Frage: Was verbindet diese angeblich heiligen Anlageaxiome? 1) Aktien bewegen sich gegenläufig zu Anleihen. 2) Steigende Ölpreise sind «bearish». 3) Hohe Zinsen bedeuten das Aus für Technologiewerte. Sie wissen es nicht? Alle sind nachweislich abwegig! Viele weitere Anlage-«Weisheiten» sind schlicht und einfach falsch. Ein leistungsfähiges Instrument, um mit solchen allgemeinen Unweisheiten aufzuräumen? Mit Korrelation. Hier erfahren Sie, wie Sie sie nutzen können, um Mythen zu zerstören und Chancen zu finden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Erstens handelt es sich hier nicht um komplizierte Mathematik. Die Korrelation misst ganz einfach den Zusammenhang zwischen den Schwankungen zweier Dinge. Geht es für das eine nach oben, geht es für das andere ...? Wie konsistent oder unvorhersehbar verhält es sich? Eine Korrelation von 1,00 bedeutet eine Bewegung im Gleichschritt, während minus 1,00 eine vollständig gegenläufige Bewegung bedeutet. Bei einer Korrelation von 0,00 besteht kein Zusammenhang.

Zweitens, gehen Sie von einer entscheidenden Frage aus: Was ist Ihrer Meinung nach tatsächlich falsch? Nur wenige überlegen sich das. Eine falsche Überzeugung zuzugeben, tut weh, besonders wenn sie intuitiv sinnvoll ist. In Märkten ist Selbstüberschätzung jedoch tödlich. Ziehen Sie also die Korrelation heran, um allgemein akzeptierte Ansichten über den Markt zu prüfen – besonders Ihre eigenen. Widerlegen Sie diese, sind Sie im Vorteil.

Der Gastautor

Ken Fisher ist Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen weltweit, die über 205 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investmentmanagern der USA.

 

Sind steigende Ölpreise «bearish»?

Die Vorstellung, dass hohe Ölpreise den Aktien schaden, kam zuletzt durch den Nahostkonflikt wieder auf. Er befeuert die Angst vor Ölknappheit und Preissteigerungen. Aber stimmt das? Wenn der Treibstoff teurer wird, sinken dann nicht die Gewinne und Aktienkurse? Nein. Die Korrelation zwischen den wöchentlichen Ölpreisen und dem SPI lag in den vergangenen zwanzig Jahren bei 0,21. Die Aktien haben sogar die Tendenz, mit dem Ölpreis leicht zu steigen. Die Korrelation zwischen Öl und weltweiten Aktien beträgt 0,32. Diese schwachen Werte bedeuten nicht, dass steigende Ölpreise positiv sind. Aber sie räumen mit der Vorstellung auf, dass steigende Ölpreise den Aktien schaden.

Bewegen sich Aktien gegenläufig zu Anleihen?

Oder denken Sie an die Behauptung, dass Aktien in die eine Richtung und Anleihen in die andere Richtung gehen. Fachleute reden ständig darüber. Strategen und Strateginnen begründen ihre Entscheidungen damit. Und Sie? Die Theorie: Wenn mehr Geld in Aktien fliesst, bleibt für die Anleihen weniger – und umgekehrt. Klingt plausibel. Aber prüfen Sie das!

Daten zu Renditen von Aktien und Anleihen sind auf vielen Finanzwebseiten verfügbar. Jede vernünftige Tabellenkalkulation verfügt über die Funktion «Korrelation», mit der Sie rechnen können, ohne die Mathematik dahinter zu beherrschen. Prüfen Sie diese Theorie. Das macht kaum jemand. Wenn sie stimmt, müsste die Korrelation der wöchentlichen Kursbewegungen stark negativ sein. (Ja, die Aktiendividenden und Anleihezinsen sind hier ausgenommen, aber diese Maxime beruft sich in der Regel auf die Kursrendite. Bei der Korrelation ist die Richtung ausschlaggebend, nicht das Ausmass.).

Doch in den vergangenen zwanzig Jahren betrug die Korrelation zwischen dem ICE BofA Swiss Government 7–10 Year Index und dem SPI unscheinbare minus 0,12 – statistisch bedeutungslos. Die Korrelation zwischen US-Aktien und US-Anleihen ist mit 0,24 ähnlich schwach. Ungeachtet dessen warfen viele ein, dass der parallele Einbruch der Aktien und Anleihen im Jahr 2022 Vorbote einer seismischen Verschiebung sei. Nein.

Bedeuten hohe Zinsen das Aus für Technologiewerte?

Was ist mit den jüngsten Sorgen, dass hohe Zinssätze den Tech-Aktien den Garaus machen? Die Logik: Durch höhere Zinsen werden die prognostizierten hohen zukünftigen Gewinne der Techs weniger wertvoll. Prüfen Sie wegen fehlender Schweizer Tech-Werte das globale Zentrum, die USA. Die Korrelation zwischen amerikanischen Technologieaktien und den Erträgen zehnjähriger US-Staatsanleihen beträgt 0,21. Sie zeigt eine kleine Tendenz der Tech-Aktien, tatsächlich mit den Anleiheerträgen zu steigen. Es stimmt, dass die US-Zinsen im letzten Jahr stiegen, während die Tech-Aktien fielen. Aber als die Tech-Aktien 2023 die Erholung in grossem Stil anführten, stiegen die Zinsen weiter. Viele glauben immer noch, dass die Techs fallende Zinsen brauchen, um in Führung zu gehen. Falsch! Ein weiterer demontierter Mythos, der eine verborgene Erholungschance aufzeigt.

Korrelation beweist keine Kausalität. Indem sie jedoch gängige «Weisheiten» widerlegt, verschafft sie Ihnen einen Vorteil gegenüber deren blinden Anhängern. Machen Sie sich diesen zunutze.

«Handelszeitung Invest»-Newsletter
Anlagetipps und -strategien auf den Punkt gebracht! Abonnieren Sie jetzt den «Handelszeitung Invest»-Newsletter.