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PersonPeter Voser
Was mit dem grössten Schweizer Industriebetrieb ABB in naher Zukunft passieren wird, entscheidet hauptsächlich ein Mann: VR-Präsident Peter Voser. Zwei entscheidende Fragen muss er 2019 beantworten: Ist sein CEO Ulrich Spiesshofer noch der richtige Mann? Und ist das Konglomerat ABB mit seinen vier Divisionen noch zeitgemäss aufgestellt?
Die Antworten auf diese Fragen hängen zusammen. Spiesshofer, seit 2014 und damit ein Jahr länger im Amt als Voser, baut den Konzern zwar energisch um, verfehlt aber seit Jahren seine – selbst definierten – Ziele. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs: Ein Kurs von 35 Franken sei absolut erreichbar, daran werde er sich messen lassen, versprach Spiesshofer einst. Nun dümpelt die Aktie bei 20 Franken und liegt damit tiefer als beim Amtsantritt. Es ist fraglich, ob Voser noch lange zuschaut: «Ich erwarte zusätzliche Ergebnisverbesserungen in den nächsten Jahren», kündigte er bereits an.
Auch die Konglomeratsfrage muss Voser beantworten, also den Entscheid treffen, ob ABB dem Beispiel von Konzernen wie Siemens, Bayer oder RWE folgt und grosse Teile des Geschäftes abspaltet, um sich auf wenige lukrative Bereiche zu konzentrieren. Grossaktionär Cevian fordert das bei ABB schon lange. Besonders um die ungeliebte, weil margenschwache Division Power Grids ranken sich daher immer wieder Verkaufsgerüchte. Auch hier wird Voser das letzte Wort haben.
Der 60-Jährige kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Und das, obwohl sich der Start gar nicht vielversprechend anliess: Mit 16 brach er die Schule ab für eine KV-Lehre. Danach stieg er bei Shell als Buchprüfer ein und arbeitete sich im Erdölkonzern hoch. Nach der Jahrtausendwende trug er als Finanzchef massgeblich dazu bei, ABB vor dem Bankrott zu retten. Seither geniesst er bei vielen Mitarbeitern aus alten Zeiten in der ABB-Zentrale in Zürich Oerlikon Heldenstatus. 2004 wechselte Voser als Finanzchef zu Shell zurück, fünf Jahre später wurde er CEO des grössten europäischen Konzerns. Um mehr Zeit mit seiner Familie zu haben, kehrte der gebürtige Aargauer 2014 in die Schweiz zurück, ein Jahr später wurde er ABBPräsident. Er sitzt zudem in den Boards von Roche und IBM. Als einer von nur drei Westlern amtet Voser ausserdem im Singapurer Staatsfonds Temasek.