Es wird ein regelrechter Lackmustest: An der Antiquorum-Auktion vom 9. und 10. November in Genf wird ein Exemplar des legendären Modells Richard Mille RM UP-01 Ferrari versteigert, das mit seinen 1,75 Millimetern Bauhöhe als «flachste Uhr der Welt» Schlagzeilen machte. Gewiss, Richard-Mille-Uhren haben in den letzten Jahren auch schon gute Ergebnisse an Auktionen erzielt, doch hier geht es um ein Stück der Extraklasse mit höchstem Symbolwert – die Sammlerwelt hält den Atem an.
Was man wissen muss: Auktionen, lange Zeit nur ein Marktplatz für Insider, haben sich zum Gradmesser für den wahren Wert einer Marke entwickelt. Wer an Auktionen punktet, wird gefeiert und kann auch im regulären Markt gutes Geld für seine Stücke verlangen. Die Marketing-Maschinerie der Brands präsentiert die Spitzenpreise deshalb der Öffentlichkeit neuerdings wie Olympiasieger ihre Goldmedaillen. Jetzt erst recht, denn der Hype hat sich etwas abgekühlt: Wer heute performt, gehört klar zu den gestählten Branchenleadern.
Sieger der Disziplin waren übrigens jahrzehntelang die zwei Platzhirsche Rolex und Patek Philippe. Unvergessen bleibt etwa der sagenhafte Preis von 17,75 Millionen Dollar, der vor Jahren für eine Cosmograph Daytona von Schauspieler Paul Newman bezahlt wurde. Inzwischen drängen aber auch Newcomer auf die Bühne, zum Beispiel Jungtalent Rexhep Rexhepi: An der glamourösen Only-Watch-Versteigerung dieses Jahr kam sein Chronomètre Antimagnétique für 2,1 Millionen Franken unter den Hammer. Das war 14-mal mehr als der obere und 21-mal mehr als der untere Schätzpreis.
Die Uhr von Richard Mille wird auf ein bis zwei Millionen Franken geschätzt. Mit ihrer 1,75 Millimetern Bauhöhe war sie 2022 die flachste Uhr der Welt. Dann wurde sie von Bulgari mit der Octo Finissimo Ultra um 0,5 Millimeter unterboten, und inzwischen präsentierte der russische Staruhrmacher Konstantin Chaykin mit der ThinKing eine nur noch 1,65 Millimeter hohe Uhr. Kleiner Makel: Es braucht bei seiner Uhr ein Zusatz-Apparätli, um sie aufzuziehen oder zu stellen.
Ganz einfach zu entthronen sind die Star-Lokomotiven allerdings nicht. An der erwähnten Only-Watch-Auktion etwa schaukelten sich die Angebote für eine Patek Philippe Grande Sonnerie Référence 6301A-010 hoch und höher – bis der Hammer bei 15,7 Millionen Franken fiel. Der Schätzpreis hatte bei 1,5 bis 1,8 Millionen gelegen.
Preview: Showroom Antiquorum Genf, Rue du Mont-Blanc 3, 6. November: Nachmittag; 7., 8. und 9. November: 9 bis 18 Uhr.