Das heutige lineare Wirtschaftsmodell, verkörpert durch den Ansatz «Nehmen, Herstellen und Entsorgen», bestimmt seit mehr als einem Jahrhundert den Verlauf der industriellen Aktivitäten. Angesichts zunehmender Umweltzerstörung, Ressourcenknappheit und Abfallbergen ist der Übergang zu einem nachhaltigen und zukunftsorientierten Modell der Kreislaufwirtschaft angezeigt.

Dieser systemische Wandel hin zu einem zirkulären und regenerativen Modell ist bereits in vollem Gang. Politische Massnahmen und Vorschriften, insbesondere in der EU, steuern diesen Prozess zur Förderung von Kreislaufwirtschaftspraktiken in vorrangig ressourcenintensiven Branchen mit hohem Abfallaufkommen. Dieses Thema völlig dem Regulator zu überlassen, würde allerdings zu kurz greifen.

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Unternehmen aller Grössenordnungen, insbesondere aus Branchen, die die meisten natürlichen Ressourcen verbrauchen und die meisten Abfälle erzeugen, müssen eine grundlegende Rolle beim Übergang zu einer zirkulären Wirtschaft spielen. Aber sie können dies nicht allein, in grossem Massstab und zu vernünftigen Kosten tun.

 

Der Autor

Nicolas Jourdain, Experte für Kreislaufwirtschaft, Director, KPMG Schweiz, Zürich.

System für ganzheitliche Fortschritte

Der Übergang zu Geschäftsstrategien der Kreislaufwirtschaft erfordert daher eine branchenübergreifende Zusammenarbeit, um durch Wissensaustausch, Ressourcenoptimierung und Kostensenkung ganzheitliche Fortschritte zu erzielen, Innovationen zu fördern und Risiken zu mindern. 

Ein breites Spektrum von Interessengruppen wie Zulieferer, Wettbewerber, Konsumentinnen, NGO sowie die Wissenschaft und staatliche Stellen müssen einbezogen werden, um ein kooperatives, für alle Seiten vorteilhaftes Umfeld und lebendiges Ökosystem zu schaffen.

Eine Möglichkeit, wie Unternehmen durch Kooperationen zur zirkulären Wirtschaft beitragen können, ist die gemeinsame Nutzung von Ressourcen wie beispielsweise Maschinen, Lagerflächen oder Transportmittel. Damit können sie nicht nur Kosten senken, sondern auch ihre Auslastung erhöhen, Überkapazitäten vermeiden und die Umweltbelastung reduzieren. 

Ein weiterer Ansatz ist die Entwicklung gemeinsamer Lösungen. Unternehmen können zusammenarbeiten, um innovative Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, die auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basieren. Man denke etwa an ein gemeinsames Recyclingprogramm oder eine Plattform für den Austausch von gebrauchten Produkten. Dadurch können Unternehmen nicht nur ihre Ressourcen bündeln und einen positiven Beitrag an die Umwelt leisten, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten erschliessen und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Zudem lassen sich über gemeinsame Logistik- oder Vertriebsstrukturen die Kosten senken.

Gemeinsam lassen sich Kosten senken und die Auslastung erhöhen.

 

Kooperationen können auch dazu beitragen, die Akzeptanz und Verbreitung von zirkulären Geschäftsmodellen zu fördern. Indem Unternehmen zusammenarbeiten und ihre Erfahrungen teilen, können sie voneinander lernen und Best Practices entwickeln. Auch der Austausch und Allianzen mit der Wissenschaft und NGO, die über spezialisiertes Wissen verfügen, können hierzu einen wertvollen Beitrag leisten. So können Unternehmen von altbewährten oder auch neuartigen Verfahren lernen und ihre eigenen Ansätze verbessern. Durch die Zusammenarbeit – auch via Branchenverbände – können Unternehmen zudem ihre Stimme stärken und gemeinsam für die Durchsetzung zeitgemässer Standards eintreten. 

 

Entlang der Wertschöpfungskette

Die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten, Kundinnen und anderen Stakeholdern entlang der Wertschöpfungskette ist ein unverzichtbarer Pfeiler für den erfolgreichen Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft. Der kollaborative Ansatz gewährleistet eine optimierte Ressourcennutzung und Risikominderung und fördert eine Zukunft, in der Unternehmen nicht nur florieren, sondern auch die Umwelt und wertvolle natürliche Ressourcen gewissenhaft schützen.