Trotz unserer wachsenden Abhängigkeit von der Natur verschlechtert sich ihr Zustand weltweit seit Jahrzehnten. Seit den 1990er-Jahren hat sich das produzierte Kapital, einschliesslich Strassen und Fabriken, verdoppelt, während das natürliche Kapital um 40 Prozent zurückgegangen ist. 

Die Autoren

Marc Palahí, Chief Nature Officer, und Laura García, Nature Specialist, beide bei Lombard Odier Investment Managers.

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Das Konzept der «Kreislaufwirtschaft» anerkennt die Notwendigkeit, von extraktiven, linearen Produktions- und Verbrauchsmodellen zu solchen überzugehen, die Abfall und Verschmutzung vermeiden und Produkte und Materialien wiederverwenden. In jüngster Zeit hat sich dieses Denken weiterentwickelt, und es wurde erkannt, dass wir zu einer «Kreislaufbioökonomie» übergehen müssen – einer Wirtschaft, in der erneuerbares Naturkapital der Schlüssel zur Erschliessung der Kreislaufwirtschaft ist und in der gleichzeitig der Naturschutz und die Wiederherstellung im Mittelpunkt dieser umgewandelten Wertschöpfungsketten stehen.

 

Naturpositive Lösungen als Schlüssel

Naturbasierte Vermögenswerte sind einer der entscheidenden Hebel für den Übergang zu einer Kreislaufbioökonomie, da diese Vermögenswerte genutzt werden können, um naturpositive und Netto-null-Wertschöpfungsketten zu schaffen und gleichzeitig wirtschaftliche und ökologische Widerstandsfähigkeit zu gewährleisten. Naturbasierte Werte ergeben sich aus der Umwandlung von degradierten Ökosystemen, zum Beispiel Monokulturen, in gesunde, artenreiche und widerstandsfähige Ökosysteme durch die Umsetzung naturbasierter Lösungen wie Agroforstwirtschaft, Deckfruchtanbau und natürliche Hochwasserschutzwände. 

Naturbasierte Lösungen können direkt in die Produktion von biobasierten Produkten wie Lebensmitteln, Holz und Baumwolle integriert werden und herkömmliche landwirtschaftliche Verfahren ersetzen. Zusammen mit fortschrittlichen Technologien ermöglichen naturbasierte Lösungen auch die Umgestaltung anderer Wertschöpfungsketten in wichtigen Wirtschaftszweigen wie Chemie, Bauwesen, Pharmazeutika und Verkehr. Dies ist besonders wichtig, um fossile Ressourcen durch biobasierte Alternativen ersetzen zu können. 

 

Natur aufbauen statt zerstören

Eine kreislauforientierte Bioökonomie bietet die Chance, Investitionen in die Natur als Grundlage für die Schaffung neuer Wertschöpfungsketten anzuziehen, die sowohl die Dekarbonisierung als auch die Kreislauffähigkeit der Wirtschaft verbessern. Dieser Übergang erfordert jedoch die Umschichtung von Billionen an privatem Kapital in Lösungen und Innovationen in den entsprechenden biobasierten Wertschöpfungsketten. Leider investiert der Privatsektor derzeit jährlich 5 Billionen Dollar in Aktivitäten, die die Natur direkt zerstören, während er nur 35 Milliarden Dollar in naturbasierte Lösungen investiert.

Einer der Schlüsselsektoren ist der Lebensmittelsektor. Mit einem Wert von circa 10 Billionen Dollar trägt er zu mehr als einem Drittel der Treibhausgasemissionen bei und ist die Hauptursache für den Verlust der biologischen Vielfalt, was zu negativen ökologischen und sozialen Externalitäten in der Höhe von 13 bis 20 Billionen Dollar pro Jahr führt. Gleichzeitig ist die Nahrungsmittelproduktion zunehmend klimabedingten Risiken ausgesetzt. So hat beispielsweise die amerikanische Federal Crop Insurance ihre Entschädigungsleistungen im Zusammenhang mit Klimarisiken zwischen 2001 und 2022 mehr als verdoppelt.  

 

Regeneration stärkt Resilienz

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, muss das Lebensmittelsystem zu einer tragenden Säule einer zirkulären Bioökonomie werden. Dies erfordert den Übergang von einem extraktiven zu einem regenerativen Ansatz, der zum Klimaschutz und zur Wiederherstellung der Natur beiträgt und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit des Sektors gegenüber zunehmenden Klimarisiken gewährleistet. Aus diesem Grund sind wir bei Lombard Odier Investment Managers der Meinung, dass die Motivation, in naturbasierte Anlagen im Nahrungsmittelsektor zu investieren, aus wirtschaftlichem und finanziellem Realismus und dem Verständnis resultiert, dass die Wirtschaft innerhalb der ökologischen Grenzen des Planeten gedeihen muss.