Wie die Schweizer Nationalmannschaft ist auch Bundespräsidentin Doris Leuthard vor dem Kick-off zur Fussball-WM in Südafrika mit einem Linienflug der Swiss nonstop von Zürich nach Johannesburg geflogen. Nicht so Fifa-Präsident Joseph S. Blatter - er und ein Teil seiner Entourage reisten mit einem Business Jet an.

Wie Recherchen der «Handelszeitung» ergeben haben, hat die Fifa für den Zeitraum von Mitte Mai bis Mitte Juli nicht nur eine, sondern zwei Maschinen in Privatbesitz gechartert. Die langstreckentauglichen Flugzeuge für acht bis elf Passagiere werden von der Fifa während des Turniers vor allem als Transportmittel zwischen den Spielorten eingesetzt. Damit auf dem afrikanischen Kontinent gleich klar ist, wer sich im Anflug befindet, sind die Flieger provisorisch mit den Kennzeichen «Fifa one» und «Fifa two» unterwegs.

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Es handelt sich dabei um zwei der modernsten Luxus-Jets, die gegenwärtig auf dem Markt zu finden sind: Eine Falcon 7X von Dassault und eine Global Express XRS von Bombardier, beide Typen können ohne Zwischenstopp über 11 000 km in der Luft bleiben. Eine 7X kostet um die 40 Mio Dollar, eine XRS mehr als 45 Mio Dollar.

Ein teures Vergnügen

Wie viel sich die Fifa den Dauereinsatz der Maschinen während des Turniers kosten lässt, bleibt von deren Pressestelle auf Anfrage der «Handelszeitung» unbeantwortet. Das Media SA Team bestätigt nur: «Die Fifa hat für den Zeitraum der WM zwei Business Jets gechartert, wie dies auch an vergangenen Weltmeisterschaften der Fall war. In Südafrika hat sich dieses Prozedere aufgrund der grossen Distanzen aufgedrängt.»

Branchenkenner der Geschäftsfliegerei schätzen, dass die Fifa für die Flieger total mehr als 2 Mio Fr. ausgeben dürfte. Wobei dies spezielle Konditionen seien, weil die Experten davon ausgehen, dass die Fifa für eine Flugstunde weniger bezahle als die marktüblichen Preise, obwohl sie die Flieger für zwei Monate blockiere.

Normalerweise kostet eine Flugstunde inklusive Crew und Catering für eine Global Express XRS 7500 bis 8000 Euro. Für eine Falcon 7X sind es 7000 bis 7500 Euro. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Passagiere mit an Bord sind. Diese Preise pro Flugstunde verstehen sich exklusive allfälliger Kosten vor Ort für die Parkgebühren einer Maschine oder für die Übernachtungen der Besatzung. Die Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass man im Gegensatz zu einem Linienflug bei einem Privatflug nicht ein fixes Programm für eine Person kaufe, sondern wie bei einem Taxi ein vollfunktionstüchtiges Gerät, das man genauso flexibel einsetzen könne. Trotzdem sei es fraglich, ob für Verbindungen von über acht Stunden bzw. für Inlandflüge in Südafrika zwei langstreckentaugliche Business Jets sinnvoll seien.

Via Schweizer Firmen

Die von der Fifa gemieteten Maschinen haben je eine Charterfirma mit Zentrale in der Schweiz als Haupthalter, nämlich Jet-Link in Glattbrugg ZH und ExecuJet am Flughafen Zürich. Sie stellen das Air Operator Certificate (AOC):

HB-JLK: Die 2009 gebaute Falcon 7X mit der Immatrikulation HB-JLK (HB steht für Schweiz) wird vom Weltfussballverband als «Fifa one» eingesetzt. Die Maschine hat als Eigentümer eine Gesellschaft auf Tortola in der Karibik. Wenn sie nicht vom Besitzer genutzt wird, kann sie die Schweizer Firma Jet-Link an Dritte vermieten.

ZS-XRS: Die 2008 ausgelieferte Global Express XRS mit der Immatrikulation ZS-XRS (ZS steht für Südafrika) wird vom Weltfussballverband als «Fifa two» eingesetzt. Die Maschine hat als Eigentümer eine Gesellschaft in Südafrika. Wenn sie nicht vom Besitzer genutzt wird, kann sie ExecuJet an Dritte vermieten. Dies macht nicht der Schweizer Hauptsitz, sondern die Niederlassung in Südafrika.

Weder Jet-Link noch ExecuJet bestätigen bzw. dementieren gegenüber der «Handelszeitung» den Auftrag der Fifa. Aus Gründen der Diskretion geben sie keine Auskünfte über ihre Kunden: So sei es in der Private Aviation üblich.