nämlich der Kampf gegen den Untergang unseres Planeten. Vielen Dank all jenen Menschen, welche diesen Kampf gewiss mit Bravour meistern werden. Vielleicht hat es gar Russinnen und Russen oder Ukrainerinnen oder Ukrainer darunter, welche dazu beitragen, unseren Planeten zu retten! ;-)