Seit 1900 hat sich der Wasserbedarf fast verzehnfacht (siehe Grafik unten). Infolgedessen gibt es heute zahlreiche Firmen, die Lösungen anbieten, mit denen sich die Wassernachfrage bedienen und die Ressource zugleich schonen lässt. Die neuesten Zahlen der Vereinten Nationen zeigen, dass die Nachfrage in den nächsten zwanzig Jahren um weitere 8 bis 10 Prozent ansteigen wird, während der Klimawandel die Verteilung der Niederschläge immer stärker beeinflusst.

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Ob es im Winter schneit oder regnet, ist nicht nur für den Ski- und Snowboardsport eine entscheidende Frage. Verlieren wir den Wasserspeicher der Alpen, sind Investitionen in die Infrastruktur notwendig, um die Niederschläge zu konservieren. Technologien, die helfen, weniger Wasser zu verbrauchen und vor allem weniger zu verschmutzen, sind unverzichtbar.

Der Autor

Stefan Schütz, Fund Manager & Head Equity Research, Tareno AG, Basel.

Zwei zukunftsträchtige Bereiche

Zwei Bereiche sind im aktuellen Kontext besonders aussichtsreich. Zum einen sind es Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere in den USA durch Programme wie den Chips Act und den Inflation Reduction Act. Ersteres schafft neue Fertigungskapazitäten in der Halbleiterproduktion. Sie wird aus Asien nach Amerika und Europa verlagert, mit der Idee, die Lieferkette zu verkürzen.

Jede neue Produktionsstätte erfordert Investitionen in Technologien, um das Wasser in der für die Produktion nötigen Qualität zur Verfügung zu haben. Diese Verlagerung von Standorten, kurz «Reshoring», ist ein starker Wachstumsvektor in der Wasserbranche. Kurita Water, führend bei den Reinwasseranlagen, oder Georg Fischer, ein Hersteller von Kunststoffrohrleitungen, profitieren vom langfristigen Wachstum dieses Marktes.

Das zweite wichtige Investitionsthema ist die Qualität des Trinkwassers. Aktuell beschäftigt das Thema per- und polyfluorierte Chemikalien (Pfas) die Umweltbehörden. Pfas sind langlebige Chemikalien, die in verschiedenen Produkten vorkommen und Bedenken aufgrund ihrer Persistenz und Gesundheitsrisiken auslösen. Ein Beispiel für Pfas ist Teflon. Eine Methode, um Pfas zu entfernen, ist die Filtration über Aktivkohle. Lieferanten von Aktivkohle wie die japanische Kuraray verzeichnen eine steigende Nachfrage. Zwei weitere Akteure im Bereich Wasserqualität sind die amerikanische A. O. Smith, ein Hersteller von Wasserfiltern für Haushalte, und Kemira aus Finnland, das Chemikalien zur Wasseraufbereitung liefert.

 

Für einige wird es anspruchsvoll

Das Anlageuniversum Wasser besteht vorwiegend aus Small Caps und Mid Caps mit oft regional konzentrierten Absatzmärkten. Wasser ist ein regionales Thema, das von den Lösungsanbietern ein Verständnis für die lokalen Gegebenheiten erfordert. Während ein hoher Kalkgehalt in Basel eine Wasserenthärtung erfordern kann, ist dies etwa in Bellinzona meist überflüssig. Die unterschiedlichen Anforderungen auf engem Raum sind ein Grund dafür, dass sich globale Spieler wie General Electric oder Siemens aus dem Wassergeschäft zurückgezogen haben.

Grafik Wasserverbrauch
Quelle: Handelszeitung

Das Thema Wassertechnologie allein reicht für die Selektion der Aktien nicht aus. Die Entwicklung der Absatzmärkte, in welchen die Unternehmen ihre Lösungen verkaufen, ist ein entscheidender Faktor. Die relevanten Endmärkte sind: Wassertechnologien für die Industrie und die Baubranche, Bewässerungstechnologien für die Landwirtschaft und Wasserversorger sowie Firmen, die für die Versorger Dienstleistungen erbringen. Während sich Hersteller von Reinwasseranlagen für die Chipindustrie in einem guten Umfeld befinden, kann es aufgrund sinkender Rohstoffpreise für Hersteller von Bewässerungssystemen deutlich anspruchsvoller sein.

 

Rückenwind für das Thema Wasser

Wasser ist nicht mehr allein im Fokus von Umweltschützerinnen und Wissenschaftlern. Wir befinden uns gegenwärtig an einem spannenden Punkt, an dem viele Branchen zusammenkommen, um den Herausforderungen rund um die Nutzung von Wasser zu begegnen. Die diesjährige Aquatech in Amsterdam, eine führende Fachmesse für Wassertechnologien, zeigte, wohin die Entwicklung geht. Die am häufigsten diskutierten Themen waren hier die Rolle von Abwasser in der Kreislaufwirtschaft, Technologien zur Bewältigung von Pfas-Kontaminationen, Fortschritte in der energieeffizienten Entsalzung und die Nutzung von KI und Datenanalytik zur Überwachung der Wasserqualität. Neue Technologien ebnen den Weg zu einer effizienten, an den Klimawandel angepassten Wasserwirtschaft.

Während all diese Argumente dafür stehen, dass das Anlagethema Wasser an Bedeutung gewinnt, unterliegen die im Wasseruniversum angesiedelten Firmen trotz allem zyklischen Bewegungen. In der jüngsten Vergangenheit standen in erster Linie die grossen Technologiewerte in der Gunst der Investorinnen und Investoren. Es ist richtig, anzunehmen, dass sich eine Nivellierung der Bewertungen zeigen wird. Das Bewertungsargument spricht zunehmend für Small und Mid Caps, deren Abschlag gegenüber Large Caps so hoch ist wie seit zehn Jahren nicht mehr.