In schwierigen Zeiten steigt der Kommunikationsbedarf. Das ist eine alte Weisheit, die sich auch Lufthansa-Chef Christoph Franz zu Herzen nimmt. Seit knapp vier Monaten ruft der Airline-Boss seine Mitarbeitenden zur Sprechstunde im Intranet auf. Unter dem Titel «Fragen Sie Franz» können die Angestellten in einem Blog-Posting ihre Anliegen deponieren, die wiederum von den Kollegen kommentiert werden dürfen. Diejenigen Fragen mit den meisten «Like»-Kommentaren werden Franz schliesslich vorgelegt und einmal monatlich in Form eines Videointerviews beantwortet.
Der drollige Titel erinnert an die Werbekampagne von Daimler-Chef Dieter Zetsche, der einst mit dem Claim «Ask Dr. Z» Furore machte. Lufthansa-intern ist «Fragen Sie Franz» jedenfalls zu einem geflügelten Wort geworden, das die Mitarbeitenden schon mal zitieren, wenn gerade wieder etwas schiefläuft in der täglichen Arbeit.
Von ungefähr kommt die Kommunikationsoffensive indes nicht: Christoph Franz steht derzeit unter Druck. Die grossen Netzwerkcarrier leiden unter zu hohen Kosten. Die in den ersten neun Monaten erzielte operative Rendite von 3,1 Prozent hält Franz für deutlich zu tief. Mit «Score» hat der Topmanager und frühere Swiss-Chef dem bedrängten Flugkonzern ein knallhartes Effizienzsteigerungsprogramm auferlegt, das bis 2015 eine Verbesserung des operativen Ergebnisses von 1,5 Milliarden Euro bringen soll und mit einem massiven Jobabbau verbunden ist.
Im Sommer legte sich Franz mit den Flugbegleitern an, die in Streik traten, um sich im schwelenden Tarifkonflikt Gehör zu verschaffen. Im November einigte man sich schliesslich. Aber Franz haftet der Ruf des ungeliebten Sparministers an. Ein bisschen mehr Austausch könne da nicht schaden, wird er sich da gesagt haben. «Score» und die damit verbundenen Unsicherheiten seien der Hauptgrund für die Lancierung von «Fragen Sie Franz», sagt ein Sprecher. Das Frageforum werde rege benutzt und solle künftig noch verbessert werden.