Littering steht in grösseren Städten weit oben im Sorgenkataster. Umfragen ergeben überall die gleichen Resultate: Abfälle verringern die Attraktivität eines Ballungsgebietes, tragen zur Verärgerung bei und sind letztlich Gift für das Standortmarketing.



Es mangelt an Rücksichtnahme

Eine Studie der Universität Basel hat sich mit diesem zivilisatorischen Phänomen befasst. Die schwindende Rücksichtnahme in öffentlichen Räumen und die immer grösser werdende Zahl von Veranstaltungen gehören zu den Hauptursachen für diesen Negativtrend.

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Den wollen bekannte privatwirtschaftlich organisierte Vereinigungen umkehren, so die Igora-Genossenschaft für Aluminium-Recycling, der Verein PRS PET-Recycling Schweiz und VetroSwiss. Unter dem Dach der IGSU arbeiten sie eng mit der Recycling-Industrie zusammen. Sie ist wegen ihren vielfältigen Dienstleistungen ein unverzichtbares Glied in der Kette im Kampf gegen Umweltsünder.



Industrie interessiert am Abfall

Viele bekannte Abnehmer von Recycling-Material und damit von Sammelgut sind im Branchenverband Stahl- und Metallrecycling Schweiz (VSMR) zusammengeschlossen. Ihm gehören 110 Unternehmen an, welche von den Gemeinden oder anderen Organisationen abgeholtes Papier, aber auch von den genannten Vereinigungen gesammelte PET-Flaschen und Alu-Dosen recyclinggerecht verarbeiten. Es sind (fast) lauter Allrounder, die neben Alu, Papier und PET auch Eisenschrott, Schutt vom Bau oder ausgediente Fahrzeuge, Pneus, Haushaltgeräte und unbrauchbare Druckplatten sammeln und sortieren.

Selbst jene, welche nicht in diesen Sparten aktiv tätig sind, wie der Recycling-Fachmann Stephan Thommen aus Kaiseraugst, der sich vor allem auf Schrott spezialisiert hat, nehmen oft auch PET-Abfälle an, um Kunden einen «Vollservice» zu garantieren. «Ich sorge dann dafür, dass die Abfälle ans richtige Ort kommen», sagt Thommen.



Vieles wird im Ausland verwertet

Bei Rene Beyeler von Thévenac Leduc in Ecublens, einem typischen Allrounder und Betreiber des grössten Recycling-Unternehmens in der Romandie, macht Papier rund 60% des Geschäftes mit Wiederverwertbarem aus. Beyers Zulieferer sind vor allem Gemeinden, Druckereien und verschiedene Verteilorganisationen, seine Abnehmer sind Betriebe aus der Papier- und Kartonindustrie.

Bei Aluminium ist der Anteil am Gesamtvolumen kleiner als beim Papier und eine genaue Abgrenzung zwischen dem Sammelgut der Igora (Dosen und Tuben) und anderen Alu-Abfällen kaum möglich. Beyeler ist überdies als einziger Betrieb für die Entsorgung der rapid ansteigenden Mengen an Nespresso-Kapseln zuständig, was die Abgrenzung zum Igora-Sammelgut erst recht erschwert. Die Adressaten seiner sortierten und vorbereiteten Alu-Ware befinden sich im angrenzenden Ausland. Das gilt für alle angefragten Betriebe.

Wie Daniel Frischknecht von der Igora bestätigt, wird gesammeltes Aluminium samt und sonders entweder nach Norditalien oder ins benachbarte Süddeutschland zur Weiterverarbeitung gebracht, weil das Umschmelzen in der Schweiz nicht mehr möglich ist. Anders ist dies bei den PET-Getränkeflaschen, die fast ausschliesslich in der Ostschweiz rezykliert werden.

Für Rene Beyeler wie für Beat Ziswiler vom gleichnamigen Unternehmen in Ostermundigen, das vor allem PET und Alu für den erneuten Einsatz in der Industrie vorbereitet, sind die Bemühungen von PET-Recycling Schweiz und Igora eindeutig in Form von höheren Rücklaufquoten spürbar. Wie Markus Sidler von Dietiker Metallhandel in Regensdorf bezeichnen alle Befragten die Effizienz der beiden Organisationen und Sammler als «super».



Jetzt zeichnen sich Grenzen ab

Zur Zukunft der Sammelquote dieser begehrten Wertstoffe sehen Ziswiler wie Beyeler bei PET noch Steigerungsmöglichkeiten, bei Alu stosse eine erhöhte Sammelquote hingegen an Grenzen. Beyeler: «Angesichts des bereits sehr hohen Prozentsatzes ist bei den AluDosen eine Steigerung nur im beschränkten Umfang möglich.» Das Wissen vieler Konsumenten darüber, dass nur ein Bruchteil der Energie für die Wiederaufbereitung von Sekundäraluminium – es sind gemäss Beyeler gerade noch deren 5% – benötigt wird, hat im Urteil der Befragten dazu beigetragen, dass immer weniger Dosen auf der Strasse landen.



Neu: Einfluss der Gratisblätter

Was das Altpapier angeht, spüren alle Befragten – als mögliche Folge der zunehmenden Flut von Gratiszeitungen – je nach Standort keine bis eine leichte Erhöhung der angebotenen Altpapiermengen. Das gilt auch für Christoph Solenthaler; in seinem Entsorgungsfachmarkt in St.Gallen-Winkeln macht der Altpapier- und Kartonanteil etwa 40% der Geschäftsaktivitäten aus. Man geht allgemein zum heutigen Zeitpunkt davon aus, dass Abos bei Nicht-Gratiszeitungen zugunsten von Blättern gekündigt werden, welche nichts kosten. «Aber wir sehen dem Papier ja nicht an, ob es auf die Strasse geworfen wurde oder nicht», sagt Werner Maag aus Winterthur. Beim Littering allerdings werden die Gratiszeitungen immer mehr und mehr zum Problem.

Die Recyclingunternehmen sind das letzte Glied in der Wiederverwertungskette. Bei der Papierfabrik Perlen LU, wo hauptsächlich Zeitungspapier hergestellt wird, sagt Walter Steffen, Leiter Beschaffung: «Die Gratisblätter beeinflussen das Angebot an Altpapier kaum. Die Konjunktur hingegen schon, vor allem die Nachfrage nach Papier für die Werbung.»

Für den VSMR-Präsidenten Gilles Goutte, ebenfalls in allen Wiederverwertungssparten, aber vorwiegend im Schrottbereich tätig, spielt Altpapier mit Blick auf die Verbandsmitglieder eine immerhin so wichtige Rolle, dass Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss mit dem Schweizerischen Verband der Industrielieferanten für Altpapier angebahnt wurden.

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Recycling in der Schweiz: Was wird eingesetzt, und was kommt zurück

PET: Im Jahr 2005 wurden gemäss Angaben der Branchenverbände in der Schweiz 42156 t PET in Verkehr gebracht, 31604 t davon wurden rezykliert.

Aluminium: Bei den Aludosen belief sich der Verkauf im Jahr 2005 auf rund 4150 t, von denen 3750 t (90%) der Wiederverwertung zugeführt werden konnten.

Papier: Verbraucht wurden vor zwei Jahren gesamthaft 1,7 Mio t Papier, rezykliert wurden im gleichen Zeitraum 1,2 Mio t.

Schrott: Der Rücklauf bei Metallabfällen (Stahl und Eisen) machte im Jahr 2005 rund 561000 t aus, der Recyclinganteil betrug 386000 t. Zahlen für das Jahr 2006 liegen noch keine vor, dasselbe gilt – generell – für Umsatzzahlen der Schweizer Wiederverwertungsbranche.