Microsoft-Gründer Bill Gates ist seinem erklärten Ziel ein bisschen näher gekommen, die Trinkwasserprobleme der Welt zu lösen. Am Dienstag stellte der Multimilliardär in einem Internetvideo eine Maschine vor, die in rund fünf Minuten Abwasser in Trinkwasser verwandelt.
Omniprocessor heisst die Wundermaschine, die die Trinkwasserversorgung der Dritten Welt revolutionieren soll. Das Besondere an dem Gerät: Es filtert nicht nur das Wasser in eine trinkbare Qualität, sondern es produziert gleichzeitig aus den menschlichen Abfällen auch Elektrizität. Der Strom reicht aus, um die Maschine anzutreiben und zusätzlich an die lokale Kommune verkauft zu werden. So könnte der Besitzer seine Investition nach einigen Jahren amortisieren.
Pilotprojekt in Dakar
Erfunden hat den Omniprocessor die Ingenieursfirma Janicki Bioenergy aus Seattle, die von der Bill & Melinda Gates Foundation dafür finanzielle Unterstützung bekommen hat. Bislang existiert nur ein Prototyp in der Nähe von Seattle. Noch in diesem Jahr könnte jedoch ein Pilotprojekt in Dakar, der Hauptstadt Senegals, starten.
In den kommenden Jahren dann will Gates den Omniprocessor nach Indien und verschiedene afrikanische Länder bringen. Jede der rund 1,5 Millionen Dollar (1,3 Millionen Euro) teuren Maschinen könnte täglich den Abfall von 100'000 Menschen in 86'000 Liter Trinkwasser «verwandeln».
«Eine Menge Menschenleben retten»
«Wenn wir Tausende dieser Dinger in die Welt bringen, dann stellen wir sicher, dass Menschen gesünder aufwachsen», sagte Gates. Lokale Unternehmer könnten die Maschinen betreiben. «Wir würden eine Menge Menschenleben retten.»
Das Potenzial des Omniprocessors sei enorm, so Gates. 40 Prozent der Weltbevölkerung – rund 2,5 Milliarden Menschen – hätten keinen Zugang zu Sanitäranlagen. Weitere 2,1 Millionen Menschen in städtischen Regionen nutzten Toiletten, die die menschlichen Abfälle nicht sicher ableiten. Rund 1,5 Millionen Kinder würden jedes Jahr durch verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel sterben, sagte Gates.
Auch ein wirtschaftliches Problem
In Entwicklungsländern seien die Hälfte aller Krankenhauspatienten in Behandlung, weil sie durch verunreinigtes Wasser erkrankt seien. Das alles würde auch die Wirtschaftskraft dieser Länder schwächen. Indien kosteten die mangelnden Sanitäranlagen jedes Jahr fast 54 Milliarden Dollar oder 6,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Der Omniprocessor könne dabei helfen, diese Probleme zu lösen, sagte Gates. Herkömmliche Abwasseranlagen bräuchten Energie aus dem Stromnetz, liessen Dampf in die Atmosphäre ab und nutzten oft zusätzlich Erdgas, um genug Hitze zu erzeugen, die feuchten Exkremente zu verbrennen. Der Omniprocessor komme ohne zugekaufte Energie aus und erzeuge zusätzlich noch Trinkwasser.
Selbstversuch des Erfinders
Der Erfinder Peter Janicki erklärt, bei seinem Omniprocessor handele es sich eigentlich um drei Maschinen in einer: eine Dampfmaschine, eine Müllverbrennungsanlage und eine Wasseraufbereitungsanlage. Im Video zeigt die Gates Foundation, wie es funktioniert: Zunächst wird das Abwasser in die Maschine gepumpt.
Diese kocht dann den Mischmasch aus Wasser und Exkrementen und teilt die Masse auf in Wasser und trockenen Abfall. Die festen Stoffe werden unter enorm hohen Temperaturen verbrannt und erzeugen Dampf, der den Generator der Maschine antreibt. Das Wasser wird mit der Energie zu Trinkwasser gefiltert, der restliche Strom wird in das lokale Energienetz eingespeist.
Gates demonstriert in seinem Video, dass das Wasser wirklich trinkbar ist – indem er es vor laufender Kamera trinkt. «Das ist so gut wie jedes Wasser aus der Flasche.»
Dieser Artikel ist ursprünglich in unserer Schwester-Publikation «Die Welt» erschienen.