Die Inhaber von Swatch-Dividendenpapieren haben in den letzten Wochen wieder Zuversicht getankt. Die Inhaber- wie die Namensaktien stiegen in den letzten beiden Monaten um 16%. Seit Beginn des Jahres sind es zwischen 6% (Inhaber) und 7% (Namen). Das sind gute Neuigkeiten für den Konzern und letztlich für die Schweizer Uhrenindustrie.

Wachstum in der Uhrenbranche

CEO Nick Hayek, der nach wie vor im Schatten seines omnipräsenten Vaters wandelt, zeigt sich bei jeder Gelegenheit zuversichtlich, und dies im Moment mit Grund: Die Resultate des 1. Quartals 2005 liegen über jenen der Vorjahre und auch über jenen des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie. Der Export der Schweizer Uhren nahm im Mai um 31% zu, was weit über den Schätzungen der Analys-ten lag; die Genfer Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch war von 11% ausgegangen. Im Übrigen bestätigte die Basler Uhrenmesse in diesem Frühjahr den allgemeinen Aufwärtstrend: Laut Hayek nahmen die Bestelleingänge je nach Marke um 20% bis 50% zu.

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Die Aktionäre und Investoren können sich die Hände reiben. Swatch hat das Vertrauen der Investoren wiedererlangt. Man erinnert sich: Das Jahr 2003 war für die Uhrenindustrie ein katastrophales Jahr. Eine schlechte Konsumentenstimmung und eine Reihe von Krisen (darunter Sars) überschatteten auch das Bieler Unternehmen.

Die erfolgsverwöhnte Familie Hayek musste Umsatzeinbussen hinnehmen. Das Klima verbesserte sich gegen Ende des Jahres 2003, sodass sich der Einbruch in Grenzen hielt. 2004 setzte sich der Aufschwung fort, und für das Jahr 2005 verspricht sich die Swatch neue Rekorde.

So positiv das Umfeld für das Unternehmen aussieht, so hervorragend sich das Segment der Luxusuhren gegenwärtig entwickelt es gibt auch die Sorgenkinder. Eines davon ist die Plastikuhr Swatch, die den Grundstein für den Siegeszug des Konzerns und das Wiedererwachen der Schweizer Uhrenindustrie gelegt hatte. Ihr Absatz geht laufend zurück. Wurden in den besten Jahren über 20 Mio Plastikuhren produziert, sind es derzeit gegen 13 Mio. Der Umsatz liegt bei 630 Mio Fr., jener von Omega bei 1,05 Mrd Fr.

Die Konkurrenz der Fashion Watches, der Modeuhren, ist riesig: Sie werden billig in China produziert, gelangen zu extrem günstigen Konditionen in den Detailhandel und überschwemmen weltweit die Warenhäuser und Modeboutiquen. Analysten glauben nicht, dass einzig die Reduktion der Anzahl neuer Modelle um rund einen Drittel, wie Hayek in Medienberichten darlegte, die Trendwende einläuten wird. Ebenso wenig dürften reine Marketingmassnahmen und das Aufpeppen der Verkaufsläden ausreichen. Die Analysten erwarten von Hayek klarere Antworten, Angaben und Strategien.

Ein weiterer Punkt ist der Modeschmuck (Jewellery). Gemäss Schätzung der Bank Sarasin trägt dieser Sektor zwischen 50 und 60 Mio Fr. zum Umsatz bei. Ziel von Swatch ist es, 2005 eine dreistellige Millionenzahl zu erreichen. In den Augen einiger Analysten dürfte es schwierig sein, dieses Ziel einzig mit der Marke «Swatch» zu erreichen. Vielmehr müsste die Gruppe eine etablierte Schmuckmarke dazukaufen, was angesichts des Eigenkapitals kein Problem darstellen würde. Doch gibt es keine Anzeichen dafür, dass eine Schmuckmarke zum Verkauf steht. Und sollte dies dennoch der Fall sein, gehen Marktbeobachter von einem grossen Bieterrennen aus, denn nebst Swatch liebäugeln weitere Unternehmen mit einem Label.

Gut im Markt positioniert

Trotz diesen Einschränkungen befindet sich die Swatch-Gruppe zurzeit in blendender Verfassung. Mit den 18 Marken (Breguet, Blancpain, Glashütte-Original, Omega, Jaquet Droz, Léon Hatot, Longines, Rado, Union, Tissot, Calvin Klein Watches, Pierre Balmain, Hamilton, Certina, Mido, Swatch, Flik Flak und Endura) ist das Unternehmen in allen Märkten und Preissegmenten ausgezeichnet positioniert. Die Bank Sarasin streicht in ihrer Unternehmensanalyse zudem die hohe Innovationsrate heraus.

Was ferner für den Swatch-Titel spricht, ist das Wiedererstarken des Dollar. Die schwache US-Währung war letztes Jahr die Achillesferse der Exportwirtschaft. Hayek liess denn auch kaum eine Gelegenheit aus, um sich über die Währungspolitik der Schweizerischen Nationalbank zu beklagen. Schliesslich bergen in den Augen der Finanzgemeinde Asien, allen voran China, sowie die USA für die nächsten zehn Jahre ein grosses Wachstumspotenzial für Swatch. Interessant für Anleger ist schliesslich der geplante Aktienrückkauf von 250 Mio Fr.

Punkto Bewertung sind sich die einzelnen Finanzinstitute nicht einig. Zwar wird darauf hingewiesen, dass der Swatch-Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 (2005) und 14 (2006) gegenüber der Konkurrenz mit einem Discount gehandelt wird. Die Bank Sarasin empfielt, den Titel zu «kaufen». JP Morgan dagegen bevorzugt Richemont, weil das Unternehmen sich auf das Luxussegment konzentriere und dieses mittlerweile gegenüber Swatch mit einem Discount gehandelt werde.

Swatch Group In Mio Fr.

20042005E2006E2007E

Umsatz4152435946054836

Betriebsgewinn (Ebit)651737821892

Reingewinn512592666722

Gewinnmarge (in %)12.313.614.514.9

Gewinn pro Aktie (in Fr.)8.8010.2011.6012.50

KGV19161413

Dividende (in Fr.)1.802.102.402.80

E = geschätzt; KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis

Quelle: Bank Sarasin

Tipp

Die Aktien der Swatch Group bergen Wachstumspotenzial. Der Schweizer Uhrenexport hat massiv angezogen, die Nachfrage nach Luxusuhren ebenso. Mit 18 Marken ist das Unternehmen in den verschiedenen Märkten, insbesondere in Asien, gut positioniert. Zudem werden die Swatch-Aktien gegenüber den Mitkonkurrenten mit einem Discount gehandelt. (pi)