Anfang September wird im Herzen von Paris ein spektakuläres neues Museum eröffnet: Die «Pinault Collection, Bourse de Commerce». Der Milliardär François Pinault wird in der alten Börse Teile seiner Kunstsammlung zeigen.
Erst 2014 hat Paris ein anderes prächtiges Kunstmuseum erhalten, die Fondation Louis Vuitton. Und auch hinter dieser Institution steht ein Milliardär aus der Luxusgüterbranche: Bernard Arnault.
Arnault und Pinault liefern sich nicht nur als Mäzene einen Wettstreit. Ihre Rivalität ist legendär - und zeigt sich heute Dienstag erneut: Pinault versprach 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Notre-Dame. Arnault stellte wenig später 200 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Kathedrale in Aussicht. Der reichste Franzose stellt die Spende des viertreichsten in Schatten.
Es gleicht einem Gerangel zweier ungleicher Geschwister. Die Zeitung «Le Figaro» nennt sie «die verfeindeten Brüder des Luxus». Pinault und Arnault teilen nicht nur ihre Status als Milliardäre. Sie haben beide stahlblaue Augen, wurden beide im Luxusgütergeschäft reich – und pflegen beide eine Leidenschaft für Kunst.
Frankreich will die Kathedrale wieder instand setzen – und ruft zu Geldspenden auf. Bis jetzt liegen bereits Verpflichtungen von mindestens 600 Millionen Euro vor. Auch eine Reihe von bekannten Unternehmen wollen zum Wiederaufbau beitragen, darunter der Ölkonzern Total, die Baufirmen Bouygues und Vinci sowie die Banken BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole. Der Kosmetikkonzern l'Oréal - im Teilbesitz von Nestlé - verspricht 100 Millionen. Weitere 100 Millionen Euro will die l'Oréal-Eignerfamilie Bettencourt zahlen. Wie viel die Rekonstruktion kosten wird, ist noch unklar. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo liebäugelt damit, eine internationale Geberkonferenz auszurichten.
Der «Handtaschen-Krieg» von 1999
Früher waren sie sogar befreundet. Noch bis in die Neunzigerjahre pflegten die beiden ein warmes Verhältnis, wie zu vernehmen ist. Doch dann kam es zum «Handtaschen-Krieg» von 1999: Beide wollten die Kontrolle über die Modemarke Gucci gewinnen. Pinault setzte sich durch – was ihm Arnault offensichtlich nie verzieh.
Der Wettstreit spielt sich auf verschiedenen Gebieten ab. Wenn der eine etwas macht, zieht der andere nach – sei es in der Kunst, im Mediengeschäft oder in der Politik. Als Arnault ein Weingut im Burgund kaufte, schnappte sich Pinault ein eigenes Château in unmittelbarer Nähe. Pinault kaufte 1999 das Auktionshaus Christie’s – Arnault machte es ihm im gleichen Jahr gleich mit dem Kauf von Mitbewerber Phillips.
Arnault zählt Ex-Präsident Nicolas Sarkozy zu seinen Freunden – Pinault steht Ex-Präsident Jacques Chirac nahe. Und auch in der Kunst gönnen sie sich nichts. So beauftragte Arnault den Künstler Daniel Buren, sein neues Museum in Paris zu schmücken. Und dieser Buren ist pikanterweise laut der «New York Times» einer der Lieblingskünstler von Pinault.
Ein Imperium mit Schweizer Perlen
Was das Vermögen angeht, liegt Arnault vorne: 75 Milliarden Euro schwer ist der 70-Jährige, das macht ihn laut dem Magazin «Forbes» zum viertreichsten Mann der Welt. Mit seiner Gruppe LVMH kontrollliert er über 70 Marken, darunter die Schweizer Uhrenfirmen Tag Heuer, Zenith und Hublot.
François Pinaults Familie kommt auf 26 Milliarden Euro. Sein Imperium heisst Kering. Zum Konzern gehören Modemarken wie Gucci und Yves Saint Laurent und Turnschuhsteller Puma. Die Leitung hat inzwischen Sohn François-Henri Pinault übernommen.
«Frankreichs grösster Selfmade-Mann»
Der bald 83-jährige Vater stammt aus bescheidenen Verhältnissen: Die Zeitschrift «Economist» nannte den Bauernsohn aus der Bretagne einmal «Frankreichs grössster Selfmade-Mann». Arnault hingegen kommt aus einer gutbürgerlichen Familie - das Milliardenvermögen hat aber auch er sich selber erarbeitet.
Liebhabern von Notre-Dame dürfe diese legendäre Rivalität nur Recht sein. Die 300-Millionen-Spende der Milliardäre bildet einen schönen Grundstock für den Wiederaufbau des monumentalen Bauwerks.