Der Uhren- und Schmuckhändler Gübelin ist in Luzern eine Institution und weltweit renommiert für ihre Expertise in Sachen Farbedelsteine. Dieses Jahr feiert das Traditionsunternehmen seinen 170. – nicht mit einem Geschmeide, sondern mit einer Gübelin-Uhr. Raphael Gübelin, Vertreter der sechsten Generation und seit über 13 Jahren der Chef im Haus, über das Zustandekommen – und die Uhr. 

Herr Gübelin, warum bringen Sie, der Edelsteinpionier, zum 170-Jahr-Firmenjubiläum ausgerechnet eine Uhr heraus? 

Dazu gekommen ist es wegen Santiago Calatrava. Er ist auf mich und meinen Vater zugekommen mit «Ich möchte gern eine Uhr machen, würdet ihr mitmachen?». Wir fühlten uns sehr geehrt, die Idee hat uns gefallen, und wir haben zugesagt. 

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Wann war das? 

Das war vor drei Jahren, und wir haben uns voll darauf eingelassen.

Raphael Gübelin ist seit über 13 Jahren CEO des Hauses.

Raphael Gübelin ist seit über 13 Jahren CEO des Hauses.

Quelle: Gubelin Branding C L elfirasser.com08

Worauf haben Sie sich denn eingelassen? 

Zu Beginn wussten wir das ehrlich gesagt nicht so recht. Nachdem wir zugesagt hatten, begann Santiago Calatrava zu zeichnen und lieferte uns nach zwei Monaten ein Sketch Book. Ab diesem Moment war dann allen klar, dass er es ernst meint, und wir waren zu 100 Prozent dabei.

Was mussten Sie Calatrava bezahlen? 

Nichts.

Ein Projekt-Highlight?

Als wir den ersten Prototyp in der Hand hielten. Die Form der Uhr ist magisch, je mehr man sie trägt, desto schöner wird sie.  

Gefällt sie auch Calatrava?

Ja, und das war mir sehr wichtig. Die Uhr sollte nicht nur uns gefallen, sondern auch ihm, von dem ja die Gestalt stammt - und die Initiative kam. Das ist gelungen.

Warum kommt jemand wie Calatrava zu Ihnen und sucht nicht eine der zahlreichen hoch etablierten Uhrenmanufakturen im Land auf?

Unsere Familie und die Familie Calatrava kennen sich seit vielen Jahren privat, haben gegenseitig grossen Respekt und pflegen eine Freundschaft.

Designer Santiago Calatrava hatte den Wunsch, eine Uhr zu entwerfen.

Designer Santiago Calatrava hatte den Wunsch, eine Uhr zu entwerfen.

Quelle: Thomas Hoeffgen

War der Zeitmesser von Anfang an als Jubiläumsuhr gedacht?

Nein. Wir wussten ja nicht, wie viel Zeit dieses Projekt in Anspruch nehmen würde. Der Entscheid, die Uhr im Zusammenhang mit unserem Firmenjubiläum zu lancieren, fiel erst, als sich abzeichnete, dass wir im Lauf dieses Jahres fertig werden. 

Was hat Gübelin sich diese Uhr kosten lassen?

Wir sind ein Familienunternehmen und geben keine Zahlen bekannt. Eines kann ich aber sagen: Wir haben keine Manufaktur gekauft … Die Uhr zu machen, war vielleicht mutig, doch übermütig wurden wir deshalb nicht. Wir haben aber enorm viel Arbeit und Herzblut hineingesteckt und mit Zulieferern zusammengearbeitet, die, by the way, gebrannt haben, so wie wir. 

Wie heisst die Uhr?

Gübelin Ipsomatic. Wir haben ja als Uhrmacher angefangen, dann selber Uhren hergestellt. Daran haben wir uns orientiert und beispielsweise auch die Schwungmasse des Felsa-Werks genau gleich gestaltet wie 1954 zum 100-Jahr-Jubiläum.

Was hat es mit dem Felsa-Werk auf sich?

Wir haben versucht, möglichst viele Geschichten unserer Geschichte mit dieser Uhr zu verbinden, daher auch ihr Name. Ein eigenes Kaliber hätten wir überzogen gefunden. Zumal das Felsa uns mit der Vergangenheit verbindet – und heute ja auch nicht mehr hergestellt wird, also an sich schon limitiert und besonders ist. 

Sind die Uhren schon verkauft?

Wir haben vor drei Monaten für unsere uhrenaffine Kundschaft die «Friends of Gübelin»-Community gegründet und dort angefangen, über die Uhr zu berichten. Das Interesse war sehr schnell sehr gross und konkret, ohne dass die Besteller die Uhr in Echt gesehen oder am Handgelenk hatten.

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