Darum geht's
- Ein Arbeitgeber mit hohen Spargutschriften und tieferem Lohn kann für Mitarbeitende attraktiver sein als einer mit höherem Lohn und tieferen Spargutschriften
- Wahlmöglichkeiten erhöhen die Attraktivität einer Firma, da die Mitarbeitenden dadurch mehr Gestaltungsfreiheit erhalten.
- Ebenfalls geschätzt wird ein Arbeitgeberbeitrag, der über den gesetzlich vorgeschriebenen 50 Prozent liegt.
- Neben der Leistungsdefinition sind auch die Kennzahlen einer Pensionskasse ausschlaggebend für die Attraktivität.
Das Leistungsziel aus der Bundesverfassung, das mit der ersten und zweiten Säule zusammen eine Fortsetzung des bisherigen Lebensstandards in der Höhe von etwa 60 Prozent des bisherigen Lohnes vorsieht, wird im Vorsorgefall häufig nicht erreicht. In der Schweiz gibt es daher aktuell knapp 200'000 armutsbetroffene Rentenbeziehende. Gemäss dem «Sorgenbarometer 2022» der Credit Suisse zählte die Altersvorsorge nach dem Klimawandel zur grössten Sorge der Schweizerinnen und Schweizer. Das wachsende Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung führt dazu, dass die Arbeitnehmenden ein grosses Augenmerk auf die berufliche Vorsorge richten und diese vermehrt als Lohnbestandteil wahrnehmen. Ein Arbeitgeber mit hohen Spargutschriften und tieferem Lohn kann für Mitarbeitende attraktiver sein als einer mit höherem Lohn und tieferen Spargutschriften – dies insbesondere wegen Steuervorteilen, die sich bei den Spargutschriften gegenüber dem Einkommen ergeben.
Mehr Flexibilität in der Vorsorge durch Wahlpläne
Viele Unternehmen erhöhen die Flexibilität ihrer Vorsorge durch die Einführung von Wahlplänen, bei denen sich die Arbeitnehmenden zwischen einem höheren Arbeitnehmerbeitrag oder einem höheren Nettolohn entscheiden können. Der Arbeitgeberbeitrag sowie die Risikoleistungen sind unabhängig vom gewählten Plan gleich hoch. Bei höheren Sparbeiträgen durch den Arbeitnehmenden reduziert sich das steuerbare Einkommen, was zu Steuereinsparungen führt. Auch erhöhen sich bei zusätzlichen Spargutschriften in der Regel die Altersleistungen und das Einkaufspotenzial. Versicherte können sich aufgrund der Lohnhöhe und des zweckgebundenen Kapitals auch für den tieferen Wahlplan entscheiden. Solche Wahlmöglichkeiten erhöhen die Attraktivität einer Firma, da die Mitarbeitenden dadurch mehr Gestaltungsfreiheit erhalten.
Die Gastautorin
Nadine Tresch, Practice Leader Berufliche Vorsorge, Kessler & Co AG
Mit attraktiven Leistungen punkten
Ebenfalls geschätzt wird ein Arbeitgeberbeitrag, der über den gesetzlich vorgeschriebenen 50 Prozent liegt. Über alle Pensionskassen hinweg bezahlen die Arbeitgeber rund 58 Prozent der Pensionskassenbeiträge, während Angestellte im Durchschnitt 42 Prozent der Beiträge finanzieren. Die Bandbreiten gehen dabei je nach Branche und Arbeitgeber weit auseinander. Wie auch bei der Höhe der Spargutschriften ist bei der Festlegung der Finanzierungsaufteilung der Kostenfaktor der wesentlichste Treiber.
Vergleichsweise kostengünstig ist für eine Firma eine gute Absicherung der Mitarbeitenden im Invaliditäts- und Todesfall. Empfehlenswert ist, dass die Risikoleistungen in Abhängigkeit des Lohnes definiert werden. Das Gesetz sieht eine Abhängigkeit vom vorhandenen Altersguthaben vor. Wenn eine versicherte Person etwa infolge Scheidung oder wegen einer langen Studienzeit wenig Alterskapital angespart hat, kann bei einer kapitalabhängigen Definition im Vorsorgefall eine Lücke entstehen. Empfehlenswert ist auch ein zusätzliches Todesfallkapital, welches die Hinterbliebenen schnell mit Liquidität versorgt.
Angestellte nehmen die berufliche Vorsorge vermehrt als Lohnbestandteil wahr.
Medial sehr präsent ist der Koordinationsabzug, der von Gesetzes wegen fix bei 25'725 Franken liegt und damit bei Teilzeitbeschäftigten den versicherten Lohn anteilsmässig stärker kürzt als bei Vollzeitbeschäftigten. Da Frauen häufig Teilzeit arbeiten, ist deshalb oft von einer Ungleichbehandlung zwischen Männern und Frauen die Rede. Abhilfe schafft das Weglassen des Koordinationsabzuges oder die anteilige Anpassung des Koordinationsabzuges bei Teilzeitarbeit.
Kasse und verfügbare Lösungen prüfen
Neben der Leistungsdefinition sind auch die Kennzahlen einer Pensionskasse ausschlaggebend für die Attraktivität. Ob eine PK mit höherem Umwandlungssatz und tiefem Zins attraktiver ist als eine PK mit tieferem Umwandlungssatz und höherem Zins, hängt stark vom Alter und den Bedürfnissen der versicherten Personen ab. Hohe Rendite, hoher Zins, Nachhaltigkeit, hoher Umwandlungssatz, gute Dienstleistungsqualität, tiefe Kosten, Verständlichkeit und Ausgestaltung der Reglemente, gutes Verhältnis zwischen Rentenbeziehenden und Aktiven, Anspruchsberechtigungen, Bonität und Rückstellungen, gewünschte Organisationsform wie beispielsweise die Kaderlösung 1e – all dies sind unterschiedliche Bedürfnisse, welche teils in Konkurrenz zueinander stehen. Um den Mitarbeitenden eine möglichst attraktive Lösung zu bieten, lohnt sich eine eingehende Prüfung aller zur Verfügung stehenden Massnahmen.