Herr Eugster, die Dextra ist 2012 als Rechtsschutzversicherer gestartet. 2017 kam die Autoversicherung dazu. Ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht oder wollen Sie in weitere Teilmärkte eindringen?
Natürlich ist damit das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Die Entwicklung einer Versicherung braucht insbesondere aufgrund der Finma-Anforderungen sehr viel Kapital und muss daher minutiös geplant werden. Dies ist bei grossen etablierten Playern eine viel geringere Herausforderung als bei Startups. Unsere Ankerinvestoren – Pax und Bayerische – tragen unsere Entwicklung zum Glück mit, daher dürfen Sie auf 2021 sehr gespannt sein.
Womit überraschen Sie uns denn 2021?
Sie wissen ja, wie das mit Überraschungen so ist, zu viel sollte man da nicht verraten … Aber so viel vorneweg: Wir werden bestimmt ein neues innovatives Produkt lancieren und planen auch ein Redesign unseres Auftritts.
«Grundsätzlich haben wir auf der «grünen Wiese» ein neues Versicherungssystem mit Opensource-Ansatz und extrem flexiblen Schnittstellen entwickelt.»
Ihr Anspruch ist, Versicherungsprozesse weitestgehend zu digitalisieren und damit das einfachste und schnellste Versicherungssystem am Markt zu etablieren. Ich gehe davon aus, dass sich angesichts der zunehmenden digitalen Konkurrenz die Kluft zwischen Ihrer Anspruchshaltung und der Realität verbreitert ...
Grundsätzlich haben wir auf der «grünen Wiese» ein neues Versicherungssystem mit Opensource-Ansatz und extrem flexiblen Schnittstellen entwickelt. Damit sollten wir auch mit zunehmender digitaler Konkurrenz im Markt gut positioniert sein.
Die Preisberechnung beispielsweise bei der Autoversicherung basiert auf Machine Learning. Wie funktioniert das?
Das funktioniert ähnlich wie bei der Airline-Industrie. Wir haben mehr Pricing-Generationen entwickelt, als wir Tage seit Lancierung unseres Angebotes hatten. Das heisst aber nicht, dass wir alle diese Pricing-Varianten verwendet haben. Man kann also sagen, wir passen uns einfach viel transparenter und schneller dem Markt an als unsere Konkurrenz.
Sie sind Vizepräsident des Verbandes Digitalversicherung Schweiz VDVS. Wie kann der VDVS konkret dazu beitragen, die passenden Rahmenbedingungen für die digitale Versicherungsindustrie der Schweiz zu schaffen?
Indem wir die Grundlage schaffen, dass sich die Anbieter neuer Versicherungslösungen gemeinsam besseres Gehör verschaffen können als alleine. Natürlich werden wir auch gewisse Grundlagenforschung dazu betreiben.
«Unsere grössten Anliegen sind den digitalen Markt zu entwickeln, kostensenkende Ansätze voranzutreiben und aus Kundensicht Vereinfachungen umzusetzen.»
Die VDVS-Mitglieder stehen untereinander in einem Konkurrenzverhältnis. Wie offen und ehrlich reden Sie da miteinander?
Natürlich respektieren wir alle rechtlichen Vorgaben, was bei Offenheit gewisse Einschränkungen bedeutet. Unsere grössten Anliegen sind den digitalen Markt zu entwickeln, kostensenkende Ansätze voranzutreiben und aus Kundensicht Vereinfachungen umzusetzen.
Nochmals zurück zur Dextra: Die Dextra Versicherungen AG mit Schwerpunkt Motorfahrzeugversicherung und die Dextra Rechtsschutz AG sind zwei rechtlich selbstständige Unternehmen. Wieso eigentlich?
Dies ist eine Vorgabe des Regulators im VAG-Artikel 32, da die Dextra Rechtsschutzversicherung für ihre Kunden Schäden selbst reguliert. Ein rechtlich selbstständiges Unternehmen war daher der beste Weg.
«Beide unsere Ankerinvestoren sehen die Dextra Versicherungen AG als strategisches Investment.»
Speziell dünkt mich auch die Eigentümerstruktur. Die Pax Holding und die Versicherungsgruppe Die Bayerische halten über 80 Prozent der Anteile. Die Bayerische mit ihrem originellen Werbespruch «Versichert nach dem Reinheitsgebot» ist ein Rundumversicherer, die Pax ist auf Vorsorge spezialisiert. Was ist deren Interesse an der Dextra?
Beide unsere Ankerinvestoren sehen die Dextra Versicherungen AG als strategisches Investment. Die Bayerische sucht mit uns den intensiven Austausch im Bereich Pricing und Underwriting, der Pax eröffnet das Engagement mittelfristig eine zusätzliche zinsunabhängige Ertragsquelle und einen weiteren Zugang zum Online-Versicherungsmarkt.
Mit der Bayerischen planen Sie gemeinsame Projekte für den Markt in Deutschland. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Dazu darf ich Ihnen leider derzeit nichts verraten …
Was planen Sie mit der Pax respektive die Pax mit der Dextra?
Wir nutzen beide ähnliche Vertriebskanäle und wollen unser gemeinsames Know-how und unsere digitale Expertise stärken, um den Schweizer Kunden die besten Versicherungslösungen anzubieten, die es im Markt gibt.
Die Pax hat mit Creadi ein eigenes Insurtech, welches digitale Lösungen rund ums Thema Vorsorge entwickelt. Wie und wo passt das mit der Dextra zusammen?
Creadi hat auch technologische Innovation in der Autoversicherung entwickelt, hier gilt es insbesondere den Fahrzeugausweis-Scanner zu erwähnen. Wir arbeiten gemeinsam an weiteren technologischen Umsetzungen, um unsere Kunden zu begeistern!
Mit der Kasko2go AG sind Sie eine langfristige Partnerschaft eingegangen. Wie muss ich diesen Deal in Ihrer Strategie einordnen?
Wir sind nicht nur Partner von kasko2go, sondern auch von Autosense, einem Startup von Amag, Swisscom und der Zurich Versicherung mit einem ähnlichen Produkt. Die Dextra kann als neuer Player im Markt solche innovativen Lösungen anbieten, welche den meisten etablierten Playern einen Portfolioabrieb bescheren würden. Daher nutzen wir solche neuen Vertriebspartnerschaften und Technologien gerne, um innovative Produkte zu lancieren und einen intellektuellen Vorsprung auf die Konkurrenz zu erarbeiten.