Nancy Pfund ist eine Tesla-Investorin der ersten Stunde. Die Gründerin der US-Venture Capital Firma DBL Partners setzte früh auf die E-Autos aus Kalifornien. Beim Worldwebforum 2018 in Zürich erläuterte sie, wie sie Unternehmen identifiziert, die nicht nur Rendite abwerfen, sondern auch einen nachhaltig positiven Effekt in Bezug auf Soziales und die Umwelt haben. Damit ist Pfund eine führende Vertreterin des so genannten Impact Investing. Ihre Firma ist nicht nur in Tesla investiert, sondern auch in den Bereichen Clean Tech sowie dem Gesundheits- und Energiemarkt.
DBL stieg bei Tesla 2006 ein. «Natürlich hatten wir Zweifel, es gab ja keine langjährige Erfolgsbilanz bei Tesla», sagt Pfund im Gespräch mit der «Bilanz». «Aber wir waren sehr beeindruckt vom Tesla-Team.» Damals war noch Martin Eberhard Chef der Firma und nicht Elon Musk. (Ein Interview mit Martin Eberhard finden Sie hier.)
Zufrieden mit der Investition in Tesla
«Wir sind durch einen Professor der Universität Stanford, der zu alternativen Energien forschte, auf Tesla aufmerksam geworden», sagt Pfund. «Was wir damals allerdings nicht wussten ist, wie ungeheuer schwierig es sein würde, das Auto zu produzieren. Nun sind wir aber sehr happy über unser Tesla-Investment.» DBL verwaltet in drei Fonds rund 650 Millionen Dollar. Zahlen bezüglich der Rendite gibt die Firma nicht preis. Zu den Kunden zählen nicht nur Pensionsfonds, sondern auch Family Offices und Firmenkunden.
Zur Frage, wie Pfund passende Firmen findet, die nicht nur gut rentieren, sondern auch nachhaltig positive Ergebnisse erzielen, sagte sie: Zunächst gehe es darum, auf den CO2-Markt zu fokussieren – nach dem Motto: Wo existieren nicht nachhaltige Geschäftspraktiken? Ebenso gelte es, Bereiche zu identifizieren, in denen es grundsätzlich etwas zu verbessern gebe – zum Beispiel bezüglich sozialer Aspekte. Auch ein guter Hinweis für eine Investitionsmöglichkeit sei, wenn in einer Branche die führenden Industrie-Ikonen schon mehrere Jahrzehnte alt seien und Innovationen ausgeblieben seien.
Tesla habe alle diese drei Punkte erfüllt: Ein Elektroauto komme ohne fossile Brennstoffe aus, die CO2-Belastung sinke. Ausserdem sollte ein Fahrzeug produziert werden, das helfe, in Kalifornien verloren gegangene Jobs im Industriesektor zu ersetzen. Zuvor hatte ein Toyota-Werk viele Mitarbeiter entlassen. Ausserdem hätten die klassischen US-Autokonzerne das Elektro-Auto-Geschäft nicht im Blick gehabt, so Pfund.
China forciert E-Auto-Boom
Mittlerweile sei der Tesla-Erfolg nicht von der Hand zu weisen: Der Elektro-Automarkt wachse, Länder wie China forcierten das Elektro-Thema und würden darauf drängen, die Zahl der mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeugen deutlich zu senken.
Doch was ist mit den vielen Verzögerungen bei der Tesla-Produktion? Kann Elon Musk seine ambitionierten Ziele erreichen? Man sollte nicht nach völliger Perfektkion streben und damit das Gute einer Idee zerstören, argumentiert Pfund. «Wenn man die Welt verändert, läuft nicht alles nach Plan.» Tesla habe eben sehr hoch gesteckte Ziele. Da sei es normal, wenn sich die Produktion verzögere. «Wen interessiert, ob das Auto nun im März oder doch erst im Juni kommt, wenn das Gesamtergebnis stimmt», sagt Pfund. Es gebe keine Tesla-Blase, das Wachstum sei enorm.
Allerdings gibt sie zu bedenken, dass es wichtig sei, die Energieerzeugung weiter Richtung Solar zu forcieren. Es mache ja keinen Sinn, den Tesla mit Strom zu betreiben, der etwa aus Kohle-Kraftwerken stamme.
Trump ist gut für Impact Investing
Ist US-Präsident Donald Trump eher gut oder schlecht für ihr Geschäft? Trump sei gut für das Impact Investing, argumentiert Pfund. Früher hätten viele Leute geglaubt, es reiche, mittels Spenden an Parteien und Politiker den Wandel in einer Gesellschaft zu forcieren. Das klappe allerdings nicht mehr. Nach der Trump-Wahl würden nun viel mehr Menschen sich für einen positiven Wandel der Gesellschaft engagieren. Auch wenn Trump sich gegen Klimawandel-Initiativen einsetze und Kohle als Energielieferant propagiere: «In den USA haben die Bundesstaaten einen grossen Einfluss auf die Umweltpolitik, und sie sind vielfach anderer Meinung als Trump.» Ebenso würden viele andere Länder weiterhin das Klimaabkommen von Paris unterstützen, das helfe in einer Situation, in der die USA es nicht mehr unterstützten.
Beim Bitcoin-Hype will Pfund allerdings nicht mitmachen. Sie sei nicht in die Kryptowährung investiert. Allerdings setzt sie grosse Hoffnungen in die Blockchain-Technologie. Sie biete gute Möglichkeiten, etwa für die Energie-Branche, aber auch im Lebensmittelmarkt, um Ineffizienzen zu reduzieren und die Versorgung mit Gütern besser zu organisieren.
World Web Forum in Zürich
Das sechste World Web Forum, der Digital-Gipfel der Führungskräfte, fand Mitte Januar in Zürich statt. Es sprachen unter anderem: Topmanager-Berater Marc C. Thompson, Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann («State of the End of Nation») und Iron-Maiden-Sänger Bruce Dickinson («Rock the World»). Datum: 18./19. Januar 2018.
Mehr Infos: worldwebforum.com