Eine aktuelle Studie der Travel Management Companies im Deutschen Reiseverband DRV zeigt: Die Zahl der Geschäftsreisen in unserem Nachbarland nimmt nach zwei von Lockdowns geprägten Jahren wieder zu – und auch das Umweltbewusstsein kehrt zurück. Demnach berücksichtigen 56 Prozent der Firmen ab 250 Mitarbeitenden ökologisch-soziale Standards bei ihren Buchungen. Zwei Drittel der Geschäftsreisenden versuchen, auf dem Business Trip mehrere Termine miteinander zu verbinden – das sind fünf Prozentpunkte mehr als 2019.
Unterschiede gibt es bezüglich Unternehmensgrösse: So geben 67 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten an, Initiativen gestartet zu haben, die die Reduktion des CO2-Fussabdrucks zum Ziel haben. Bei den Firmen mit 250 bis 500 Mitarbeitenden sind dies nur 47 Prozent.
Besonders ausgeprägt ist der Nachhaltigkeitseffekt bei Unternehmen, die mit Geschäftsreisebüros zusammenarbeiten. Bei 58 Prozent der Firmen, die ihre Business-Trips von einem spezialisierten Dienstleister organisieren lassen, spielt Nachhaltigkeit bei der Buchung eine grosse Rolle; bei den Unternehmen ohne professionelle Unterstützung sind es nur 47 Prozent. Auch die Häufigkeit der Geschäftsreisen fällt ins Gewicht: Wer im Schnitt nur jeden zweiten Monat oder seltener unterwegs ist, macht sich weniger Gedanken um den Umwelteffekt des Business Trips (44 Prozent). Bei ein bis zwei Dienstreisen im Monat sind es 64 Prozent.
Und hierzulande?
Ähnlich sieht das Bild in der Schweiz aus. Gemäss Air Plus International, einem führenden Anbieter im Bereich Corporate Payment, nehmen Geschäftsreisen auch hierzulande kontinuierlich zu. Zudem zeigen sich klare Verschiebungen bei der Länge der Reise. Von Januar bis Mai 2022 dauerten Interkontinentalreisen im Schnitt 12,5 Tage (2019: 10,3 Tage), Europareisen 4,6 Tage (2019: 3,7 Tage) und geschäftliche Reisen in der Schweiz erhöhten sich markant auf durchschnittlich 18,5 Tage (2019: 3,4 Tage).
«Hier zeigen sich die heutigen Möglichkeiten und die Akzeptanz gegenüber ‹remote work› deutlich», sagt Andy Stehrenberger, Geschäftsführer von Air Plus International in der Schweiz. Anstelle mehrmals innerhalb der Schweiz von A nach B zu reisen, würden Business Trips zusammengelegt oder die Arbeitsplätze gleich für einen längeren Zeitraum verlegt. Diese Tatsache zeuge auch von einem ökologischen Umdenken.
Mehr Zug als Flug
Dies wird von Schweizer Geschäftsreisebüros bestätigt. Die spezialisierten Hotelplan-Anbieter bta first travel und Finass Reisen beispielsweise verzeichnen seit dem Frühling 2022 wieder eine stark ansteigende Nachfrage nach Geschäftsreisen. Der Eingang an Neubuchungen liege derzeit auf dem Stand vor Corona, heisst es seitens Hotelplan. Einzig der asiatische Markt habe sich aufgrund von nach wie vor geltenden Einreisebeschränkungen nicht erholt.
Sowohl Finass als auch bta stellen ein deutlich erhöhtes Umweltbewusstsein der Firmen fest: «Immer mehr Unternehmen haben sich Nachhaltigkeitsziele gesetzt. So werden Geschäftsreisen ins nahe Ausland – beispielsweise nach Paris, München oder Mailand – vermehrt auch mit dem Zug statt mit dem Flugzeug absolviert», sagt eine Hotelplan-Sprecherin. Zudem werde bewusster gereist, zum Beispiel indem mehrere Destinationen miteinander kombiniert würden.
Darüber hinaus gebe es eine Tendenz, Geschäftstermine im Ausland mit privaten Ferien an derselben Destination zu verknüpfen, was wiederum zu einer Reduktion der Flugmeilen führe. Seit der Pandemie sei auch die Akzeptanz von virtuellen Zusammenkünften gestiegen. Die Verantwortlichen von Finass Reisen und bta first travel gehen deshalb davon aus, dass vor allem grössere, global tätige Unternehmen auch langfristig zumindest teilweise auf Online-Meetings setzen werden.