Welche Kollektionen stehen bei création baumann im Vordergrund?

Eliane Ernst: Wir haben grundsätzlich vier verschiedene Produktegruppen: Die Hauptkollektion «création baumann», für die ich verantwortlich bin, beinhaltet ein äusserst vielfältiges Stoffangebot für den privaten Wohn- sowie den Objektbereich. Die Angebotspalette reicht von transparenten Vorhangstoffen, Dekorationsstoffen bis zu schweren Bezugsstoffen. Die Kollektion ist für die moderne, eher puristische Einrichtung konzipiert.

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Die Kollektion «Living» ist ein elegantes, edles Programm von Vorhang-, Deco- und Bezugsstoffen und eher für die südländischen Märkte gemacht.

«Systems» beinhaltet moderne, technische Produkte wie Lamellen, Rollos, Raff- und Flächenvorhänge als idealen Blend- und Lichtschutz, mit denen sich interessante Blickfänge im Raum gestalten lassen.

Weiter bieten wir ein kleines Sortiment an avantgardistischen, sehr extravaganten Dekorationsstoffen an: «Jakob Schläpfer for création baumann», sozusagen Haute Couture fürs Fenster.

Wo laufen die Fäden schliesslich zusammen?

Ernst: Die gesamte Produkteverantwortung für alle Kollektionen liegt in den Händen des Firmeninhabers Philippe Baumann.

Seit 2001 sind Sie Productmanagerin und Verantwortliche für die Hauptkollektion «création baumann»: Welcher Weg führte Sie nach Langenthal?

Ernst: Nach dem Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Bern absolvierte ich die Lehre als Textilentwerferin mit Fachrichtung Weberei bei création baumann. Eine weitere Ausbildung mit Diplomabschluss folgte daraufhin an der Hochschule für Gestaltung in Luzern. Anschliessend zog es mich ins Ausland. Danach kehrte ich nach Luzern zurück, wo ich bei Casa Tessuti in der Beratung und im Verkauf von Dekorationsstoffen tätig war. Ab 1996 arbeitete ich für vier Jahre zeitweise als Textildesignerin bei création baumann bei der Gesamtgestaltung der Kollektionen mit, wobei ich jedoch ein Teilpensum in Luzern beibehalten habe. Seit 2001 bin ich nun zu hundert Prozent und mehr bei der Firma Baumann als Productmanagerin und Verantwortliche für die Hauptkollektion «création baumann» und ich liebe meine Arbeit sehr.

Apropos Hauptkollektion: Wie sieht diese für 2004 aus? Was ist das Besondere daran?

Ernst: Die Farben und Dessins sind wieder zurückgekehrt! Das alles umfassende Thema der nächsten Saison ist der Umgang mit grosszügigen Farbkompositionen und überdimensionierten Dessins in Innenräumen. Wie zum Beispiel der Stoff «Modul»: Durch die Kombination von Farbe und Fläche werden neue Akzente gesetzt. Die Idee, die dieser Farbkomposition zugrunde liegt, ist das «Bauen im Raum». Durch die Kombination und Aneinanderreihung von denselben oder verschiedenen Farbvarianten entstehen interessante neue Flächen und Kompositionen. Als Ergänzung wurde der dekorativere, farblich abgestimmte Stoff «Mandala» kreiert: Hier verteilen sich lineare und grafisch abstrahierte Blumenformen grosszügig auf den Grundfarben, die durch die spezielle Ätzdrucktechnik wundervoll leuchten.

Apropos Technik: Wie steht es mit der Digitaldrucktechnik?

Ernst: Der Digitaldruck als innovative Drucktechnik wird bei uns im Hause stets weiterentwickelt, wobei sich immer neue Horizonte eröffnen: Fantastisch ist beispielsweise der transparente Stoff «Piemonte», der grosszügig mit einem floralen Dessin bedruckt ist, das sich zwischen Malerei und Fotografie bewegt. Im Zusammenspiel mit dem dichteren Stoff «Toscana» wirken diese beiden Stoffe wie Kunstwerke im Raum.

Und wie verhält es sich mit den Unistoffen?

Ernst: Unistoffe sind für uns seit jeher ein wichtiges Thema. Unsere Klassiker werden durch neue Kolorationen erweitert, und wir arbeiten kontinuierlich an der Entwicklung von Ergänzungen in unserem Sortiment im Unibereich. So sind ebenfalls zwei neue Qualitäten hinzugekommen: Der aus hauchfeinem, aufgeschmirgeltem Mikrogarn bestehende Stoff «Urbano» besticht durch seine samtige Oberfläche. Er ist flammhemmend und in 35 Farben erhältlich. Die neue, körnige und strapazierfähige Qualität «Avanti» eignet sich optimal als Bezugs- oder Dekorationsstoff ihn gibt es in starken, intensiven Farben bzw. in Uni, mit Streifen oder Punkten.

Welches sind die Neuheiten im Objektbereich?

Ernst: Für den Objektbereich sind verschiedenste interessante Produkte entstanden. Eine speziell innovative Entwicklung sind die flammhemmenden Artikel «Ponte» und «Basilika» in Naturoptik. So ist es uns gelungen, seide- und leinenartige Gewebe in Trevira CS, das heisst, flammhemmendes Polyester, zu entwickeln, die jedoch wie Naturmaterialien wirken, aber optimierte Pflegeeigenschaften aufweisen. Ideal für den Einsatz im Hotelbereich.

Wie viele Positionen beinhaltet das gesamte Sortiment?

Ernst: Das sind über siebentausend alle Produktegruppen zusammen und angefangen bei den transparenten Vorhängen, über die Lamellen- und Rollostoffe zu den Flächen- und Raffvorhängen bis zu den schweren Möbel- und Tapetenstoffen. Erneuert wird jeweils ungefähr ein Siebentel des Gesamtsortimentes.

Wie viele Personen umfasst denn das Designerteam?

Ernst: Insgesamt gehören fünf Mitarbeiterinnen zum Designerteam und der Leiter Entwicklung. Jedes halbe Jahr treten zudem zwei Leute aus dem In- und Ausland eine Praktikumstelle an. Es ist ein grosser Vorteil, ein eigenes Designerteam im Hause zu haben, denn dies garantiert ein Höchstmass an Flexibilität beim Gestalten von Kollektionen.

Wann beginnt die Innovationsphase und wann endet sie?

Ernst: Innovationen und neue Ideen suchen ist ein kontinuierlicher Prozess. Das heisst: Es fängt nie an und hört nie auf. Wir versuchen andauernd, ob bei der Arbeit, der Freizeit, auf Reisen oder wann auch immer, unsere Augen offen zu halten, um Neues «aufzuwittern». Konkretisiert werden dann erste Ideen und Projekte für die nächste Kollektion gleich eine Woche nach der «Heimtextil» in Frankfurt, an der wir jeweils unsere neue Kollektion präsentieren. So haben wir beispielsweise eine Woche nach der Lancierung der Kollektion 2004 das Konzept für die Kollektion 2005 erstellt.

In wie viele Länder exportiert création baumann seine Erzeugnisse?

Ernst: Das Unternehmen hat in über zwanzig Ländern der Welt Tochtergesellschaften oder eigene Agenten.

Welches sind die Kunden von création baumann?

Ernst: Zu unserem grossen Kundenkreis zählen vor allem Architekten und exklusive Einrichtungshäuser.

Wo holen Sie sich Ihre Ideen für Ihre Arbeit?

Ernst: Ich reise viel und gerne und nehme dabei vieles an Eindrücken auf sei dies durch Gespräche mit Kunden, in Restaurants, Kinos, Ausstellungen und anderes mehr. Mein imaginärer Rucksack ist stets voll gepackt, wenn ich wieder nach Hause komme... Marktanalysen, Sortimentsanalysen und Gespräche mit unseren internationalen Mitarbeitern sind auch sehr wichtig. Glauben Sie mir, die Ideenliste ist lang...

Wann nimmt jeweils die im Entstehen begriffene Kollektion eine konkrete Form an?

Ernst: Dies ist in den Monaten November und Dezember der Fall da geschieht sozusagen die Analyse des «Rucksacks», und im Januar und Februar werden dann die einzelnen Projekte konkretisiert, Konzepte erstellt und Aufgaben zugeteilt.

Was geschieht dann?

Ernst: Die Designer in Zusammenarbeit mit der Produktion erarbeiten die ersten Muster zum Beispiel am Computer, am Handwebstoff, an der Mustermaschine, auf Papier... Alles wird visualisiert. Kurz: Es wird hantiert und experimentiert. Oft fängt es schon damit an, dass ein ganz besonderes Garn gesucht oder hergestellt werden muss, um schliesslich das gewünschte Gewebe daraus zu entwickeln.

Wann werden die definitiven Entscheide für die neue Kollektion gefällt?

Ernst: Bis im Mai und Juni haben wir Zeit, die Muster auszuwerten und die Kollektion zusammen zu stellen. Anhand der produzierten Prototypen wird definitiv entschieden, welche Stoffe in die neue Kollektion aufgenommen werden. Das so genannte «Qualitäten-Anforderungsprofil», welches von Anfang an definiert wurde, muss erfüllt sein. Wichtig ist auch, dass die Kollektion in sich vielseitig und ausgewogen ist und ein eigenständiges bzw. neues Bild vermittelt.

Wann ist eine Kollektion wirklich fertig?

Ernst: Leider fast immer erst kurz vor der Lancierung... Die Entwicklungen sind meist so komplex, dass alles unglaublich viel Zeit in Anspruch nimmt.

Steht somit immer das Design im Vordergrund?

Ernst: Selbstverständlich ist dieses äusserst wichtig aber nicht nur das Design, auch die Dienstleistung und eine Topqualität werden heute erwartet, damit ein Produkt Erfolg hat. Gemäss Kundenumfragen steht der Service an erster Stelle, dann die Qualität und erst als Drittes das Design. Erfolgreich sind wir mit Produkten, die einerseits im Trend liegen und dennoch einen sicheren, langlebigen Wert darstellen.

création baumann ist international tätig: Werden da jeweils länderspezifische Kollektionen kreiert?

Ernst: Wir arbeiten für einen internationalen Markt und entwickeln nur ganz selten länderspezifisch. Die Kollektion soll internationale Gültigkeit haben, ist aber geschmacklich auf die Hauptmärkte Schweiz und Deutschland fokussiert.

Bei création baumann hat Farbe offenbar seit jeher Tradition...?

Ernst: Unser Unternehmen hat sich von Anfang an durch eine breite und mit intensiven und bunten Nuancen aufgebaute Farbpalette ausgezeichnet, die dank der eigenen Färberei sowie der stetigen Weiterentwicklung durch unser Firmenlabor möglich ist. Und wir erweitern laufend das Angebot durch aktuelle Trendtöne. So lässt sich für die enorme Farbenvielfalt in den unterschiedlichsten Qualitäten für jeden Gebrauch der richtige Stoff finden.

Wie viele neue Textilien umfasst die Kollektion «création baumann 2004»?

Ernst: Insgesamt sind dies 35 neue Textilien. Auf diese Weise bietet unser vielfältiges Stoffangebot eine breite Palette von Farben, Materialien und Motiven von transparenten Dekostoffen bis zu festen Möbelstoffen werden Textilien für den privaten Wohn- wie auch für den Objektbereich angeboten.

Was gibt es Besonderes im Objektbereich?

Ernst: Für den Objekt- bzw. Officebereich sind in der Kollektion 2004 interessante neue Produkte entstanden: Zum Beispiel «Sequenza» ist ein 300 cm breites flammhemmendes Gewebe mit abgestufter Transparenz in einem fast fliessenden und stufenlosen Übergang. Raffiniert spielt der technisch anmutende Stoff mit Transparenz und Licht und besticht in grosser Fläche durch seine faszinierende Wirkung.

Ein weiteres Highlight ist zweifellos «Sarondo», ein zweiseitiges Jacquardgewebe. Die Besonderheit dieses Stoffes ist das Wechselspiel der Farbe zwischen Vorder- und Rückseite sowie zwischen Transparenz und Dichte. Die geometrische Dessinierung im Retro-Stil unterstreicht die technische Raffinesse dieses Stoffes und ist je nach Lichteinfall und Farbkontrast mehr oder weniger ersichtlich.

Sind Streifen immer noch «en vogue»?

Ernst: Ganz bestimmt! Auch in der neuen Kollektion gibt es einen Streifenstoff: «Sistoforte», für den abwechslungsreiche und interessante Farben sowie Streifenproportionen auf leichtem und transparentem Grund charakteristisch sind. Sie ermöglichen je nach Blickwinkel neue Farbkombinationen.

Alles zusammengefasst ist es wohl eindeutig, dass création baumann sehr innovativ und zukunftsorientiert produziert...

Ernst: Ja, das darf man, glaube ich, sagen. Erst kürzlich hat unser Unternehmen gleich zwei Auszeichnungen des «Innovationspreises Textil und Objekt» zugesprochen erhalten. Die beiden deutschen Architekturmagazine «AIT» und «Intelligente Architektur» haben im Rahmen der «Heimtextil Frankfurt 2004» zum ersten Mal einen neuen Wettbewerb für herausragende Innovationen im Bereich Textilien und Bodenbeläge ausgelobt. Eine fünfköpfige Jury namhafter Architekten und Innenarchitekten hatte über die architektonische Qualität der 48 eingereichten Produkte zu entscheiden. Gleich zweimal wurde création baumann ausgezeichnet: Der völlig neu entwickelte, unbeschichtete Verdunkelungsstoff «Dimmer» überzeugte die Jury und erhielt in der Kategorie «Produkte von hoher architektonischer Qualität» eine besondere Auszeichnung. Ebenfalls eine Auszeichnung erhielt schliesslich die als Sicht- und Blendschutz einsetzbare Paneele «Formation».