Eintägig ist das Heu nicht, schon seit zwei Jahren umgarnt die US-amerikanische Alcoa die kanadische Alcan. Bis anhin allerdings standen «Gespräche unter Nachbarn» im Vordergrund, jetzt hingegen droht den Kanadiern die unfreundliche Übernahme. Zusammengehen würden die weltweiten Nummern zwei und drei der Alu-Branche.
Die Pläne in Übersee werden in der Schweiz mit starkem Interesse verfolgt, denn mit wichtigen Produktions- und Verarbeitungsstandorten in Altenrhein, Kreuzlingen, Rorschach/Goldach, Neuhausen am Rheinfall, Niederglatt, Zürich, Dagmersellen, Sins und vor allem Sierre und Chippis im Wallis ist Alcan – der Käufer der früheren Alusuisse – der wichtigste Spieler im hiesigen Geschäft mit dem Leichtmetall. Marcel Menet, Geschäftsleiter des Aluminium-Verbandes Schweiz (alu.ch), schätzt, dass von den ungefähr 12000 Beschäftigten in der schweizerischen Alu-Branche rund jeder Fünfte für ein Alcan-Unternehmen arbeitet. Deshalb werde das Werben der Amerikaner um Alcan verfolgt, ohne aber dass hierzulande – selbst im Fall des Zusammengehens – rasch Veränderungen erwartet werden. Menet: «Bis zur Fusion sind verschiedene Hürden zu überwinden; auch die Wettbewerbsbehörden werden ein Wort mitreden.» Die Schweizer Alcan-Kommunikationsstelle äussert sich nicht zu den Übernahmegesprächen, die Führung in der Kommunikation hat Montreal inne. Und dort sind die Schweizer Töchter schlicht Gesellschaften unter vielen, sodass keine weitergehenden Auskünfte erhältlich sind.
Ein gutes Jahr für die Branche
Unabhängig von den Verhandlungen in Übersee läuft die Schweizer Aluminium-Branche hervorragend. Die ersten drei Monate dieses Jahres schlossen sich nahtlos an das Rekordjahr 2006 an. Die Gesamtablieferungen lagen 2006 mit 201000 t rund 4,5% über dem Vorjahr. In der Schweiz wurden 181000 t Aluminium (+10%) eingesetzt, 24,6 kg pro Kopf.
Sorgen bereitet der Rohaluminium-Preis, der von Ende 2005 bis Mai 2006 von 2200 auf 3270 Dollar kletterte und aktuell bei 2850 Dollar verharrt. Auch wenn China ein gewichtiger Abnehmer geworden ist, beruht die Preishausse vor allem auf Spekulation. Die Verarbeiter zeigen deshalb Respekt vor einem Crash an der Londoner Metallbörse LME. Als ideal und dem Markt entsprechend wird für Alu eine Bandbreite zwischen 1200 und 2000 Dollar pro t gesehen.