Ob Stress, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen: Jugendliche haben eine hohe Bereitschaft, digitale Helfer zur Förderung der psychischen Gesundheit zu nutzen, vorausgesetzt diese sind vertrauenswürdig, attraktiv, wissenschaftlich basiert und kostenlos. Zu diesem Schluss kommt eine am 20. März 2024 veröffentlichte qualitative Studie von Interface Politikstudien Forschung Beratung AG im Auftrag der Stiftung Sanitas Krankenversicherung. Die Studie untersuchte die Frage, inwiefern digitale Helfer eine positive Ressource für die psychische Gesundheit von Jugendlichen sein können. Mit folgenden Erkenntnissen:
Digitale Helfer könnten Versorgungsengpässe abfedern
Gemäss der Studie können digitale Helfer im Bereich der psychischen Gesundheit einen einfachen Zugang zu Informationen bieten, niederschwellige Beratung ermöglichen und zur Sensibilisierung und Entstigmatisierung des Themas psychische Gesundheit beitragen. Sie haben damit ein Potenzial, aktuelle Versorgungsengpässe abzufedern oder Wartezeiten zu überbrücken. Die Landschaft der digitalen Helfer ist aktuell unübersichtlich und wird von Jugendlichen meist nur punktuell und wenig nachhaltig genutzt, obwohl sie grundsätzlich offen sind für Online-Anwendungen. Gemäss Studie bleibt die nachhaltige Wirksamkeit aktueller Angebote oft ungewiss und beschränkt.
Bekanntheit und konsequente Co-Produktion als Schlüssel zum Erfolg
Um das Potenzial digitaler Helfer für die psychische Gesundheit zu realisieren, braucht es gemäss der Studie eine konsequente Co-Produktion mit den jungen Nutzer:innen sowie für die Umsetzung ein entsprechendes Budget und Personen, die gut mit Jugendlichen umgehen können. Dies geschieht gemäss einem im Bericht zitierten Experten aktuell noch viel zu wenig. «Nur wenn die Bedürfnisse der jungen Menschen ganz im Fokus der Entwicklung der digitalen Helfer stehen, können diese Helfer einen Beitrag zur psychischen Gesundheit junger Menschen leisten», bestätigt Studienleiterin Dr. Anina Hanimann von Interface Politikstudien Forschung Beratung AG dieses Studienergebnis.
Auch die Bekanntmachung digitaler Helfer bei den Jugendlichen wird als zentrale Voraussetzung für die Realisierung des Potenzials digitaler Helfer für die psychische Gesundheit genannt.
An Lebenswelten von Jugendlichen herantragen
Digitale Angebote müssen über die Lebenswelten der Jugendlichen an sie herangetragen werden, sei das über die Schule, den Arbeitgeber oder die sozialen Medien.
Es fehlen Anreize für die Entwicklung nachhaltiger, digitaler Helfer im Bereich der psychischen Gesundheit. Insgesamt könnten sich bessere Rahmenbedingungen positiv auf die Entwicklung nachhaltiger und wirksamer digitaler Helfer auswirken. Dazu gehören Transparenz bezüglich Absender und Datenverwendung.
Die qualitative Studie «Potenzial digitaler Helfer für die psychische Gesundheit junger Menschen» wurde 2023 durch Interface Politikstudien Forschung Beratung AG im Auftrag der Stiftung Sanitas Krankenversicherung realisiert. Sie wird am 20. März 2024 veröffentlich und gleichentags an einem Anlass des Luzerner Forums für Sozialversicherungen erstmals diskutiert.
Die Studie untersuchte die Frage, inwiefern digitale Helfer eine positive Ressource für die psychische Gesundheit von Jugendlichen sein können. Methodisch basiert die Studie auf einer Literaturanalyse, einem breit angelegten Expertenworkshop sowie Fokusgruppen mit Jugendlichen.