Der Finanzinvestor CVC - in der Schweiz bekannt als einstiger Besitzer von Sunrise - übernimmt 80 Prozent der Breitling. Die Luxusuhrenmarke ist eines der letzten unabhängigen Unternehmen der Branche, das in Familienbesitz ist.

Doch ganz verabschieden wird sich die Besitzerfamilie Schneider nicht aus dem Unternehmen. Théodore Schneider, Chef seit 1998, wird im Zuge der Transaktion «in Breitling reinvestieren und so mit einem Anteil von 20 Prozent weiter am Unternehmen beteiligt bleiben», heisst es in der Mitteilung, die CVC am Freitag verschickt hat.

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Verkauf hat wohl familiäre und wirtschaftliche Gründe

Théodore Schneider ist der Sohn des Piloten Ernest Schneider, der den Uhrenhersteller 1979 von der Gründerfamilie Breitling gekauft hatte. Zum Verkauf nun haben ihn wohl einerseits familiäre Gründe bewogen. So sollen zwei Schwestern den Wunsch haben, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Andererseits könnten auch wirtschaftliche Erwägungen beigetragen haben.

Die «Neue Zürcher Zeitung» spekulierte bereits im November über einen möglichen Verkauf der Aviatik-Chronographenmarke. Sie wies anhand der Anzahl an Uhrwerken, die Breitling der Chronometer-Prüfstelle COSC vorlegt, nach, dass die Geschäfte wohl nicht mehr so glänzend liefen.

Historisch mit der Luftfahrt verbunden

Demnach liess Breitling in den goldenen Jahren bis 2008 bis zu 234'000 Uhrwerke pro Jahr zertifizieren. Bis 2010 war die Zahl auf 122'600 gesunken und bis 2015 wieder auf 148'000 gestiegen.

Breitling selbst gibt keine Zahlen bekannt. Laut Schätzungen erwirtschaftet der Uhrenhersteller einen jährlichen Umsatz von über 400 Millionen Franken. Breitling ist historisch stark mit der Luftfahrt verbunden und bezeichnet sich als offiziellen Lieferanten der Luftfahrt.

900 Mitarbeiter

Breitling betreibt zwei Fertigungsstätten, eine in La Chaux-de-Fonds NE und eine weitere am Firmensitz in Grenchen SO. Insgesamt beschäftigt die Uhrenmarke 900 Mitarbeitende.

Bemerkenswert ist, dass die Übernahme nur der Finanzinvestor CVC mitteilt. Im Communiqué lässt sich Théodore Schneider zwar zitieren, aber auf der Homepage von Breitling findet sich kein Wort dazu. Auch zu den finanziellen Details der Transaktion haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass der Unternehmenswert von Breitling bei etwa 870 Millionen Franken liegt.

Ehemaliger Besitzer von Sunrise

CVC wiederum ist in der Schweiz kein Unbekannter. Der Finanzinvestor – 1981 in London gegründet – hatte 2010 den Telecomanbieter Sunrise übernommen und fünf Jahre später an die Börse gebracht. Zudem war CVC jahrelang Hauptgesellschafter der Formel 1; derzeit ist die Beteiligungsgesellschaft beispielsweise an der Parfümerie-Kette Douglas beteiligt.

Die treibenden Kräfte hinter dem Deal um Breitling sind der ehemalige Deutschlandchef bei der Investmentbank Goldman Sachs und heutiger Deutschland-Chef von CVC, Alexander Dibelius, und der CVC-Senior-Managing Director Daniel Pindur.

Zumindest Dibelius gilt als umtriebig. So war er 2009 in Deutschland an den Gesprächen um die strauchelnden Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt beteiligt und 2005 sorgte er dafür, dass in München die einstige Villa des Literaturnobelpreis-Trägers Thomas Mann wieder rekonstruiert wurde.

(sda/me)