Von Mitte 2013 bis Ende 2014 machten es viele Weltbörsen den Anlegern relativ einfach. Es kam kaum zu nennenswerten Kurskorrekturen, und wenn doch, dann waren sie oft kurz und nicht stark ausgeprägt. Grundsätzlich war das Geschehen aber von intakten Aufwärtstrends gekennzeichnet, mithin ein Umfeld, das relativ wenig Nerven kostet. Doch der Jahresverlauf 2014 deutet auf ein Ende der Gemütlichkeit und auf eine grössere Volatilität. So lag die durchschnittliche Volatilität im SMI – gemessen am VSMI – in den letzten fünf Tagen bei 15,8 Prozent. Der Durchschnitt der letzten 100 Tage lag hingegen bei 13,9 Prozent.

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Mit den steigenden Richtungsänderungen an der Börse bekommt das kurzfristige Markt-Timing wieder eine grössere Bedeutung. Um dabei im richtigen Moment ein- und auszusteigen, nutzen Börsianer verschiedene Indikatoren für Kauf und Verkauf. Stimmungs- und Positionierungs-Indikatoren stellen dabei im kurzfristig taktischen Bereich oft die grösste Hilfe dar. Konkret handelt es sich um fünf Indikatoren, die auch von der Bank of America Merrill Lynch (BofAML) verwendet werden. Zwar räumt der Chef-Investmentstratege der Bank, Michael Hartnett, ein, dass sich damit auch nicht jede Rally oder jeder Ausverkauf vorhersagen lasse, doch wenn es Signale gebe, seien diese erfahrungsgemäss sehr verlässlich.

Indikator 1: Globale Marktbreite

Wichtige Erkenntnisse für das Timing lassen sich unter anderem aus der Marktbreite ableiten. Dabei geht es darum, wie viele Aktien steigen oder fallen. Das bietet Hinweise auf den vorherrschenden Optimismus oder Pessimismus. Für die Analysten bei BofAML generiert dieser Indikator ein Kaufsignal, wenn netto 88 Prozent aller im MSCI All Country World Index vertretenen Aktien sowohl unter ihrer 200-Tage-Durchschnittslinie als auch unter der 50-Tage-Durchschnittslinie notieren.

Seit April 2010 hat sich dieses Signal vier Mal eingestellt, und im Schnitt kam es anschliessend beim MSCI All Country World Index in den drei Monaten danach zu einem Plus von 10,9 Prozent. Aktuell bewegt sich die sogenannte Global Breadth Rule allerdings nur im neutralen Bereich. 

Indikator 2: Kapitalflüsse in die Schwellenländer

Als zweiten Indikator für das Timing verwendet die Bank of America die Emerging Markets Flow Trading Rule. Diese gibt Hinweise auf die Kapitalflüsse in die Schwellenländer. Analysiert werden dazu auf Wochenbasis die Zu- und Abflüsse in entsprechende Fonds und ETFs. Erfahrungsgemäss sind Kapitalflüsse ein nachlaufender Indikator, und sie werden deshalb bevorzugt als Kontraindikator eingesetzt. Das heisst, wenn die Anleger zu optimistisch werden und wenn zu viel Geld in die Emerging Markets fliesst, dann werden diese Börsen anfällig für kurzfristige taktische Konsolidierungen, und umgekehrt.

Bei BofA ML gelten hierzu die folgenden Regeln: Betragen die Zuflüsse auf Sicht von vier Wochen mehr als 1,5 Prozent, gemessen am verwalteten Vermögen, dann wird daraus ein Verkaufssignal generiert. Ein Kaufsignal wird hingegen ausgelöst, wenn es über vier Wochen zu Mittelzuflüssen kommt, die grösser sind als 3 Prozent des verwalteten Vermögens.

Indikator 3: Kapitalflüsse in globale Aktienfonds

Der dritte Indikator funktioniert ähnlich wie der zuvor skizzierte. Konkret handelt es sich mit der Global Flow Trading Rule um ein Instrument, das die Entwicklung der verwalteten Mittel in den weltweit anlegenden Aktienfonds misst. Auch diese Ausschläge können wieder als Kontraindikator interpretiert werden. Will heissen: Zuflüsse deuten tendenziell auf Zuversicht unter den Anlegern hin und Abflüsse auf zunehmende Skepsis. Die Faustregel, die mit Blick auf diesen Indikator hausintern bei der BofAML angewendet wird, lautet wie folgt: Verkaufen, wenn die Zuflüsse in die global ausgerichteten Aktienfonds (ohne ETFs) auf Fünf-Wochen-Sicht mehr als 0,5 Prozent der verwalteten Mittel entsprechen. Gekauft werden soll hingegen, wenn auf Sicht von fünf Wochen mehr als 0,9 Prozent der verwalteten Mittel abgezogen werden.

Seit Dezember 2011 wurde hier schon kein Kaufsignal mehr generiert. Bei gelieferten Verkaufssignalen führte das beim MSCI All Country World Index anschliessend in den folgenden drei Wochen zu Verlusten von im Schnitt 3,8 Prozent.

Indikator 4: Barmittelquote der Fonds

Der Einzige der fünf Indikatoren, der zurzeit auf Kauf steht, ist ein Indikator, der anzeigt, wie viele Barmittel die Fondsmanager vorhalten. Der sogenannte BofAML Global FMS Cash Indicator. Dieser basiert auf dem BofAML Fund Manager Survey, einer monatlichen Umfrage unter 300 bis 400 professionellen Marktteilnehmern zur Höhe der Barmittelquote in ihren Fonds. Die Grundidee: Niedrige Barmittel machen die Anleger anfällig bei negativen Marktüberraschungen, hohe Barmittel hingegen sorgen bei positiven Marktüberraschungen für starke Reaktionen der Marktteilnehmer, weil die Fondsmanager dann unterinvestiert sind und bei steigenden Kursen in Zugzwang geraten.

Bei der BofAML lautet die Regel hierzu folgendermassen: Verkaufen, wenn die Cashquote unter 3,5 Prozent fällt, Kaufen, wenn die Barmittelquote auf über 4,5 Prozent steigt. Seit 2002 brachten entsprechende Kaufsignale in den drei Wochen danach laut BofAML bezogen auf den MSCI All Country World Index Kursgewinne von 2,5 Prozent und bei Verkaufssignalen Verluste von 0,7 Prozent.

Indikator 5: Bull & Bear Index

Wieder ein Indikator, der momentan auf neutral steht, ist der sogenannte Bull & Bear Index. Um diesen zu ermitteln, werden Fondsmittelflüsse, Positionierungen der Marktteilnehmer und markttechnische Daten zusammengefasst, um daraus Rückschlüsse auf die Stimmung unter den Marktteilnehmern abzuleiten. Signale gehen hier von den Ständen in den Extrembereichen aus, also von dort aus, wo Investoren sehr optimistisch (Maximalwert 10) oder sehr negativ (Minimalwert 0) gestimmt sind. Bei Werten von mehr als acht werden die Anleger bei BofAML als zu optimistisch eingestuft, und es wird ein Verkaufssignal generiert. Wer gegen den Markt agieren will, sollte in so einem Fall verkaufen.

Zu einem Kaufsignal kommt es hingegen bei Werten von unter zwei. Der dabei vorherrschende starke Pessimismus löst dann ein Kaufsignal aus. Gab es dabei gleichzeitig einen fallenden Finanzmarktstress-Indikator, führte das in der Vergangenheit beim MSCI All Country World Index zu Kursanstiegen auf Drei-Monats-Sicht von 7,2 Prozent. Bei Verkaufssignalen betrugen die Verluste hingegen nach drei Monaten im Schnitt 12 Prozent.

Abwarten ist angesagt

Aktuell raten die Markttiming-Indikatoren von BofAML übrigens dazu, sich still zu verhalten und sich neutral zu positionieren.