Die Elektrifizierung des Strassenverkehrs in der Schweiz hat in den letzten Jahren erheblich an Fahrt aufgenommen. Die Zahl der neuen Elektroautos wächst stetig, aber man darf immer noch sagen: Die Handbremse ist und bleibt angezogen. Staatliche Anreize und zunehmende Verfügbarkeit sollen die Attraktivität dieser Fahrzeuge steigern, aber noch immer gibt es viele Hürden zu nehmen, beginnend bei der Umweltbilanz. Mittlerweile gibt es zahlreiche Untersuchungen, die aufzeigen, dass Verbrenner nicht per se schlechter sind. Denn die Gewinnung von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Nickel für die Batterien wird in diesem Zusammenhang heiss diskutiert. So führt zum Beispiel die Lithium-Gewinnung in den Dörfern der Atacama-Wüste dazu, dass das Wasser für Menschen, Tiere und Natur immer knapper wird. Dieser Aspekt sollte daher bei der Umweltbilanz nicht vergessen werden und sorgt für signifikante Abstriche, wenn es um die Gesamtperspektive geht. E-Autos und E-Mobilität haben noch einen weiteren Weg zu gehen, aber man strengt sich an.
China kommt in Fahrt
Marken wie Tesla und immer mehr auch chinesische Marken arbeitet in der Schweiz mit hiesigen Unternehmen zusammen, um sich im passenden Umfeld zu platzieren und die Schweizer Mentalität zu verstehen. Besonders die steigende Einfuhr von Modellen aus China macht E-Autos erschwinglicher. Denn im Vergleich ist der Einstiegspreis bei einem Modell mit Elektromotor höher als der Preis für Diesel- und Benzinfahrzeuge. Eingeschränkt ist zudem in der Schweiz immer noch die Infrastruktur. Zürich, Genf, Bern und andere grössere Städte sind gut aufgestellt, aber in ländlichen Regionen sieht es noch nicht so erfreulich aus. Hier sind dann vor allem Immobilienbesitzer gefordert, zu investieren. Oder eben Gemeinden selbst. Die sehen sich aber nicht in der Verantwortung.
Und dann ist da noch die Frage nach der Leistung. Die Schweiz ist bergig, zudem an manchen Tagen klimatisch herausfordernd, und das bedeutet, angegebene Reichweiten sind mehr Versprechen als Tatsache. Auch wenn oft das Argument genannt wird, «geht's bergab, lädt sich das Auto ja auch wieder auf.» Aber wer einmal in einem Voll-Elektrowagen einen etwas grösseren Berg hinaufgefahren ist und die Batterieleistung im Blickwinkel hatte, der weiss um den Fakt, dass Energie ihre Grenzen hat. Und ja, laut dem TCS waren es im Jahr 2023 nur 7,2 Prozent der rund 7500 Pannen, die auf eine kaputte oder leere Batterie fielen, dafür aber war mit 22,5 Prozent die kleine 12-Volt-Bordnetzbatterie eines der häufigsten Probleme. Diese wird gebraucht, um das Licht oder die Armaturen zu betreiben, und findet sich auch im Verbrenner - geht aber im E-Auto im Verhältnis oft über den Jordan. Eine Erklärung gibt es nicht.
Damit die Schweiz also eine nachhaltige Zukunft gestaltet, braucht es Antworten auf viele Fragen und es müssen nicht nur technologische Innovationen, sondern auch systemische Veränderungen im Umgang mit Ressourcen, Infrastruktur und Konsumverhalten berücksichtigt werden. Ein unkritischer Hype um Elektroautos könnte dazu führen, dass wichtige Fragen und notwendige Massnahmen zur wirklichen Verbesserung der Umwelt- und Sozialbilanz hintangestellt werden. Hier gibt es Nachbesserungsbedarf. Aber man kennt um die Herausforderungen und stellt sich diesen. Dass nun aber Förderungen abgestellt werden, macht den Kaufanreiz nicht grösser …
1 Kommentar
Wieder einmal einer dieser Artikel, welcher die E-Mobilität mit Halbwahrheiten und unvollständigen oder veralteten Informationen schlechter macht als sie ist. Zum Beispiel:
Die neusten Akkus kommen bereits ohne Kobalt aus (z.B. Model 3). Bald brauchen sie auch kein Lithium mehr. Hätte man ja erwähnen können.
Die Leistung (Reichweite) hat mittlerweile einen Standard erreicht, der auch für längere Fahrten im Winter in den Bergen locker ausreicht. Das Gegenteil behaupten nur Personen, die selbst nicht elektrisch fahren. Die Reichweitenangst endet nämlich meistens mit dem ersten eigenen Elektroauto.
Und dann wäre da noch dieser komische Absatz über die 12-Volt-Batterie. Es stimmt zwar, dass 22 Prozent der E-Auto-Pannenfälle auf die Starterbatterie fallen (40 Prozent fallen übrigens auf die Reifen). Jedoch ist dies kein exklusives bzw. grösseres Problem von E-Autos im Vergleich zu Verbrennern. Im Gegenteil: Gemäss TCS ist die Batterie auf sämtliche Antriebsarten gesehen in 36 Prozent die Pannenursache, und somit der mit Abstand häufigste Grund für eine Panne. Sie geht bei E-Autos folglich nicht "im Verhältnis oft über den Jordan".
Fazit: Man kann die E-Mobilität durchaus kritisieren. Aber dann bitte mit vollständigen und aktuellen Informationen. Eine Selbstverständlichkeit für seriösen Journalismus, müsste man meinen.