Nach dem weitestgehenden Wegfall der Sanktionen des Westens gegenüber Iran hoffen Unternehmen wie Staaten auf gute Geschäfte. Eine der Grundvoraussetzungen dafür sind aber passable Verkehrsanbindungen. Doch aus der Schweiz kommt man weiterhin nur mit Umsteigen nach Iran.

Die Fluggesellschaft Swiss hat laut einer Mediensprecherin derzeit auch nicht geplant, das Ziel Iran direkt anzufliegen. Wie bei allen Destinationen sei dies eine Entscheidung gewesen, die anhand der Nachfragesituation und der Verfügbarkeit von Crews sowie Flugzeugen getroffen wurde. Auch die politische Lage, die sich nun im Fall der Islamischen Republik entspannt hat, habe im Entscheidungsprozess eine Rolle gespielt. Für Reisende aus der Schweiz gibt es daher nur Umsteigeverbindungen, wo häufig längere Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen.

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Schweiz prüft bestehendes Abkommen

Generell wäre es aber möglich, Flugverkehr zwischen der Schweiz und Iran aufzunehmen. Laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) besteht seit 2007 ein Luftverkehrsabkommen mit dem Mullah-Regime. Die Schweiz überprüfe gemäss einer Behördensprecherin zudem regelmässig den Inhalt bestehender Abkommen und passe diese den Entwicklungen der Zivilluftfahrt an. So werde das Abkommen mit Iran derzeit auch überprüft und – falls erforderlich – Verhandlungen angestrebt, um für die Schweizer Aviatik optimale Rahmenbedingungen zu schaffen.

Sollte eine iranische Fluggesellschaft Verbindungen in die Schweiz aufnehmen wollen, muss sie dem Bazl zunächst ein Gesuch einreichen. Derzeit gibt es aber laut der Behörde keinen solchen Antrag.

Intensiver Flugverkehr in die Golfstaaten

Mit anderen Ländern als der Schweiz wird der Flugverkehr aber durchaus intensiver. So haben zahlreiche Fluggesellschaften der Golfregion bereits ihre Frequenz zu Destinationen der Islamischen Republik erhöht. Die in Dubai beheimatete Emirates fliegt zum Beispiel schon seit September 2015 mit Mashhad mehrmals wöchentlich eine zweite Stadt in Iran an. Qatar Airways aus Katar oder die Etihad aus dem Emirat Abu Dhabi verbinden zudem ihre Hauptstädte mit Iran.

Auch Billigairlines der Golfregion, wie Fly Dubai oder Air Arabia, haben die Islamische Republik als Markt entdeckt und das Land schon vor einigen Monaten sogar mit vielen kleineren Flughäfen in ihr Programm aufgenommen.

Lufthansa ist der Swiss einen Schritt voraus

Auch europäische Staaten setzen auf eine starke Wiederbelebung des Direktverkehrs mit Iran. So fliegt zum Beispiel die deutsche Lufthansa, das Mutterhaus der Swiss, ohne Umschweife in das islamische Land. Ab kommenden Sommer wechselt Deutschlands bedeutendste Fluggesellschaft sogar auf einen einen grösseren Flugzeugtypen, der zwischen Frankfurt und Teheran eingesetzt werden wird. Lufthansa will die iranische Hauptstadt ausserdem von München aus ansteuern.

Die österreichische Austrian Airlines, auch eine Lufthansa-Tochtergesellschaft, bietet seit März 2014 wieder Direktflüge von ihrem Drehkreuz Wien nach Teheran an.

Sogar Hoffnung für Exil-Iraner in den USA

Selbst die USA machen in Sachen besserer Verkehrsanbindungen mit Iran vorwärts, obwohl sich die Weltmacht und das Mullah-Regime jahrzehntelang bitter verfeindet waren. Millionen von Iranern in den Vereinigten Staaten erhielten nämlich am Montag eine Freudennachricht. Das Aussenministerium Irans hatte zu Beginn der Woche fortgeschrittene Gespräche mit den amerikanischen Behörden bestätigt, wonach der direkte Flugverkehr zwischen den USA und der Islamischen Republik bald wieder aufgenommen werden könnte.

Seit über drei Jahrzehnten herrscht zwischen den beiden Ländern kein Flugverkehr. Reisende aus Amerika müssen deshalb analog zu ihren Pendants aus der Schweiz auf dem Weg nach Iran derzeit noch mindestens einmal in der Nahostregion oder in Europa umsteigen. Zumindest für die Amerikaner scheint sich eine Besserung abzuzeichnen.

(sda/jfr)