Mit einem Einmann-betrieb angefangen, 4000 Arbeitsplätze geschaffen und bis heute erhalten: Hans Huber ist ein einmaliger Fall in der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte. Er blickt eigentlich nie zurück, ausser wenn man ihn dazu drängt, was er sichtlich nicht sonderlich goutiert. «In einer blauen Schürze habe ich Schrauben und Beschläge verkauft», sagt er.
Das ist eigentlich schon alles, was er zu den Anfängen seines Unternehmens bemerkt. Darüber, dass er nie rote Zahlen schrieb, nie Entlassungen vornehmen musste und immer noch mehr Stellen geschaffen hat, spricht er nicht. Auch nicht davon, dass er hunderten von Lehrlingen zu einer Ausbildung verholfen hat.
Wer Hans Huber gegenübersitzt, hat fast das Gefühl, das sei kinderleicht Arbeitsplätze zu schaffen und jungen Menschen dazu zu verhelfen, einen Einstieg ins Berufsleben zu finden. Soeben hat SFS Jugendliche ausgezeichnet, die eine erfolgreiche Berufslehre absolvierten. «Ich habe mich immer stark gemacht für das Duale Berufsbildungssystem. Ihm liegt, obwohl er sich längst zurücklehnen könnte, viel an der Ausbildung von Nachwuchs. Derzeit befinden sich in seinen ihm nahe stehenden Betrieben rund 300 junge Menschen in der Ausbildung.
Der Schuster blieb nicht bei seinen Leisten
Hans Huber erzählt, mit Blick auf den Alpstein und die in einen herbstlichen Nebel eingehüllte Appenzeller Landschaft, wie er eine Schuhmacherlehre begann, wie ihm das nicht so frommte und wie er in den Eisenwarenhandel einstieg. Charakteristisch ist, dass er immer egal, wo er sich durchschlug etwas mitgenommen hat, was heute seinen Erfolg ausmacht: Nicht über etwas reden, sondern selber hineinknien und versuchen, Menschen, die ein Produkt wollen, zu verstehen.
Die Schuhmacherlehre war nicht zufällig. Sein Vater beherrschte dieses Handwerk perfekt. Er starb, als Huber gerade einmal sieben Jahre alt war. Die Mutter von Hans Huber, mit fünf Kindern in einer schwierigen Lage, tat alles, um das Geschäft weiterzuführen.
Tausende Arbeitsplätze aus dem Nichts
Huber gefiel es im «Schuh-Business» nicht besonders. Immerhin hat er das ist wieder bezeichnend bei Thomas Bata, ja dem legendären Schuh-Bata, wieder ein paar wichtige Grundsätze für die künftige und heutige Firmenstrategie sammeln können. Beispielsweise «Wenn du nicht lächeln kannst, musst du gar nicht erst etwas verkaufen wollen» und «Wenn du etwas nicht von der Pike auf kennst, wirst du nie erfolgreich sein».
Mit diesen zwei Sätzen ist Hans Huber in groben Zügen beschrieben.
Zum Lächeln: Er wirkt immer heiter und fröhlich. Kann er wirklich einmal streng und hart sein? «Und ob ich das kann», sagt er.
Am 1. November 1943 trat er die Lehre als Eisenwarenhändler bei B. Stadler's Erben an quasi als «Einzelmaske». 1949 eröffnete Hans Huber im Auftrag der Firma Stadler eine Filiale in Heerbrugg. Seine Schwester half ihm als erste Mitarbeiterin aus. 56 Jahre später beschäftigt die SFS-Gruppe rund 4000 Mitarbeitende.
Gleichzeitig hat Hans Huber die damalige Heberlein Holding mit dem Einschuss von erheblichen Ressourcen und in enger Zusammenarbeit mit den Banken restrukturiert. Tatsache ist, dass sich die heutige Gurit Heberlein erfolgreich behauptet, und dass das auf Kunststofftechnik fokussierte Unternehmen gut in der schweizerischen Wirtschaftslandschaft dasteht. Nach Anlaufsschwierigkeiten im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte der Umsatz um 14% gesteigert werden.
«Nie jemanden über den Tisch ziehen»
Das Beste aus einer schwierigen Situation zu machen das klingt einfacher, als es ist. Schuhmacherlehre, Ausbildung zum Eisenwarenspezialisten und Förderer der ostschweizerischen Wirtschaft. Als Hans Huber im Alleingang das Eisenwarengeschäft in Heerbrugg übernahm, musste er sich vor allem auch darum kümmern, dass er genügend Produkte bekam, da ein ausgesprochener Verkäufermarkt vorherrschte. Dies führte dann dazu, dass Hans Huber mit Partnern 1960 eine Schraubenfabrikation aufzog, die sich überaus erfreulich und konstant entwickelte.
Seine Führungsgrundsätze könnten kürzer nicht sein: «Nie jemanden über den Tisch ziehen. Immer eine Partnerschaft zwischen Kunden, Mitarbeitenden und dem Unternehmen anstreben.» Irgendwann im Gespräch erfährt man dann auch noch, dass er an der Fisba Optik in St. Gallen zu 50% beteiligt ist und ihr als VR-Präsident vorsteht. Diese ist heute die führende Herstellerin von optischen Systemen. Das Angebotsprofil reicht von einfachen Optiken bis zu Hochleistungs-Lasersystemen und optischen Sensoren für die Weltraumtechnologie.
Immer vorwärts schauen. Dabei hat er den 78. Geburtstag hinter sich. Er holt ein paar kalt umgeformte kleine Teile aus seinem Büro und erklärt, wo sie gebraucht werden. «Auf diesem Gebiet sind wir Weltmeister. In fast allen Autos auf der Welt werden Teile für Sicherheitsgurt-Systeme, Dieseleinspritzungen oder Bremssysteme von SFS eingesetzt.» Und ganz beiläufig erwähnt Huber, dass er zusammen mit einem Partner und einem Management Buy out die Druckguss-Systeme St. Gallen vor einer unfreundlichen Übernahme gesichert hat.
Hans Huber, ein Philanthrop? Er würde sich weigern, diesen Ausdruck zu verwenden. «Ich freue mich jetzt schon auf die Velotour mit meinen Freunden», sagt er beim Abschied.
Hans Hubers Führungsprinzipien
1. Einfach bei allem Handeln daran denken, dass der Wirtschaftsstandort Schweiz attraktiv bleiben muss.
2. Mitarbeitende sind das grösste Kapital des Unternehmens.
3. Immer dazu sehen, dass sie kundenorientiert arbeiten.
4. Seine eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen.
5. Nicht aufgeben - nie.
Zur Person
Hans Huber, geboren am 24. August 1927, trat 1943 eine kaufmännische Lehre bei «B. Stadler's Erben» in Altstätten an. Wenige Jahre später eröffnete er ein Eisenwarengeschäft in Heerbrugg. 1960 startete er die Schraubenfabrikation «SFS Presswerk Heerbrugg AG» und baute dieses Unternehmen in den kommenden Jahren unter schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen weltweit aus.1975 übernahm er das Präsidium der Heberlein Holding, wo er, einmal mehr, als Nothelfer einsprang.
SFS-Gruppe: Schrauben für Stadler
Die SFS-Gruppe, Heerbrugg, operiert mit einem Industrie-Unternehmen und zwei Handelsfirmen. Das Industrie-Unternehmen, SFS Intec, ist weltweit Entwicklungspartner, Hersteller und Zulieferer von Präzisionsformteilen, Spezialschrauben und mechanischen Befestigungselementen. Das von Hans Huber aufgebaute Unternehmen erreichte letztes Jahr erstmals einen Umsatz von über 1 Mrd Fr.
Die Gurit-Heberlein-Gruppe, Wattwil, an deren erfolgreichem Aufbau Hans Huber massgeblich beteiligt war, soll per 1. Januar 2006 in zwei auf klar definierte Bereiche beschränkte, selbstständige Industriebetriebe aufgespalten werden. Die beiden heutigen Divisionen Health Care und Industrial Applications sollen als börsenkotierte Publikumsgesellschaften weitergeführt werden. Der Konzernumsatz betrug 2004 580 Mio Fr.
Die Abkürzung «SFS» bedeutete ursprünglich «Schrauben für Stadler» und steht heute für «Swiss Fastening Systems».