Und dann ist plötzlich Schluss: «Der Flugbetrieb wird in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 2019 eingestellt», teilte die deutsche Airline Germania am Dienstag um 01:45 Uhr mit. Die Flieger bleiben am Boden, das Personal sei informiert. Die Kunden werden nicht mehr abheben und viele von ihnen auf den Kosten sitzen bleiben.
Germania – das ist der nächste grosse Knall in der Luftfahrtbranche. Abermals muss eine Fluggesellschaft mitten in Europa ihr Ende verkünden. So sieht also Konsolidierung aus, von der alle in der Branche ständig reden. Das ist Marktbereinigung.

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Kommt alles überraschend? Nein, denn gerade bei Germania zeichnete sich seit Wochen ab, dass sich die Krise immer weiter zuspitzt. Zumal schon zuvor Aviatiker munkelten, dass es bei Germania alles andere als gut laufe.

Der Chef verbreitete Optimismus

Anfang Januar musste Germania öffentlich einräumen, dass das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt, auch von einem möglichen Verkauf war die Rede.
Germania-Chef Karsten Balke versuchte derweil Optimismus zu verbreiten: Ja, es gebe finanzielle Probleme. Doch Investoren stünden bereit, um zu helfen. Germania werde weiter fliegen und unabhängig bleiben. So lautete die Botschaft, die aber niemand so richtig ernst nehmen konnte, denn schon bald offenbarte sich, dass die Airline ihren Mitarbeitern den Lohn für Januar nicht auszahlt.

Zuvor hatten Reisekonzerne schon Abstand zu Germania genommen und ihre Kunden auf andere Anbieter umgebucht. In der Schweiz hatte Hotelplan Suisse schnell verkündet, keine Tickets des Schweizer Ablegers Germania Flug AG mehr verkaufen zu wollen.

Solche Nachrichten sind für eine krisengeplagte Airline extrem schädlich, da können die Germania-Leute noch so oft betonen, dass der Flugbetrieb planmässig weiterlaufe.
Nun, da Germania am Ende ist, sagt der Chef, es sei nicht gelungen, den «kurzzeitigen Liquiditätsbedarf» zu decken. Es habe «unvorhersehbare Ereignisse» gegeben, wie  Kerosinpreissteigerungen im Sommer 2018 und Verzögerungen bei der Einflottung von Fliegern sowie viele «technische Serviceleistungen an der Flotte». Das ist nur die halbe Wahrheit. Schon lange steckt die Airline in den roten Zahlen.

40 Flieger zu 60 Destinationen

Dabei ist das Germania-Ende umso bemerkenswerter, weil Germania eben nicht eine der vielen kleinen, regionalen Airlines war, wie etwa Skywork. Der Mini-Anbieter aus Bern hatte zuletzt sechs kleinere Propeller-Maschinen, flog 22 Destinationen an und war im Herbst 2018 in die Insolvenz gegangen. Germania hingegen hatte zuletzt knapp 40 Flugzeuge, damit wurden mehr als vier Millionen Passagiere im Jahr transportiert - zu mehr als 60 Zielen in Europa.

Doch wie schon bei Air Berlin und vielen anderen Gesellschaften, die mittlerweile nicht mehr am Start sind, gilt: Auch Germania hat nicht den Beweis erbringen können, langfristig profitabel zu operieren.

Der Aviatikmarkt in Europa ist gesättigt, zudem sind die Kerosinpreise gestiegen. Viele Airlines kämpfen mit sinkenden Gewinnmargen. Hohe Kosten entstehen, wenn viele Flüge verspätet sind oder ausfallen. Gerade die kleineren Airlines können hohe Kompensationszahlungen an Passagiere nicht so leicht wegstecken wie grössere Airlines. Zudem ist das Sitzplatzangebot bei den Airlines immer stärker gewachsen, der Preisdruck in der Branche hat erheblich zugenommen.

Die grossen Anbieter werden die Lücke schliessen

Und nun? Der Germania-Chef bittet die Kunden um Entschuldigung. Und die Branche wird sich schnell neu sortieren. Das heisst, die grossen Anbieter, wie die Lufthansa-Gruppe, aber auch die führenden Billigflieger wie Easyjet und Ryanair werden die Lücken im Markt bald schliessen. Für die Kunden heisst das weniger Auswahl. Und in Märkten mit weniger Auswahl sind steigende Ticket-Preise keine Überraschung.

Was ist mit dem Schweizer Ableger Germania Flug AG? Er soll (genauso wie Bulgarian Eagle) von der Insolvenz nicht betroffen sein. Doch in der Schweiz hat Germania Flug AG lediglich drei Flieger im Einsatz.

Man muss kein Pessimist sein, um zu behaupten, dass dieses Unterfangen eher schwierig werden dürfte.