Das World Ecocomic Forum, das in diesem Jahr unter dem Motto «Rebuilding Trust» steht, wirft wortwörtlich seine Schatten voraus. Denn viel Licht der Hoffnung haben die im Rahmen des 19. Global Risks Reports rund 1’400 weltweit befragten Risikoexperten, politischen Verantwortungsträger und Branchenführer offensichtlich nicht gesehen: Die Anpassungsfähigkeit der Welt stosse, so eine Kernaussage des Risk Reports, angesichts von Risiken wie systemischer Verschiebungen der globalen Machtverhältnisse, Klimaveränderungen oder neuer Technologien an ihre Grenzen. Die Fortschritte in der menschlichen Entwicklung würden langsam abgebaut und Staaten sowie Individuen immer anfälliger für neue oder wieder aufkeimende Risiken. So sehen rund ein Drittel der Befragten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine globale Katastrophe in den kommenden zwei Jahren, die anderen zwei Drittel tun dies in einem Zeitraum von zehn Jahren - wie auch immer dieses düstere Szenario aussehen mag.
Fehl- und Desinformation als Top-Risiko
Angesichts von zahlreichen Wahlen in mehreren grossen Volkswirtschaften in den kommenden zwei Jahren und dem Siegeszug künstlicher Intelligenz steigen auch die Sorgen vor KI-gesteuerten Fehlinformationen und Desinformation - dieses Risiko belegt den ersten Rang noch vor klimabedingten Extremwetter-Ereignissen auf Rang zwei. Die Sorge vor einer Polarisierung der Gesellschaft steht auf Rang drei. Auf längere Sicht von zehn Jahren dominieren die Sorgen vor Extrem-Wetterereignissen, gefolgt von kritischen Veränderungen der Erdsysteme, Verlust der biologischen Vielfalt und der Knappheit natürlicher Ressourcen. «Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen zusammenkommen, um kurzfristige Krisen zu bewältigen und die Grundlage für eine widerstandsfähigere, nachhaltigere und integrativere Zukunft zu schaffen», lautet fast schon der Hilferuf von Saadia Zahidi, Managing Director des WEF.
Neue Leitplanken setzen
Eine Vergleichbarkeit zum letztjährigen Global Risk Report ist nur schwer gegeben. Dort standen die mit der gestiegenen Inflation einhergehenden Sorgen vor gestiegenen Lebenshaltungskosten, Naturkatastrophen und Extrem-Wetterereignisse sowie geoökonomische Auseinandersetzungen unter den Top3-Risiken, während auf Sicht von zehn Jahren vor allem die Folgen des Klimawandels das Sorgenbarometer anführten. Der aktuelle Report fordert die Staats- und Regierungschefs auf, die Massnahmen zur Bewältigung globaler Risiken zu überdenken und die weltweite Zusammenarbeit auf den raschen Aufbau von Leitplanken für die störendsten neu auftretenden Risiken zu konzentrieren. Das ist angesichts des vorherrschenden Pessimismus sicherlich kein leichtes Unterfangen.