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PersonFabrice Zumbrunnen
Dass sich bei Migros etwas tun muss, hätte wohl jeder halbwegs begabte Manager gesehen. Der Gewinn ist innert sechs Jahren von mehr als 800 Millionen Franken auf zuletzt 335 Millionen eingebrochen. Da läuten selbst in einer nicht gewinnorientierten Genossenschaft die Alarmglocken. Dass aber Fabrice Zumbrunnen nun den Turnaround schaffen dürfte, ist dennoch bemerkenswert. Über Jahre hatte sich der orange Riese aufgebläht und sich diverse unrentable Geschäfte einverleibt. Als Zumbrunnen im Januar 2018 den Chefposten des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) übernahm, griff er als Erstes zur Kostensäge. Damit überraschte der Romand, der anders als sein Vorgänger in der Öffentlichkeit zurückhaltend, ja fast schüchtern wirkt, viele.
Allerdings schuf er sich intern nicht unbedingt Freunde. Manche Genossenschaften blockierten denn auch seine Absicht, die Logistik zu verschlanken. Zumbrunnen, der die Wochenenden bei seiner Familie in La Chaux-de-Fonds verbringt und ein Faible für Kultur und klassische Musik hat, behielt jedoch einen kühlen Kopf und setzte zum radikalen Umbau an – zumindest für Migros-Verhältnisse. Sein Ziel: die Kosten runter- und die Effizienz hochzufahren und mit dem gesparten Geld die digitalen Kanäle zu pushen. Keine leichte Übung. Besonders nicht im komplizierten Migros-Universum mit seinen zehn Genossenschaften, die dem Genossenschafts-Bund, der die Strategie vorgibt, überstellt sind. Da hat es die Basler Konkurrentin Coop einfacher. Dort fusionierten vor 20 Jahren die 14 Genossenschaften zu einer.
2021 jedoch sollte sich Zumbrunnens Übung auszahlen. Das Management im MGB ist nun zum Grossteil neu zusammengestellt, und die unrentablen Bereiche lasten nicht mehr in den Büchern. Rechtzeitig vor dem Lockdown konnte Zumbrunnen die Sorgenkinder Depot, Interio und Globus loswerden. «Ich hätte heute deutlich mehr Sorgen, wenn wir das Portfolio vom letzten Jahr noch hätten», sagt er. Die Supermärkte und Onlineangebote der Migros erlebten im Corona-Tsunami einen gewaltigen Ansturm. Für 2020 erwartet Zumbrunnen nun ein Rekordjahr. Wie erfolgreich seine Transformation tatsächlich ist, werden die im Frühjahr zu erwartenden Jahreszahlen zeigen.
(Stand: Dezember 2020)