Schlechte Nachrichten werden gerne vor langen Wochenenden platziert, in der Hoffnung, sie schlagen dann nicht so hohe Wellen. So kündigte die VP Bank am Mittwochabend vor dem langen Auffahrt-Wochenende einen echten Knaller an: Paul Arni, der seit gut 5 Jahren die Liechtensteinische Bank leitet, verlässt das Institut per sofort. Begründung? Fehlanzeige.
Laut Finanzkreisen liegt der Grund für den plötzlichen Abgang in strategischen Differenzen: Seit Ende April hat die VP Bank mit Ex-UBS-Banker Stephan Zimmermann einen neuen Verwaltungsratspräsidenten. Und der räumt nun auf.
Teure Ökosystem-Strategie
Den Informationen zufolge will Zimmermann stärker auf die Kosten und die Effizienz achten. Das soll sowohl bei der nun zweiten Phase der Umsetzung der Strategie 2026 geschehen, und wohl auch Teil des nächsten Strategiezyklus sein. Vor diesem Hintergrund seien Zimmermann und Arni übereingekommen, dass Arni nicht länger CEO bleiben kann. «Und wenn man sich trennt, ist es besser, per sofort», ist zu hören.
Arni selbst wollte nichts zu seinem Abgang sagen. Die Medienstelle der VP Bank verwies auf die Mitteilung von Mittwochabend. Dort heisst es: «Er (Paul Arni, d. Red) übergibt die Führung zu einem Zeitpunkt, zu dem die VP Bank solide aufgestellt ist und über qualitativ gefestigte Grundlagen verfügt, die es ermöglichen, die Strategie der Gruppe in der zweiten Strategiehälfte erfolgreich weiterzutreiben.»
Aktienwert hat sich halbiert
Der harte Schnitt dürfte der Börse gefallen. Denn in Arnis Amtszeit hat sich der Aktienkurs der VP Bank fast halbiert.
Arni, der zuvor bei der Credit Suisse, Julius Bär und der Deutschen Bank Schweiz gearbeitet hatte, verfolgte ambitionierte Pläne für die VP Bank, die im Private Banking aktiv ist und seit ihrer Gründung 1956 durch den Treuhänder Guido Feger stark auf das Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern setzt, welche die VP Bank als Buchungsplattform nutzen.
Arni wollte dieses Geschäft mit einem Öko-System-Ansatz ausbauen. Dafür liess er eine offene Produktplattform namens Orbit bauen, so dass Kundinnen und Kunden auf mehr Produkte zurück greifen können. «Wir kombinieren das traditionelle Bankgeschäft mit den Vorteilen digitaler Ökosysteme und schaffen damit eine neue Service-Welt», heisst es in der Strategie-Präsentation.
Doch der Aufbau der Plattform trieb die Kosten stark in die Höhe, die Erträge folgten dem aber nicht nach. Das Plus beim Jahresgewinn 2023 von gut 10 Prozent ging primär auf das Konto der steigenden Zinserträge im Zuge der Zinswende.
Die Kosten verharren dagegen auf hohem Niveau, so wies die VP Bank im vergangenen Jahr eine für Privatbanken ungewöhnlich hohe Kosten-Einnahme-Quote von 86 Prozent aus. Zum Vergleich: Lokalrivale LLB kommt auf weniger als 65 Prozent.
Entsprechend vernichtet die VP Bank Wert: Die Verzinsung des Eigenkapitals betrug nur vier Prozent - viel zu wenig, um die Kapitalkosten zu verdienen.
Neuer Präsident ist IT-Experte
Vor diesem Hintergrund überrascht der Abgang Arnis nicht. Allerdings hat sich der neue Bank-Präsident Stefan Zimmermann hier nicht in die Karten gucken lassen. In einem Interview mit dem Liechtensteiner Medium «Vaterland» vom 3. Mai erklärte er auf die Frage, ob er hinter der Digitalisierungstrategie stehen würde: «Absolut.» Allerdings wurde er in dem Kontext nicht nach dem Kostenproblem der Bank gefragt.
Zimmermann selbst ist ein UBS-Urgestein und kennt sich mit IT aus: So fing er seine Karriere bei der UBS-Informatik an, war COO der Vermögensverwaltung und vor seinem Wechsel an die Spitze der VP Bank Verwaltungsratspräsident der UBS Business Solutions AG - der hausinternen Service-Gesellschaft der Grossbank. Und dort wird sehr stark auf kostengünstiges Arbeiten geachtet.
Nach Arnis plötzlichem Abgang übernimmt zunächst ad interim Urs Monstein, Chief Operating Officer, die Bankführung. Der Suchprozess für einen dauerhaften Nachfolger oder Nachfolgerin ist eingeleitet, teilte die VP Bank mit. Es kämen externe wie interne Kandidaten in Frage, heisst es.