Mit viel Wumms im Gepäck ist ein neuer Wettbewerber in den Schweizer Automarkt eingefahren. Der US-Elektroautohersteller Lucid Motors eröffnete vergangenen Freitag in Genf seine erste hiesige Verkaufsfiliale. Nach einer Niederlassung in München ist dies der zweite europäische Ableger des 2007 gegründeten Unternehmens mit Sitz im kalifornischen Newark.
Lucid Motors agiert mit dem Prinzip «stärker, schneller, luxuriöser, geräumiger» – ganz nach dem US-Stereotyp «bigger is better». Die Marke führte sich Anfang des Jahres mit einem regelrechten Monster ein. Die Leistungen der Lucid Air Dream Edition, einer limitierten und inzwischen ausverkauften Serie, sind ziemlich verrückt: 1111 PS, 900 Kilometer Reichweite und eine Beschleunigung auf 97 km/h (60 mph) in nur 2,6 Sekunden. Da kommt die Konkurrenz ins Schleudern.
Die Dream Edition ist eine von vier Varianten der «Lucid Air»-Reihe, mit der der Elektroautobauer den europäischen Markt erobern und seinen kalifornischen Konkurrenten Tesla im Bereich der Hochleistungs-Elektroautos herausfordern will. Die drei weiteren Luxuslimousinen, die Lucid derzeit im Köcher hat: das Einstiegsmodell Air Pure (480 PS, 653 km Reichweite), den Air Touring (620 PS, 653 km Reichweite) und den Air Grand Touring (819 PS, 845 km Reichweite).
Lucid entwickelt ein weiteres Strassenungetüm
Zudem arbeiten die Kalifornier gerade an zwei neuen Modellen, die bald auf den Markt gebracht werden sollen. Für 2024 ist ein SUV geplant, der Air Gravity. Und mit dem Air Sapphire will Lucid Motors nochmals bei der Leistung zulegen. Der Motor soll über 1200 PS haben. Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h. Beschleunigung: in 1,89 Sekunden auf 97 km/h, was etwas schneller ist als beim Tesla Model S Plaid, dem aktuell schnellsten Elektroauto der Welt.
Lucid lässt also seine Muskeln spielen, um im hart umkämpften Automarkt zu bestehen. «Wenn man sich von der Konkurrenz abheben will, muss man besser sein», sagte Daniel Davey, Verkaufsleiter für Europa, gegenüber «Le Matin». Einerseits kommt dem Unternehmen so viel Aufmerksamkeit zu. Anderseits erscheint diese Demonstration der Stärke gerade in der aktuellen Energiesituation etwas unpassend.
Bei Strommangel bleiben E-Autos in der Garage
Der Bundesrat hat eine lange Liste von Verboten publiziert, sollte der Strom in der Schweiz knapp werden. Ab der dritten von vier Eskalationsstufen sieht der Bund Einschränkungen für Elektroautos vor. Die E-Fahrzeuge dürfen dann bloss noch für «zwingend notwendige Fahrten» benutzt werden. Darunter fallen Berufsfahrten, Einkäufe, Arztbesuche, Kirchengang und der Gang zu Gerichtsterminen.
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Welchen Einfluss die derzeitige Wirtschaftslage haben kann, musste das Unternehmen dieses Jahr lernen. Eigentlich gab es für 2022 das Produktionsziel von 20’000 Fahrzeugen aus. Wegen Lieferschwierigkeiten musste Lucid aber die Zahl nach unten korrigieren. Nun strebt das Werk in Casa Grande, Arizona, 6000 bis 7000 Elektrowagen an.
Nichtsdestotrotz planen die Kalifornier eine weitere Expansion auf dem alten Kontinent. Es sollen zusätzliche Studios und Dienstleistungszentren in europäischen Grossstädten dazukommen – unter anderem in Zürich.
(mth)