Die Schweizer Währungshüter haben nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank vermutlich nicht am Devisenmarkt interveniert. Zwar wertete der Franken gegenüber dem Euro kurz etwas auf und geriet vorübergehend unter 1,09 Franken, nachdem die EZB eine Leitzins-Senkung verkündet hatte. Donnerstag. Doch die Experten hatten dies so erwartet.
«Ich sehe keine Anzeichen, dass die SNB interveniert hat», sagte Maxime Botteron, Ökonom bei der Credit Suisse. Die SNB lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Nationalbank habe keinen Anlass, ihren Leitzins tiefer in den negativen Bereich zu schieben, meint CS-Ökonom Botteron: «Für die SNB ist der Druck, die Zinsen zu senken, gefallen. Bei einer temporären Franken-Aufwertung könnte sie mit Interventionen am Devisenmarkt gegensteuern.»
Kurz auf dem Höchstwert
Marktteilnehmer erwarten von der Nationalbank allerdings mehrheitlich eine Zinssenkung um gut zehn Basispunkte. Notenbankchef Thomas Jordan hatte zuletzt jedoch betont, die Zentralbank habe den Spielraum, die Zinsen noch weiter zu senken. Die nächste reguläre Zinssitzung der SNB ist für 19. September geplant. Aktuell liegt der Leitzins bei minus 0,75 Prozent.
Die Schweizer Börse zeigte sich nach dem Zinsentscheid der EZB wenig verändert – allerdings hatte der SMI im frühen Nachmittag noch kurz einen neuen Höchstwert markiert. Die EZB-Massnahmen trafen laut ersten Kommentaren insgesamt in etwa die Erwartungen am Markt.
Neben der Senkung des Einlagensatzes für Banken auf minus 0,5 Prozent von minus 0,4 Prozent sorgte auch das im November startende erneute Wertpapierkauf-Programm für Aufmerksamkeit. Dessen Ausmass falle aber als etwas geringer aus als erwartet, meinte ein Marktanalyst. Unter deutlichen Druck gerieten am Schweizer Aktienmarkt die Werte der Grossbanken, deren Erträge unter dem Niedrigzinsumfeld leiden.
(Reuters | AWP | rap)