Weit über 1000 Scheinwerfer bestrahlen den Parthenon, das Erechtheion, die Propylen, das Denkmal des Philopappos, den Hephaistos-Tempel (Theseion) und verleihen der Akropolis, dem Philopappos-Hügel und der Agora ein strahlendes Aussehen. Damit kommen die antiken Stätten von Athen besonders auch nachts wunderschön zur Geltung. Die mit Bedacht gewählte Ausrichtung des Parthenon-Tempels nutzt tagsüber das Licht der Sonne. Die einzigartige Architektur wird speziell hervorgehoben. Bisher waren die antiken Bauten nachts jedoch kaum zu sehen. Einzig bei Vollmond waren die Umrisse im blassen Licht erkennbar. Die Beleuchtung des Akropolis-Felsens und der antiken Stätten präsentierte sich schon seit einigen Jahren nicht mehr auf dem heutigen Stand der Technik. Die Olympischen Sommerspiele machten die Modernisierung erst möglich. Nun erscheint der «heilige» Felsen nachts in natürlichen Farbtönen anstatt wie früher im «harten» Orange, das den optischen Eindruck verfälschte.
Der Grundgedanke, die antiken Stätten in Athen zu beleuchten, geht auf den bekannten Regisseur Michalis Kakoyannis zurück. Es war der Verein der «Freunde Athens», der einen Grossteil der Kosten für das Design übernahm. Ausgeführt wurde es vom international bekannten Beleuchtungsartisten Pierre Bideau (der auch die Beleuchtung des Eiffelturms vorgenommen hat) sowie vom Ingenieur Kostas Kapos, der dem Ingenieurbüro Doxiadis angehört. Das Bauunternehmen J&P Avax war verantwortlich für die Errichtung der Scheinwerfer. Sie sollten weder die Besucher behindern noch die Umgebung verschandeln. Zu diesem Zweck wurden 800 Philips-Halogenscheinwerfer (Typ CTM-T weiss Natrium) mit einer Leistung von 35 bis 250 W auf der Akropolis platziert. So ist nicht nur für die Energieersparnis gesorgt, sondern es wird auch aus der Ferne noch das Relief der Säulen, Metopen und Gibelfresken hervorgehoben, und die Aussenmauern und architektonischen Einzelheiten sind besser zu erkennen. «Es war unser Ziel, die Stilelemente der antiken Gebäude hervorzuheben, um jedes von ihnen in seiner Einzigartigkeit herauszustellen und von innen erstrahlen zu lassen als Symbol des antiken Geistes», sagt die Leiterin des Archäologischen Amts der Akropolis, Alkistis Choremi.
Die Beleuchtung der Akropolis ist ästhetisch ansprechend und ergänzt die allgemeinen Bemühungen für eine bessere Hervorhebung der Athener Sehenswürdigkeiten in den Abendstunden. Im Parthenon-Tempel wird die Zweifarbigkeit besonders durch eine versteckte Beleuchtung von aussen betont. Die Propyläen und das Erechtheion werden von innen und aussen beleuchtet. Im Theseion wurden die Scheinwerfer rund um den Tempel herum angeordnet, da es in dem 2400 Jahre alten, antiken Gebäude eine grosse Fläche auszuleuchten galt.
Die Gesamtkosten für die Beleuchtung der Akropolis beliefen sich auf etwa 8 Mio Euro. Die Beleuchtungsarbeiten am Lykabettus-Hügel (auch hier zeichnen Bideau und Kapos verantwortlich) sind noch nicht abgeschlossen. Ein weiterer Kostenpunkt war auch die Beleuchtung des Panathenaikos-Stadions auf dem Ardetos-Hügel, wo schon in der Antike das Athener Stadion lag. Die einstige Sportstätte wurde für die ersten Olympischen Sommerspiele der Neuzeit 1896 aus Marmor von den Penteli-Bergen erbaut. Als grosszügiger Stifter engagierte sich damals Andreas Syngros. Die neue Beleuchtung wurde jetzt vom Büro Karakassis ausgeführt.
Die drei hügeligen Gebiete Athens mit einer Gesamtfläche von 120 ha sind mittlerweile ausreichend beleuchtet, auch wenn der Lykabettus-Hügel derzeit noch fehlt. Bei dieser Erhebung fehlt eine Umzäunung ebenso wie beim Philopappos-Hügel. Die Akropolis und das Theseion sind dagegen aus Sicherheitsgründen vor allem nachts abgeriegelt.
Dem Effekt der nächtlichen Beleuchtung macht tagsüber die reichhaltige Bepflanzung mit ihren Grüntönen Konkurrenz. Zunächst hat der bekannte Landschaftsgestalter Dimitrios Pikionis hauptsächlich Olivenbäume entlang dem Wegs von den Propyläen der Akropolis zum Philopappos-Hügel gepflanzt. In den letzten 40 Jahren sind zahlreiche Bemühungen unternommen worden, in Attika heimische Bäume um den Eingang des Odeons von Herodes Attikus und um das Olympeion anzupflanzen. Andere antike Stätten, wie die Promenade rund um den Akropolis-Felsen, den Areopag, das Dionysos-Theater und die (noch unbepflanzten) Ufer des Ilissos harren noch ihrer landschaftstechnischen Gestaltung. Auf dem Lykabettos-Hügel wurde die Begrünung dem Ingenieurbüro Doxiadis übertragen, wobei der Forstwirtschaftler Petros Kannas verantwortlich zeichnet. Dort sollen 23000 Pflanzen und Bäume gesetzt werden. Gleichzeitig werden Bewässerungs- und Brandschutzanlagen installiert. Der Bezirk Athen kommt für die erforderlichen Mittel auf.
Weiträumige Grünzone
Die Beleuchtung und die Bepflanzung unterstreichen den «Antiken Park» von Athen, der im Entstehen ist und sich vom Hadrianstor bis zum antiken Friedhof Kerameikos erstreckt. Eine weiträumige, optisch vereinte Grünzone im Zentrum der Stadt gestattet den Bürgern und Besuchern Athens einen ausgedehnten Spaziergang. Dank der neuen Beleuchtung nun bei Tag und bei Nacht, weitab vom Lärm des Verkehrs und dem Rummel der Stadt. Hierzu werden trotz Mittelknappheit im diesjährigen Haushalt des griechischen Kultusministeriums die erforderlichen Mittel eingeplant, wie der Vorsitzende der Gesellschaft für die Vereinheitlichung der Antiken Stätten, Kyriakos Griveas, versichert. «Die Vereinheitlichung wird entweder stattfinden, um grosse und weitreichende Eingriffe ins Stadtbild zu gestatten, oder es wird sie gar nicht geben», orakelt er. Das Resultat ist schon bald bekannt.