Multinationale Konzerne haben bereits vereinzelt ihre Kritik am Wirtschaftsstandort Schweiz kundgetan. Eine gesammelte Studie zu Beeinträchtigungen der hiesigen Standortfaktoren gab es bisher nicht. Nun zeigt das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG in Zusammenarbeit mit der Business School IMD, wo im Inland überall Risiken für ausländische Unternehmen lauern.

Einer der Hauptgründe für die Ansiedlung von multinationaler Konzern in der Schweiz ist laut einer Publikation von KPMG vom Dienstag das Steuerregime. Doch nur noch 42 Prozent der rund 850 befragten internationalen Unternehmen gaben an, dass das Schweizer Steuersystem auch in Zukunft einen wichtigen Standortvorteil darstellen wird.

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Hohe Lohnkosten als grosse Herausforderung

Zudem sehen die Konzerne als grössere Herausforderung für die Schweiz die hohen Lohnkosten vor allem im mittleren Kader. In diesem Personenkreis seien die Vergütungen gemäss der Untersuchung in den vergangenen Jahren gegenüber anderen Wirtschaftsstandorten stärker gestiegen als die Arbeitsproduktivität.

Grundsätzlich müsse man diesen Kritikpunkt aber vor dem Hintergrund der Frankenstärke sehen, denn rund 47 der Befragten gaben an, dass sie über den Wechselkurs besorgt seien, der die hiesige Wirtschaft belaste.

Vorteile im Arbeitsrecht

Grundsätzlich stellen laut der Untersuchung hohe Löhne aber kein grösseres Problem dar, solange das Arbeitsrecht liberal ausgestaltet ist. Aber genau dort lauern weitere Gefahren für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Ein flexibles und wirtschaftsfreundliches Arbeitsrecht ist wichtig und nahezu alle befragten Unternehmen gaben an, dass die Schweiz hier Vorteile gegenüber praktisch allen anderen europäischen Ländern habe.

Doch nur 47 Prozent der multinationalen Konzerne glauben, dass die Schweiz diesen Wettbewerbsvorteil in den nächsten drei Jahren noch behalten kann. Fast 30 Prozent gaben sogar an, dass zunehmende Regulierung der Arbeitsverhältnisse die Geschäftstätigkeit in der Schweiz in Zukunft erschweren werde. Vor allem die künftige Erfassung der Arbeitszeit ist bei den Unternehmern ein Dorn im Auge.

Masseneinwanderungsinitiative mindert Attraktivität

Negative Folgen dürfte in diesem Zusammenhang auch die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative haben. Dies habe spürbare Auswirkungen auf die weitere Attraktivität für qualifizierte ausländische Arbeitskräfte, hiess es von den Autoren. Andere Länder wie Deutschland und die USA lockten immer mehr Talente an.

Ein weiterer wichtiger Punkt, wo die Schweiz bald zurückfallen wird, ist laut der am Dienstag vorgestellten Studie, die Innovationskraft. Doch nur 44 Prozent der befragten Firmen glauben, dass ihre Unternehmen aufgrund des Standortes Schweiz innovativer werden. Lediglich 30 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Schweiz mit ihren Universitäten und Hochschulen auch in Zukunft einen wesentlichen Standortvorteil darstellen.

(sda/ccr)