Hafermilch ist im Trend – könnte man meinen. In der Schweiz gibt es mittlerweile sogar Cafés, die gänzlich auf tierische Milch verzichten und Coop hat seit rund einem halben Jahr die Hafermilch des schwedischen Produzenten Oatly im Sortiment. Doch Oatly läuft es schlecht: Der Hafermilch-Produzent musste seine Umsatzprognose für 2021 stark nach unten korrigieren.

Für das dritte Quartal melden die Schweden noch einen Erlös von 171 Millionen Dollar – viel weniger als von Analysten erwartet. Schuld daran sei, dass der Ausbau der Produktion nicht wie geplant gelaufen sei, ferner Restriktionen durch Corona: So die Erklärung des Unternehmens. Die Nachfrage sei aber weltweit nach wie vor gross.

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Daran scheinen die Anleger derzeit aber kaum zu glauben – die Aktie verlor nach der Hiobsbotschaft rund 20 Prozent. Im Mai, bei Börsenstart, war der Titel knapp 20 Dollar wert gewesen und stieg zunächst in Richtung 30 Dollar. Jetzt sind es noch 9 Dollar.

Die Multis legen nach

Es ist aber nicht der einzige Tiefschlag bei den «Veggie-Aktien», also Aktien von Unternehmen, die auf nicht-tierische Ersatzprodukte setzt.

Auch der amerikanische Fleischersatz-Hersteller Beyond Meat präsentierte schlechte Zahlen. Der Umsatz stieg nur um knapp 13 Prozent, das Unternehmen macht derweil Millionen Verluste. Auch bei der Aktie ist das gleiche Muster erkennbar: Beim Börsenstart ging es ab, dann erfolgte der jähe Absturz. Als die Aktie des deutschen Unternehmens Veganz vergangene Woche an die Börse kam, verlief schon der erste Handelstag enttäuschend. Man wollte rund 110 Euro anpeilen, jetzt dümpelte die Aktie in den letzten Tagen um den Kurs von 100 Euro herum.

Ist der Hype um die veganen Produkte schon vorbei? Beyond Meat sollte in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben, jetzt wird es wohl 2024. Wenn überhaupt, denn die Marge, die dem Hersteller bleibt, ist tief. Lebensmittelgigant Nestlé, der sich ebenfalls im Gebiet von Fleischersatzprodukten profilieren möchte, erwirtschaftet teilweise Margen von bis zu 50 Prozent. Wie bei anderen Lebensmittel-Startups scheint Beyond Meat einfach zu viel Geld bei der Lagerung und dem Transport der Produkte zu verbrennen. Dazu ist der Absatz im Heimmarkt USA rückläufig, nur in anderen Teilen der Welt läuft es einigermassen.

Die Entwicklung ist zurzeit ähnlich wie in anderen Industrien: Kleine Anbieter wie Beyond Meat legen ein Produkt vor, die grossen Lebemsmittelmultis und Supermarktketten kopieren es und bieten es unter eigenem Label an – und gewinnen damit die Kunden. Mit den sehr geringen Margen ist es für kleine Hersteller schwierig zu bestehen. 

Die Situation beim Hafermilch-Produzenten Oatly sieht ähnlich aus. Die Aktie ist gefallen, die Bewertung zwar immer noch hoch, doch schwarze Zahlen gibt es nicht vor 2024. Das Problem: Im ersten Halbjahr wuchsen die Verluste im Vergleich zum Umsatz rasant an.

Der deutsche Supermarktkette Veganz – die von Schokoriegeln bis zu Tiefkühlpizzen alles vegan anbietet –, kommt ebenfalls nicht so dynamisch vom Fleck wie erwartet, wie die «Lebensmittelzeitung» berichtet. Bei einer erwarteten Spanne von 85 bis 110 Euro waren die Titel letzte Woche zu 87 Euro zugeteilt worden – derzeit liegen sie bei 100 Euro. Veganz wird in den Supermärkten in der DACH-Region verkauft und ist in Deutschland etwa bei Rewe, Lidl oder DM gelistet. In der Schweiz ist Veganz wie auch Oatly bei Coop erhältlich. 

(tdr)