Unternehmen, welche für das vergangene Jahr keine sehr guten oder zumindest keine guten Zahlen ausweisen können, haben etwas falsch gemacht. Zu diesem Schluss muss man zwangsläufig gelangen, wenn die Resultate der 500 grössten Schweizer Industrie-, Handels- und Dienstleistungsfirmen, zusammengestellt von der «Handelszeitung» sowie Dun & Bradstreet (Schweiz) AG, vertieft analysiert werden.
2006 war nach Ansicht der Konjunkturbeobachter ein sehr gutes Jahr für praktisch alle Branchen. Natürlich hing der Himmel nicht nur voller Geigen, einige Firmen oder ganze Branchen hatten zu kämpfen, dies aber wohl weniger wegen der wirtschaftlichen Entwicklung als vielmehr aus anderen Gründen. So machten die Wechselkursentwicklung sowie die steigenden Preis für Rohstoffe und Energie 2006 vielen zu schaffen. Doch der positive Trend überwiegt eindeutig. Schon 2005 – dies stellte die «Handelszeitung» bereits in ihrer letztjährigen Top-500-Liste fest – war ein recht gutes Jahr für die Schweizer Unternehmen.
Von den 500 führenden Industrie-, Handels- und Dienstleistungsfirmen (ohne Banken und Versicherungen) erzielten 2006 deren 390 einen höheren Umsatz als im Jahr zuvor. Rund 60 Firmen verkauften anderseits weniger, die restlichen 50 Firmen hüllen sich punkto Umsatzentwicklung in Schweigen. Verschiedene Unternehmen konnten ihren Umsatz sogar überproportional steigern, weisen doch 15 einen Umsatzanstieg von 50% und mehr aus. Bei einigen half allerdings eine Akquisition dem Umsatzwachstum nach.
Jetzt neu 129 Umsatzmilliardäre
Die Zahl der Umsatzmilliardäre hat sich in der neusten Liste ausgedehnt: Diesmal werden 129 Umsatzmilliardäre aufgeführt. Erstmals über 1 Mrd Fr. Umsatz erzielten letztes Jahr fünf Firmen, nämlich Dufry Travel Retail, die Ammann-Group, Phonak, Kaba sowie die SBB-Tochter SBB Cargo.
Umsatz ist das eine, viel wichtiger ist aber, was am Schluss in der Kasse übrig bleibt. Beim Betriebsergebnis sind allerdings längst nicht alle Firmen auskunfts-freudig; lediglich 200 Unternehmen liessen sich in die Bücher und damit in das Betriebsergebnis blicken. Von diesem «200er Klub» konnten knapp 160 das Ebit steigern, 45 Firmen mussten dagegen einen Ebit-Rückgang in Kauf nehmen. Interessant ist, dass es immerhin 10 Firmen gelang, das Betriebsergebnis zu verdoppeln, 5 konnten es sogar verdreifachen.
Einen Hinweis, wie gut derzeit viele Konzerne abschneiden, zeigt die Spitze der Ebit-Tabelle. Nicht weniger als 13 Unternehmen erreichten ein Betriebsergebnis, welches die Schwelle von 1 Mrd Fr. übersteigt. Weitere 12 Firmen erzielten ein Ebit zwischen 500 Mio und 1 Mrd Fr.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Reingewinn. Rund 300 Firmen verzichteten auf Angaben. Anderseits konnten 140 Firmen letztes Jahr den Reingewinn steigern, nur rund 50 mussten
mit weniger Gewinn vorlieb nehmen.
Neun Unternehmen erzielten letztes Jahr einen Reingewinn von mehr als 1 Mrd Fr. Zu ihnen zählen Néstle, Roche, Novartis, Xstrata, Holcim, Richemont, ABB, Swisscom und die Axpo-Holding.
Neun schafften den Turnaround
Neun Unternehmen – im Vorjahr waren es acht – gelang es, die roten Zahlen des Geschäftsabschlusses 2005 vergessen zu machen und für 2006 ein positives Ergebnis zu schreiben. Ebenfalls neun Firmen mussten für 2006 einen negativen Abschluss präsentieren; bei drei unter ihnen war es schon das zweite Mal.
Vorsichtig beim Investieren
Eigentlich könnte man zum Schluss kommen, dass die sehr erfreuliche Entwicklung der Ertragslage vieler Unternehmen auch zu höheren Investitionen und zu einer Ausweitung der Arbeitsplätze führen sollte. Von den rund 150 Unternehmen, die Angaben zu den getätigten Investitionen machten, haben deren 80 mehr Geld eingesetzt, 70 fuhren anderseits ihre Investitionen 2006 herunter. Positiv allerdings: Verschiedene Konzerne haben ihren Investitionsetat kräftig aufgestockt. Zehn Firmen weisen für 2006 eine Verdoppelung der Anlagen aus.
Aus der Tabelle der grössten Arbeitgeber geht hervor, dass insgesamt 240 Schweizer Unternehmen die Gesamtzahl der Arbeitsplätze im In- und Ausland erhöhten. Einige davon sogar deutlich; zehn Firmen verdoppelten die Zahl der Arbeitsplätze. Dabei spielten allerdings Akquisitionen eine gewichtige Rolle.
Die Mehrzahl der Unternehmen weist anderseits bei den Stellen bescheidene Zuwachsraten aus. Rund 100 Unternehmen stockten den Personalbestand zwischen 1 und 5% auf.
Wie sieht es detailliert bei den einheimischen Arbeitsplätzen aus? Hier stellt man fest, dass immerhin 140 Unternehmen per Ende 2006 einen höheren Personalbestand im Vergleich zum Vorjahr ausweisen. Diesen stehen knapp 60 Betriebe gegenüber, welche Arbeitsplätze abbauten. Rund 40 Firmen weisen eine unveränderte Zahl der Mitarbeitenden in der Schweiz aus.
Richtig ist zudem der Schluss, dass – trotz guter Konjunkturlage – verschiedene Firmen unverändert die Kostenentwicklung stark im Auge behalten. Dies bedeutet in vielen Fällen Zurückhaltung bei der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen oder – im schlimmsten Fall – gar einen Abbau von Stellen.
Ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen im Ausland zeigt, dass dort ausgebaut wird. Knapp 100 Unternehmen haben die Zahl der Mitarbeitenden erhöht, während etwas mehr als 30 eine Reduktion der Belegschaft im Ausland ausweisen.
Grosshandel steht an der Spitze
Die diesjährige Top-500-Liste umfasst Industriefirmen sowie Handels- und Dienstleistungsunternehmen aus mehr als 60 Branchen. Zu den gewichtigsten Sparten in den vorliegenden Übersichten zählen diesmal der Grosshandel mit 33 vertretenen Unternehmen, gefolgt von der Maschinenindustrie mit 31 und der Nahrungsmittelbranche mit 30 Unternehmen.
Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung der zahlreichen Familienunternehmen in der Schweiz. Einige unter ihnen weisen eine beachtliche Grösse auf, man denke etwa an die Umsatzmilliardäre Glencore, Kühne + Nagel, Hilti, DKSH Management, Firmenich, Schindler, Bucher Industries, Endress + Hauser, Bühler, oder Arbonia-Forster (siehe Seite 61).
Wie in den vergangenen Jahren mussten für die vorliegende «Handelszeitung»-Top-500-Liste etliche Firmen bei deren wichtigsten Eckdaten – etwa beim Umsatz – geschätzt werden. Dank der Zusammenarbeit mit Dun & Bradstreet (Schweiz) AG konnte jedoch für 2006 die Aussagekraft der Top-500-Zusammenstellung erneut zusätzlich verbessert werden.