Restrukturierungen haben die Zürcher Oerlikon Contraves, die Flugabwehrsysteme für den Nahbereich und Hochleistungsradare herstellt, in die roten Zahlen rutschen lassen. Hatte das Unternehmen 2004 noch einen Umsatz von 310 Mio Euro und einen operativen Gewinn (Ebit) von 17 Mio Euro generiert, erzielte es 2005 noch 286 Mio Euro Umsatz und wie erwartet einen Betriebsverlust von

1 Mio Euro (siehe auch «HandelsZeitung» Nr. 5 vom 1. Februar 2006).

2005 verpasste die deutsche Konzernmutter Rheinmetall (Rüstungsbetrieb und Autozulieferer mit Sitz in Düsseldorf) ihrer Tochter gleich zwei Stellenabbaurunden. Damit sollte laut Rheinmetall-Sprecher Peter Rücker primär die Fertigungstiefe reduziert werden. Für den Turnaround, der dieses Jahr geschafft werden soll, holte Rheinmetall zudem einen neuen Contraves-Chef an Bord. Der bisherige CEO Ernst Odermatt wurde per Anfang 2006 durch Bodo Garbe ersetzt.

*Strategische Vorgaben*

Dass Garbe die Profitabilität von Oerlikon Contraves steigern muss, war bereits bekannt. Nun präzisiert die deutsche Mutter auch noch die strategischen Vorgaben an den neuen CEO. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Ertragskraft zu sichern, so heisst es im Geschäftsbericht 2005, werde sich die Zürcher Unternehmensgruppe künftig auf die Nahbereichsflugabwehr konzentrieren.

Das Unternehmen gewinne damit die notwendige Flexibilität zur schnellen Reaktion auf Marktveränderungen. Weitere Stellenabbaurunden sind laut Rheinmetall-Sprecher Peter Rücker nicht geplant, alle nötigen Massnahmen habe man bereits 2005 eingeleitet. Damit hat sich die Frage nach einem breiten Einstieg von Oerlikon Contraves ins Zivilgeschäft erledigt.

*Ruag baut Zivilbereich aus*

Branchenkenner hingegen zweifeln, ob Unternehmen mit wehrtechnischer Ausrichtung langfristig überlebensfähig sind. Die Exportkontrollen, die den Rüstungsbetrieben die Bedienung von starken Nachfragemärkten erschweren oder verbieten, stellen Betriebe vor eine schwierige Aufgabe.

Manche Rüstungsbetriebe suchen daher den Ausweg im Zivilgeschäft, darunter auch die Ruag. Das Unternehmen - zu 100% in staatlichem Besitz, aber privat organisiert und dementsprechend gewinnorientiert - steigert den Umsatzanteil im Zivilbereich von Jahr zu Jahr. «Der Umsatzanteil der klassischen Wehrtechnik wird künftig auf 45 bis 40% sinken», prognostiziert CEO Toni Wicki gegenüber der «HandelsZeitung». Der Anteil des Zivilgeschäfts werde dafür dementsprechend steigen. Zum Vergleich: 2005 trug die Wehrtechnik noch 62% zum Ruag-Konzernumsatz bei, das Zivilgeschäft 38%.

Zur Verschiebung der Ruag-Umsatzanteile wird auch der Rückzug aus dem traditionsreichen, aber verlustbringenden Geschäft mit Grosskalibermunition beitragen. Er soll bis im nächsten Jahr abgeschlossen sein. «Bis dahin arbeiten wir die noch bestehenden Aufträge ab», sagt Ruag-Sprecher Bruno Frangi.

2005 schrieb die Sparte einen Verlust von 16 Mio Fr. Noch vor einigen Jahren glänzte der Bestellungseingang mit rund 100 Mio Fr., 2005 stand er noch bei unter 10 Mio Fr. «Auf dieser Basis kann der Produktionsbetrieb nicht mehr kostendeckend aufrechterhalten» werden, argumentiert der Ruag-Sprecher.

*Taube Ohren in Oerlikon*

Ruag gelingt die Positionierung in zivilen Nischen ganz gut. So wurde beispielsweise die Zusammenarbeit mit dem Flugzeughersteller Airbus erweitert, Ruag kann weitere Komponenten liefern. Derzeit werden Airbus-Aufträge im Umfang von 60 Mio Fr. abgewickelt. Zum Vergleich: 2005 setzte das Unternehmen 1,194 Mio Fr. um. Ganz aus dem Rüstungsgeschäft wird Ruag laut CEO Toni Wicki nicht aussteigen, da dieser Konzernbereich ein wichtiges Standbein bleiben wird.

Für Oerlikon Contraves kommt das Zivilgeschäft nicht in Frage. Arbeitnehmervertreter brachten entsprechende Vorschläge mehrmals bei der Unternehmensführung ein, stiessen laut eigenen Angaben aber auf taube Ohren. «Das Thema Zivilgeschäft war tabu», erinnert sich Kaspar Wohnlich, Vertreter der Gewerkschaft Unia bei Oerlikon Contraves. Bei der deutschen Konzernmutter Rheinmetall weiss man nichts von solchen Ideen.

Die deutsche Konzernführung gibt sich für das laufende Geschäftsjahr optimistisch - Rücker stellt steigende Auftragseingänge in Aussicht. Als Folge davon könne auch mit einer Erholung des Betriebsgewinns gerechnet werden. Die neuen Aufträge dürften vornehmlich von den europäischen Nato-Staaten eingehen. Das liess Rücker jedenfalls im Februar 2006 verlauten. Dies, nachdem Rheinmetall Anfang 2005 noch auf «relevante Aufträge aus dem Mitteren und Fernen Osten» gehofft hatte.

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