Dies sagte das EZB-Ratsmitglied am Mittwochabend in einem Vortrag an der London School of Economics. Er fügte an: «Die Daten werden uns leiten, wohin wir gehen müssen.» Vor der nächsten Zinssitzung im März sei offen, ob das neutrale Zinsniveau schon nah oder noch eine Wegstrecke zu gehen sei. Mit dem neutralen oder auch natürlichen Zins ist ein Niveau gemeint, das die Wirtschaft weder bremst noch anschiebt.

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Volkswirte der Europäischen Zentralbank (EZB) verorten diesen in der Fachwelt unter dem Kürzel «r*» bekannten natürlichen Zinssatz in einem Fachartikel in einer Bandbreite von 1,75 bis 2,25 Prozent. Nach der jüngsten Senkung im Januar liegt der Leitzins im Euroraum - der sogenannte Einlagensatz - bei 2,75 Prozent, womit das geldpolitische Niveau die Wirtschaft noch bremst. EZB-Chefin Christine Lagarde signalisierte allerdings, dass der Senkungskurs noch nicht zu Ende sei.

«Je näher wir dem neutralen Zinssatz kommen, desto angemessener ist ein schrittweiser Ansatz», betonte Nagel in seiner Londoner Vorlesung mit dem Titel: «r* im geldpolitischen Universum: Navigationsstern oder dunkle Materie?» Für diesen Zweck sei der natürliche Zins ein hilfreiches Konzept: «Es zeigt an, wann wir bei Leitzinsbewegungen vorsichtiger sein müssen, damit wir keinen falschen Schritt machen.»

Der Bundesbankchef verwies darauf, dass es beim natürlichen Zins um ein theoretisches Konzept gehe: «Es wäre riskant, Entscheidungen hauptsächlich auf r*-Schätzungen zu stützen. Es bedarf noch viel mehr, um den aktuellen geldpolitischen Kurs und den optimalen politischen Kurs für die nahe Zukunft zu beurteilen.» (reuters/hzb/ps)