Die erste Ausgabe des «Country Risk Atlas» von Allianz Trade bewertet die wirtschaftlichen, politischen und ESG-Faktoren, die das Zahlungsausfallrisiko von Unternehmen in 83 Ländern beeinflussen. Der Länderrisiko-Atlas zeigt, dass Allianz Trade 21 Länderrisikobewertungen im Jahr 2023 heraufgestuft und nur 4 herabgestuft hat. Dieser Trend ist damit gegenläufig zum Vorjahr: 2022 hatten sich nur 8 Länderrisikobewertungen verbessert und 17 verschlechtert.
Weltwirtschaft gut behauptet
«2023 hat sich die globale Wirtschaft trotz eines aggressiven geldpolitischen Straffungszyklus und einiger bedeutender globaler Schocks relativ gut behauptet. Daher haben wir die Risikobewertung von 21 Volkswirtschaften heraufgestuft, was etwa 19 Prozent des weltweiten BIP entspricht», sagt Ana Boata, Head of Economic Research bei Allianz Trade. Das weltweite Risiko eines Zahlungsausfalls für Unternehmen liegt laut Allianz Trade im Jahr 2023 leicht über 2 (mittleres Risiko) – es ist damit im Vergleich zu 2022 stabil und fast wieder auf dem Niveau von 2019.
Blick auf die Schweiz
Die Schweizer Wirtschaft war in den vergangenen Krisenjahren widerstandsfähiger als ihre europäischen Konkurrenten und verzeichnete einen Produktionsrückgang von nur 2,3 Prozent. Die Wirtschaft erholte sich stark und erreichte bereits im ersten Quartal 2021 wieder die Grösse von vor der Pandemie, mit einem jährlichen Wachstum von 5,4 Prozent im Jahr 2021 und 2,7 Prozent im Jahr 2022. Das erste Halbjahr 2023 war mit 0,9 Prozent noch recht robust. Die Inlandsnachfrage und die gestiegenen Industrieexporte stützten das Wachstum. Die Verlangsamung der Weltwirtschaft und die geringere internationale Nachfrage nach Güterexporten drücken jedoch auf das verarbeitende Gewerbe und die damit verbundenen Exporte. Der Dienstleistungssektor zeigt eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Darüber hinaus wird der private Konsum durch die solide Arbeitsmarktlage strukturell gestützt. Die Arbeitslosigkeit wird bis 2025 laut Einschätzung von Allianz Trade auf einem niedrigen Niveau von 2 Prozent bis 2,5 Prozent bleiben und die hohen Ersparnisse der privaten Haushalte dürften dazu beitragen, die negativen Auswirkungen auf die Ausgaben abzufedern.
Inflation in Schach gehalten
«Der Schweiz ist es gelungen, die Inflation aufgrund des starken Schweizer Frankens, der die Kosten für importierte Waren und Dienstleistungen gesenkt hat, in Schach zu halten», erläutert Jan Möllmann, CEO Allianz Trade Switzerland. «Weitere Faktoren sind ein günstigerer Energiemix, da die Stromnachfrage fast vollständig durch Wasser- und Kernkraft gedeckt wird, der höchste Anteil an regulierten Preisen in Europa und ein im Vergleich zu anderen Ländern geringeres Gewicht von Energie und Lebensmitteln im Verbraucherpreisindex. Wir gehen davon aus, dass die Inflation im Jahr 2024 auf 1,6 Prozent und im Jahr 2025 auf 1,2 Prozent zurückgehen wird.»
Die Rahmenbedingungen für Unternehmen in der Schweiz sind laut Länderrisiko-Atlas positiv: Das Land schneidet in den Bereichen Regulierungsqualität, Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung sehr gut ab. Die Schweiz verfüge über eine gut ausgebildete Erwerbsbevölkerung und nehme unter den anderen OECD-Ländern mit hohem Einkommen einen Spitzenplatz ein.
Geringes Finanzierungsrisiko
Insgesamt zeigen die Indikatoren, dass das kurzfristige Finanzierungsrisiko dank der soliden Entwicklung der öffentlichen Finanzen mit einem ausgeglichenen Haushaltssaldo und einer Staatsverschuldung von unter 40 Prozent des BIP im Jahr 2023 gering ist. Der Leistungsbilanzsaldo der Schweiz hat sich seit Covid-19 erholt und erreichte im vergangenen Jahr 8 Prozent. Die einseitige Abschaffung der meisten Importzölle auf fast alle Industriegüter ab Januar 2024 wird die Bundeseinnahmen schätzungsweise um 0,7 Prozent senken. (pd/hzi/bdw)