Derzeit herrscht in den meisten Blumenbeeten noch Winterruhe, doch die ersten Schneeglöckchen und Krokusse spriessen bereits und die Tulpen und Narzissen ziehen bald nach. Was bedeutet Ihnen dieser Moment?
Diese Blumen trotzen der kalten Jahreszeit und stecken ihren Kopf manchmal sogar durch die letzte Schneedecke des Jahres. Somit stehen sie unverkennbar für Hoffnung und Lebensfreude.
Nach der pandemiebedingten Zwangspause fand die Giardina im letzten Frühling wieder statt. 2024 sind nun Sie als Direktorin für die Gartenveranstaltung verantwortlich. Freuen Sie sich?
Auf jeden Fall. Als im Juli bekannt wurde, dass ich die Leitung der Giardina übernehme, war die Resonanz sehr positiv. So viel Wohlwollen, Vertrauen und Zusammenhalt tun gut. Die Aufgabe ist anspruchsvoll, deshalb bin ich froh, ein motiviertes Team hinter mir zu haben, das mit mir die Giardina zu einem Spektakel gestalten will.
Sie sind ja nicht unerfahren, was die Messeplanung anbelangt.
Ich bin seit 25 Jahren bei der MCH-Gruppe und verantworte seit Juni 2021 den Standort Messe Zürich. Die Prozesse sind mir also bestens vertraut.
Was reizt Sie an der Giardina?
Die Giardina hat eine enorme Ausstrahlung. Das Messebusiness hat sich in den vergangenen Jahren weitreichend verändert, die Besucherinnen und Besucher haben heute ganz andere Erwartungen an Veranstaltungen wie unsere. Auch die Giardina geht mit der Zeit. Und doch bleibt sie im Kern unverändert: Die Möglichkeit, in den Messehallen durch blühende Gärten zu flanieren, den Frühling und Sommer zu riechen und haptisch zu erleben – das ist einzigartig. Das Thema Garten fasziniert mich zudem auch persönlich sehr. Darum habe ich die Herausforderung als Direktorin gerne angenommen.
Das Leitthema der Giardina 2024 lautet «Facettenreich und lebenswert – wie ein vielschichtiger Garten den Wohnbereich vergrössert». Was hat Sie zu diesem Thema inspiriert?
Wir sind ein Spiegel der grünen Branche und stehen ganzjährig in engem Austausch mit Landschaftsarchitektinnen und Gartenbauern. Hier haben auch die Leitthemen der Giardina jeweils ihren Ursprung. Wir bilden ab, was die Gartenbranche und deren Kundinnen und Kunden heute und in Zukunft beschäftigt. Gärten werden heute zukunftsfähig, lebendig und nachhaltig gestaltet. Sie entsprechen nicht mehr nur den individuellen Bedürfnissen der Kunden und Kundinnen, sondern leisten im Idealfall auch einen positiven Beitrag für die Umwelt und die Gesellschaft. Indem der Garten als multifunktionales, biodiverses und nachhaltiges Ökosystem begriffen wird, können Gartenbauerinnen dazu beitragen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern und unseren Lebensraum im Einklang mit der Natur zu gestalten.
Früher durfte in einem gepflegten Garten kein Unkraut wachsen, heute überlässt man bestimmte Flächen absichtlich der Natur. Weshalb der Sinneswandel?
Den Trend hin zu mehr Natürlichkeit spürt man nicht nur im Gartenbau, sondern beispielsweise auch im Bauwesen. Die verwendeten Materialien wie Holz, Naturstein, Beton und Metall werden bewusster und nachhaltiger gewählt. Deren Herkunft und Herstellung ist heute ein wichtiges Verkaufsargument. Bei der Pflanzenauswahl ist es entscheidend, standortgerechte, einheimische und bodengerechte Arten zu bevorzugen. Der nachhaltige Umgang mit dem Boden, das Wissen über den Standort und die benötigten Wasserressourcen sind von zentraler Bedeutung. Und so kann es durchaus sinnvoll sein, eine Fläche so zu planen und zu bepflanzen, dass sie wie eine wilde Blumenwiese aussieht, die wenig Wasser braucht und gleichzeitig Wildbienen oder Schmetterlingen als Lebensraum dient.
Spielt Nachhaltigkeit auch im Messebereich eine Rolle?
Klar, auch wir werden zertifiziert und wollen zeigen, dass wir nachhaltig handeln. So tracken wir zum Beispiel, wie unsere Aussteller an die Messe anreisen – per Auto oder per Lastwagen. Dasselbe gilt für die Anreise der Besucherinnen und Besucher. Es geht darum, zu eruieren, wie unser CO₂-Abdruck aussieht. Und das machen wir anhand diverser Daten.
Name: Encarnación Dellai
Funktion: Direktorin der Giardina
Ausbildung: Architekturstudium an der ETH, Weiterbildung in Unternehmensführung
Die Ausstellung An der Giardina präsentieren die bedeutendsten Anbieter der Branche neue Produkte, kreative Lösungen und die kommenden Trends in der Gartengestaltung. Inmitten spektakulärer Gartenbeispiele und Installationen finden Besucherinnen und Besucher eine Fülle an Inspiration und Anregungen für ihre persönliche Blumen- und Pflanzenwelt im Garten, auf der Terrasse und dem Balkon.
Was dürfen die Besucherinnen und Besucher von der Giardina 2024 erwarten?
Wir zeigen den Garten als Oase der Selbstverwirklichung, die man mit allen Sinnen erleben kann – sei es zur Erholung, für Sport, zum Spielen, zum Kochen oder einfach zum Verweilen. Es wird ein Fest für die Sinne, an dem die Besuchenden die Jahreszeiten mit all ihren Farben, Gerüchen und Texturen und Haptik erleben können. Die Giardina präsentiert imposante Gärten und innovative Produkte, die diese vielseitigen Wünsche erfüllen, den Wohnbereich erweitern und im Einklang mit der Natur stehen. Das Leitthema «facettenreich und lebenswert» zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Messe und wird auch in zahlreichen Referaten und Workshops thematisiert. Unser Ziel ist, alle Besuchenden zu inspirieren – unabhängig davon, ob sie einen Garten besitzen oder sich auf einem kleinen Stadtbalkon eine grüne Oase schaffen wollen.
An der Giardina werden auf rund 30 000 Quadratmetern die neusten Trends für Garten und Balkon präsentiert. Das heisst, es werden tonnenweise Erde, Steine, Pflanzen und andere Materialien in die Messe Zürich transportiert. Wo liegen die Herausforderungen?
Das Gewicht der Materialien ist sicher ein Thema, aber auch die Einhaltung der Logistikzeitfenster, das Nebeneinander-Arbeiten von mehreren Gartenbauern während der Aufbauphase und natürlich die Sicherheit, darunter das Freihalten von wichtigen Durchgängen sowie der Brandschutz. Es ist immer wieder faszinierend, zu sehen, wie die riesigen Gärten entstehen und wie alle Beteiligten gemeinsam auf dieses ambitionierte Endprodukt hinarbeiten.
Wasser ist wohl auch ein wichtiger Bestandteil einer Gartenmesse …
Genau. Die Pflanzen müssen während der Messe regelmässig bewässert werden. Zudem gibt es Brunnen und Pools. Die können auslaufen – was auch schon vorkam. Deshalb gilt es, darauf ein besonderes Augenmerk zu haben, um etwaige Überschwemmungen zeitnah beheben zu können.
Was geschieht im Anschluss der Giardina mit den ausgestellten Pflanzen?
Sie werden dann von den Gartenbauern mitgenommen und wiederverwendet. Auch in dieser Hinsicht manifestiert sich die Nachhaltigkeit, da die Gartenbauerinnen alles in anderen Bereichen wieder einsetzen.
Haben Sie selbst einen grünen Daumen?
Ja, den habe ich mir im Selbststudium angeeignet, er könnte aber noch etwas grüner werden. (lacht)
Wo kommt er zum Einsatz?
Bei mir zu Hause. Ich habe vor gut zehn Jahren angefangen, eine vernachlässigte Fläche von rund sechzig Quadratmetern in unserem gemeinschaftlich genutzten Garten zu bepflanzen. Während Corona konnte ich dieses Hobby intensivieren und mein Wissen weiterentwickeln. Am Anfang musste ich einige Rückschläge einstecken, aber mit der Zeit und etwas Geduld durfte ich einige Erfolge feiern. Diese Arbeit erdet und bringt mich näher zur Natur.
Mit dem Giardina-Award werden Aussteller für herausragende Präsentationen geehrt. Der Preis dient der Qualitätsförderung und setzt Impulse für Innovationen. Jedes Jahr bewertet eine Fachjury die Präsentationen im Bereich Giardina Style. Die Auszeichnungen werden in Gold, Silber und Bronze verliehen und in fünf verschiedenen Kategorien gesprochen.
Alle haben eine Chance
Die Jury bewertet sowohl Schaugärten als auch Stände. Zu den Schaugärten gehören die Ideen-, Show- und Mastergärten. Bewertet werden hier Konzept und Umsetzung, Gestaltung, Innovationsgehalt, Material- und Pflanzenwahl, Realisierbarkeit sowie der Gesamteindruck.
Bei den Ständen wird unterschieden zwischen Präsentationen bis 50 Quadratmeter und solchen ab 51 Quadratmeter. Die Bewertungskriterien: Attraktivität der Produktpräsentation, Funktionalität, Ästhetik und Originalität sowie auch hier der Gesamteindruck.
Die Verleihung der Giardina-Awards 2024 findet im Anschluss an den Ausstellendenapéro am Dienstag, 12. März 2024, statt – also noch vor der offiziellen Eröffnung der Giardina 2024.