SVP-Übervater Christoph Blocher zieht sich aus der Parteileitung zurück und macht Platz für seine Tochter, wie Anfang Woche bekannt wurde. Sie soll Vizepräsidentin werden. Und neben dem unternehmerischen nun auch das politische Vermächtnis weiterführen.

Gut möglich, dass Magdalena Martullo die Volkspartei einst derart prägen könnte wie ihr Vater: Zwar stieg sie im Gegensatz zu ihm mit 45 Jahren erst spät ein in die Politik, als sie im Oktober 2015 eher überraschend für den Kanton Graubünden in den Nationalrat gewählt wurde. Ihr Auftreten und die Wesenszüge erinnern jedoch stark an den Vater. Ob sie dasselbe politische Gespür mitbringt, muss Martullo noch beweisen.

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Den Umsatz verdoppelt

Zumindest als Unternehmerin hat sie Blocher, der den Ems-Konzern zum weltweiten Zulieferer der Autoindustrie aufgebaut hatte, unlängst überflügelt. Die Konzern-Leitung übernahm sie Ende 2003, als ihr Vater in den Bundesrat gewählt wurde. Damals generierte Ems einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Franken, 2017 sind es bereits 2,1 Milliarden Franken – praktisch eine Verdoppelung. An den halbjährlichen Medienkonferenzen präsentiert sie stets neue Rekordergebnisse. Und bisher deutet nichts darauf hin, dass sich das bald ändert.

Neidisch werden dürfte Blocher, wenn er den Aktien-Chart der letzten Jahre anschaut. Früher verlief der Kurs im Gleichtakt zum Markt. Nach der Finanzkrise jedoch schnellte das Papier in die Höhe: Seit Martullo am Ruder ist, hat sich der Kurs versechsfacht und notiert aktuell bei 607,50 Franken.  

Autohersteller akzeptieren Preiserhöhungen von Ems

Zu verdanken ist der Anstieg nicht nur den erfolgreichen Ergebnissen. «Zum Erfolg beigetragen haben besonders die aussergewöhnlich hohen Margen», sagt  ZKB-Analyst Philipp Gamper. «Erstens bringen die leichten und widerstandsfähigen Produkte von Ems den Autoherstellern einen hohen Nutzen, zweitens fallen sie im Vergleich zu den Gesamtkosten eines Autos nur wenig ins Gewicht.» Die Hersteller akzeptieren deshalb eher Preiserhöhungen.

Martullo habe zudem heute mehr Teile auf dem Markt und profitiere besser von Skaleneffekten, sagt Gamper. Hinzu komme, dass ihre Märkte in den letzten Jahren gewachsen seien. Nach der Finanzkrise hat die Autoproduktion in den Schwellenländern, stark zugenommen, allen voran in China.

Reicher als ihr Vater

Doch neben erfolgreichem Wirtschaften gepaart mit einer steigenden Nachfragen an Ems-Produkten, dürfte ein anderer Faktor der Aktie Auftrieb gegeben haben:  Martullo schraubte kontinuierlich die Dividende in die Höhe – von 4 Franken pro Namenaktie 2004 auf zuletzt insgesamt 18 Franken. Aktienbesitzer profitieren somit doppelt: vom steigenden Kurs und von der steigenden Dividende. Das machte die Aktie attraktiv. Und Martullo reich.

Dank ihrem Anteil von 30,4 Prozent und den üppigen Dividenden kommt Martullo laut «Bilanz» auf ein geschätztes Vermögen von 5,1 Milliarden Franken. Damit hat sie ihren Vater auch in diesem Punkt bereits überholt, dessen Vermögen das Wirtschaftsmagazin «Forbes» auf 4,9 Milliarden Franken schätzt.

Sollte Martullo künftig mit gleicher Leidenschaft politisieren wie ihr Vater, dürfte die SVP noch lange auf eine volle Kriegskasse zählen.