Hoppla, da flog das Portemonnaie des Touristen zum Fenster hinaus und landete auf der Gletschermoräne des Jungfraumassivs im Berner Oberland. Eine adaptierte Szene, die seit den 1960er-Jahren schon unzählige Kinder beim Lesen von Papa-Moll-Büchern zum Lachen gebracht hat. Noch lustiger dürfte es gewesen sein, solch komische Situationen im Alltag zu beobachten.
Harry Joel Oppenheim hat die Szene selbst erlebt. Der heute 36-jährige Bankangestellte, seine Eltern und seine Tante halfen Grossmutter Edith Oppenheim-Jonas beim Beobachten und Notieren witziger Alltagssituationen. Die 1907 geborene Malerin und Zeichnerin verarbeitete die komischen Situationen zu Karikaturen und schuf den Text dazu. Pechvogel Papa Moll zeigte sich in allen Variationen. Bei ihrem Ableben im März 2001 hinterliess die geborene Deutsche der Schweiz ein immenses Werk an Papa-Moll-Kurzgeschichten und satirischen Beiträgen für den «Nebelspalter».
Vereinbarkeit mit Job und Familie
Harry Joel Oppenheim, der in Zürich im Wealth Management & Swiss Bank der UBS arbeitet, kann Papa Molls Kopf heute noch skizzieren. Dies hat er mit seiner Grossmutter jahrelang eingeübt. Auch war er sehr stolz, als die Schöpferin der lustigen Comicfigur seiner Schulklasse einen Besuch machte.
Beides, seine Kreativität auszuleben und Familienmitglieder in die Klasse einzuladen, liegt Harry Joel Oppenheim heute fern. Denn er gehört einer Generation an, die keine vier Jahre Vollzeitstudium absolvieren und in dieser Phase Teilzeit arbeiten wollen. «Mir ist es wichtig, meine drei Standbeine Job, Familie und Studium unter einen Hut zu bringen», betont der Vater von zwei Kleinkindern. «Flexibilität zu leben ist mir enorm wichtig.»
Hohe Kosten und unzählige Zugfahrten
Aus Liebe zum Optimieren anstelle des Maximierens hat er sich für ein volles Arbeitspensum und eine berufsbegleitende Ausbildung entschieden, die er grösstenteils im Fernunterricht mit Online-Unterstützung absolvieren kann. Harry Joel Oppenheim ist in der Endphase des konsekutiven Studiengangs zum Master of Science (MSc) in Business Administration (BA) with Major in Innovation Management an der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) mit Sitz in Brig VS.
Zurzeit schreibt er an seiner Master-Arbeit. Diese muss er Ende Januar 2014 verteidigen. Danach hat er den angestrebten Titel erlangt und kann mit Stolz auf ein Studium zurückblicken, das es ihm erlaubt hat, zu 100 Prozent als Bankangestellter im Kaderrang zu arbeiten und sich gleichzeitig auf eigene Kosten und Zeit auszubilden. Ausser rund 11 000 Franken wird Harry Joel Oppenheim unzählige Zugfahrten, freie Abende und Wochenenden ins Lernen investiert haben. «Auch wenn der Zeitaufwand für dieses Studium hoch ist, lässt es sich doch viel einfacher mit einem normalen Alltag vereinbaren als ein Vollzeitstudium», wirbt Harry Joel Oppenheim für diese Ausbildungsform.
Dass Papa Molls Enkel bislang während des Studiums keine Krise durchlitt, schreibt er Eigenschaften zu, ohne die der Fernunterricht nicht möglich wäre. «Eine grosse Selbstdisziplin ist das A und O. Dazu braucht es Organisationstalent, die Fähigkeit zu einem effizienten Zeitmanagement und zur Selbstständigkeit. Kurz gesagt: Eine gute Planung ist die halbe Miete.»
Lernplattform als heilige Bibel
Harry Joel Oppenheim, der für die UBS regelmässig in Asien weilt, hat zwar Klassenkameraden, sah diese aber in den Semestern eins bis vier nur alle zwei Wochen samstags in Regensdorf ZH, wo die FFHS eine ihrer Niederlassungen betreibt, und während des Selbststudiums im fünften Semester gar nicht mehr. Trotzdem sei man intensiv miteinander verbunden, was sich sehr motivierend auswirke.
«Die interaktive Lernplattform der FFHS ist unsere heilige Bibel. Sie bietet uns auf eine optimale Weise den Lernstoff, die Hausaufgaben, die Zeitpläne, die Selbsttests, die englischsprachige Literatur, die Listen und alles, was wir brauchen. Mit einem Mausklick können wir einander Fragen stellen und Informationen aller Art beschaffen. Daher hatte ich auch nie das Gefühl, allein oder zu wenig betreut zu sein», sagt Harry Joel Oppenheim.
Man sei erst der zweite Jahrgang dieses konsekutiven Moduls, daher gebe es laufend Verbesserungen. Einen tiefgreifenden Grund zur Reklamation habe er aber nicht, betont der engagierte Student. «Im Gegenteil, ich erlebe von der FFHS viel Gutes und viel Drive.»
Innovation nur bedingt lernbar
Was die UBS als Arbeitgeberin betrifft, absolviert Harry Joel Oppenheim das Studium bewusst im Alleingang. Seine Motivation dazu umschreibt er so: «Ich mache das Studium für mich. Es findet in meiner Freizeit statt und wird vollumfänglich von mir privat finanziert. Dies bewahrt mir meine Unabhängigkeit und ist eine Garantie für mich, dass ich meinen Horizont ganz unabhängig von den klassischen Themen der Anlageberatung erweitern kann. Ich erhalte querbeet neue Inputs und profitiere schon heute von zahlreichen neuen Blickwinkeln im Tagesgeschäft, die ich ohne diesen Lehrgang nicht hätte.» Allein sein neues Netzwerk sei Gold wert. «Wir Studierenden kommen aus unterschiedlichsten Gebieten von Industrie, Dienstleistung und Finanzen. Daraus ergeben sich spannende Diskussionen und Erkenntnisse.»
Das gesamte Studium dreht sich um Innovationen. Lässt sich dieses komplexe Thema überhaupt erlernen? Dazu Harry Joel Oppenheim: «Mit Modellen und Prozessen, Diskussionen und Gruppenarbeiten nähern wir uns dem Thema von allen Seiten her an. Doch was Innovation wirklich ist, kann ich trotzdem nicht abschliessend sagen. Dieses Unvermögen liegt in der Natur der Sache begründet.» Nur der eigene Werdegang zeige, wie innovativ man tatsächlich sei.
Papa Moll als Film und Restaurant?
Von Harry Joel Oppenheim dürfte noch manche Überraschung zu erwarten sein. Als Sohn seines in der Medienszene sehr bekannten Vaters Roy Oppenheim wird er dereinst das Papa-Moll-Erbe antreten. Die Bücher erscheinen mittlerweile im Globi-Verlag. Neuerdings gibt es sogar Ausgaben in Mandarin (Chinesisch). Das Potenzial der Papa-Moll-Bücher allenfalls noch vermehrt auszuschöpfen und das Vermächtnis zu pflegen, hält er für eine wunderbare Ambition neben seiner Tätigkeit in der Finanzbranche. Sowohl Harry Joel als auch sein Vater Roy lieben es, Themen zu verfilmen. Wird Papa Moll bald laufen lernen? Der Enkel lächelt leise.
Auffällig ist das Thema seiner Master-Arbeit – der erfahrene Private Banker erstellt eine Bedürfnisanalyse für ein Familienrestaurant. Ob es wohl bald im Raum Zürich ein Lokal mit dem Namen Papa Moll geben wird? Harry Joel Oppenheim schmunzelt. Und schweigt wiederum.
FFHS/SUPSI: Master of Science in Business Administration
Der konsekutive Studiengang zum Master of Science (MSc) in Business Administration (BA) with Major in Innovation Management wird von der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) mit Sitz in Brig VS angeboten. Diese ist einer der Standorte der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI), der 1997 gegründeten Fachhochschule des Kantons Tessin. Dieser MSc in BA ist der einzige rein deutschsprachige Master-Studiengang an der SUPSI. Den gleichen Abschluss kann man auch im italienischen Pendant erwerben. Der Studiengang wird als Fernangebot mit nur 20 Prozent Präsenzunterricht durchgeführt.
In zwei Jahren erwirbt man 90 ECTS-Punkte. Dieses Studium in Betriebsökonomie vermittelt Fachkenntnisse im Bereich der strategischen Unternehmensführung. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Innovationsfähigkeit und Wertschöpfung durch Integration theoretischer sowie praktischer Kompetenzen. Die Ausbildung soll als Sprungbrett für zukünftige Protagonisten in der Geschäftsführung von Unternehmen und Institutionen dienen. Die Kosten belaufen sich auf 2200 Franken pro Semester für in der Schweiz wohnhafte Teilnehmer und 3200 Franken für Auswärtige. Zugelassen werden Personen mit einem Studium in Wirtschaftswissenschaften von einer Universität oder einer Fachhochschule von mindestens drei Jahren.