Virtual Influencers (VI) sind computergenerierte fiktive Figuren, die sorgfältig gestaltete Personas besitzen, welche bewusst so ausgelegt sind, konsistent und realistisch zu erscheinen. Sie können Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltig den Erfolg der eigenen Marke zu stärken.

Künstliche Intelligenz (KI) hat neue Chancen ermöglicht, da Kreativagenturen Kunstfiguren erschaffen können. Diese sind genau auf die Zielgruppe ausgelegt, sodass die Inhalte noch treffsicherer ausgespielt werden. Zu den aktuell bekanntesten KI-generierten VI gehört die Influencerin Aitana Lopez. Das Model mit den pinken Haaren wurde vom spanischen Designer Rubén Cruz entwickelt und wird von vielen Followern für echt gehalten. Und der von der brasilianischen Einzelhandelskette Magalu erschaffenen Lu folgen mittlerweile mehr als 7,1 Millionen Menschen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 
Die Autorin:

Dominique Hufschmid, Director of Strategy, Marketing & Innovation bei Kingfluencers

Vorteile und digitales Potenzial

Ein VI ermöglicht Marken eine einzigartige Vernetzung mit ihrem Publikum. Darüber hinaus eröffnen sie den Marken neue Möglichkeiten, wie etwa die Faneinbindung in die Gestaltung von Handlungssträngen via Web-3-Technologien. Markus Rach, Dozent am Institute for Competitiveness and Communication an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), sagt dazu: «Virtuelle Influencer bieten neben ihrer grenzenlosen Anpassungsfähigkeit und dem fehlenden Ego vor allem eine unendliche Replizierbarkeit. In einer zunehmend digital-analogen Welt werden virtuelle Influencer im Bereich des algorithmischen Commerce einen unfassbaren Stellenwert einnehmen.» Und er fügt an: «Künftig könnten Influencer-Beziehungen vom ‹one to many› zum ‹one to one› werden, wodurch jeder und jede einen persönlichen Influencer hätte. Durch Spatial Computing, KI und umfangreiche Datenhistorien könnten Streuverluste minimiert und Konsumenten und Konsumentinnen gezielt in Echtzeit aktiviert werden.»

 

Kontrolle behalten

Die Zusammenarbeit mit einem VI ist oft äusserst kosteneffizient. Ein Ortswechsel für ein Fotoshooting ist beispielsweise schnell und einfach möglich, ohne Menschen rund um den Globus fliegen zu lassen. Auch die Kontrolle ist viel grösser als bei einem realen Influencer. So können Marken gemeinsam mit dem VI exakte Botschaften, Settings, Stylings et cetera für jeden Post festlegen. Zudem werden VI selten in Skandale verwickelt. Sie begehen keine Verbrechen und konsumieren auch keine Drogen. Darüber hinaus altern sie nicht und bleiben konsistent. Die Marken müssen sich daher keine Sorgen machen, dass ein VI, der früher Würstchen beworben hat, plötzlich vegan wird.

 

Menschlichkeit ermöglichen

Obwohl wir bei VI oft an computergenerierte menschliche Figuren denken, können unter dieser Bezeichnung auch andere Kreaturen Inhalte erstellen. Auf der anderen Seite muss man aber auch wissen und sich bewusst sein, dass VI weiterhin von Menschen gesteuert und die meisten Inhalte nicht ausschliesslich von KI erstellt werden. Hinter jeder Entscheidung eines VI steht ein Mensch. Da die Follower keinen Einblick in diese Entscheidungsprozesse haben, kann dies die Authentizität beeinträchtigen. Fehlende Transparenz über das Team hinter den Inhalten kann das Vertrauen der Follower mindern.

VI können Produkte ausserdem nicht umfassend testen, um detaillierte und ehrliche Bewertungen abzugeben, wie es etwa menschliche Influencer tun können. Auch wenn sie Kleidung und Sonnenbrillen tragen, fehlen ihnen Informationen zu Aspekten wie Komfort und Passform, was ihre Empfehlungen weniger glaubwürdig machen kann. Sie wirken oft weniger authentisch, da sie keine echten Menschen sind. Auch Produkte für Make-up oder Haarpflege lassen sich schwer durch VI bewerben, da sie keine echten Haare und keine echte Haut haben und nie mit Problemen wie Akne oder Frizz kämpfen müssen. Obwohl einige VI möglicherweise Unterstützung und Aufklärung zu Themen wie Mental Health bieten, erkennen die Nutzerinnen und Nutzer, dass ein VI niemals persönliche Herausforderungen oder Erfahrungen teilen kann.

 

Ein VI als Gast am virtuellen Event

Wenn VI auf virtuelle Welten treffen, eröffnen sich Marken grenzenlose Möglichkeiten, auf innovative Weise mit dem Publikum in Kontakt zu treten und überall gleichzeitig präsent zu sein. Immer mehr Unternehmen, wie etwa die Schweizer Versicherung Baloise, die eine Filiale im Spiel «Grand Theft Auto» eröffnet hat, bieten Erlebnisse und Events in virtuellen Welten an. Bei Kingfluencers ist man sich sicher: «Marken erkunden spannende Möglichkeiten in virtuellen Welten ohne Grenzen von Zeit und Raum. Sie verbinden Vergangenheit und Zukunft, Realität und Fantasie auf innovative Weise. So könnte ein Modebrand zum Beispiel mit einem Stilvorbild der 1920er-Jahre kollaborieren. Virtuelle Events werden Orte des Austauschs und der Interaktion mit Marken und Künstlern, einschliesslich VI.»

Technologische Fortschritte in der Stimmengenerierung und bei Augmented Reality (AR) ermöglichen es einem VI, noch realistischere und ansprechendere Inhalte zu kreieren. Da die Vorteile die Risiken in den meisten Fällen überwiegen, erwartet Kingfluencers, dass VI weiterhin an Beliebtheit gewinnen und den Marken wertvolle Interaktionsmöglichkeiten bieten. Auch bei einer Partnerschaft mit einem VI ist es allerdings wichtig, dessen Leistungsbilanz zu prüfen und sicherzustellen, dass er oder sie zur Marke passt. Transparenz und sorgfältige Überwachung der Interaktionen sind dabei besonders entscheidend.