Die Business-Idee
Mehr als jeder fünfte Mensch erkrankt vor seinem 70. Lebensjahr laut Bundesamt für Statistik an Krebs. Brust-, Lungen- und Dickdarmkrebs sind in der Schweiz am häufigsten für Neuerkrankungen verantwortlich.
«Neben der kräftezehrenden Therapie und den vielen Unsicherheiten, die eine Krebsdiagnose mit sich bringt, ist soziale Isolation ein grosses Problem», weiss Christoph Schröter von Wings Health.
Das Zürcher Startup hat eine Smartphone-App entwickelt, die Patientinnen und Patienten von der Diagnose an begleiten will: «Wir bündeln nicht nur Informationen zu verschiedenen Krebsarten, sondern wollen auch Aktivitäten mit vertrauen Menschen fördern», sagt Schröter.
Betroffene können Freunde und Verwandte in die Applikation einladen. Ein Pool an einfachen Aktivitäten, wie etwa ein Abendspaziergang, soll Inspiration bieten.
«Der Betroffene kann in der App zeigen, dass er Interesse an einem Abendspaziergang hätte», erklärt Schröter, «das sehen die vertrauten Menschen und trauen sich dadurch ohne Hemmungen, die gemeinsame Aktivität zu unternehmen.»
Die App soll Hürden senken, um soziale Aktivitäten aufrecht zu erhalten. Denn: Oft sei auch das Umfeld voller Ängste und Unsicherheiten und wolle den Erkrankten nicht überfordern.
Die Gründer
Wings Health ist eine Tochter der Evoleen AG, eines Unternehmens, das digitale Gesundheitslösungen entwickelt und immer wieder Startups auf den Markt bringt. Ein bereits etabliertes Projekt der Mutter-AG ist zum Beispiel die Plattform Collabree, die chronische Patienten an Medikamenteneinnahme und Therapiepläne erinnert.
Bei allen Projekten setzen die eingespielten Gründer auf Zusammenarbeit mit Unternehmen und Experten der Gesundheitsbranche. Wings Health wurde im Oktober 2021 gegründet und entstand unter anderem in Partnerschaft mit der Krebsliga Zürich, der Mediservice AG und Novartis Pharma Schweiz.
Der Markt
Vom Aktivitäts- und Vitalwerte-Tracker über Schmerz-, Gefühls- oder Ernährungstagebücher bis hin zu Applikationen, die gezielt zu einer bestimmten Krankheit informieren – Gesundheits-Apps gibt es viele. Die Herausforderung für ein neues Angebot: Die Zielgruppe zu erreichen und vom Mehrwert der App zu überzeugen.
«Deshalb setzen wir auf Zusammenarbeit mit behandelnden Ärztinnen und Ärzten und Patienten-Organisationen, die auf unsere App hinweisen und den Nutzen in die Welt hinaustragen», sagt Christoph Schröter.
«Wir wollen ein offenen Ökosystem rund um das Thema Krebs schaffen, um Betroffene und Angehörige bestmöglich zu unterstützen – und suchen laufend weitere Partner.»
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Die App ist für Nutzerinnen und Nutzer kostenlos. Die Partner-Unternehmen sponsern verschiedene Features oder Content. Zwei klinische Studien, die einen positiven Effekt der regelmässigen Nutzung der Applikation auf Lebensqualität, Symptome und Therapieoptimierung belegen sollen, stehen kurz bevor.
Eine wird ein Jahr lang dauern, die zweite rund zweieinhalb Jahre. «Das wird eine spannende Phase, die auch über eine medizinische Zulassung und damit über Zuschüsse von Krankenversicherern entscheiden könnte», erklärt Schröter.
Die Chance
Aktuell befindet sich Wings Health noch im Aufbau. «Die Informationen zu verschiedenen Krebsarten wachsen stetig», so Schröter. In einem nächsten Schritt ist angedacht, auch behandelnde Ärzte wie Onkologen in die App mit einzubinden, um den Arzt-Patienten-Austausch zu optimieren.
«Langfristig wollen wir ausserdem auch weitere chronisch Kranke begleiten, wie etwa Multiple Sklerose», sagt Christoph Schröter.